Coach Rahmen setzt neue Akzente Winti-Captain Lekaj: «Unter Bruno Berner haben wir defensiver gespielt»

SDA/lih

23.9.2023 - 10:00

Mit ihm auf dem Platz ist Winterthur diese Saison noch ungeschlagen: Captain Granit Lekaj.
Mit ihm auf dem Platz ist Winterthur diese Saison noch ungeschlagen: Captain Granit Lekaj.
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Seit Granit Lekajs Rückkehr auf den Fussballplatz ist der FC Winterthur noch unbesiegt. Der Captain und Abwehrchef geniesst nach einer nicht immer einfachen Karriere derzeit jede Minute.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Granit Lekaj ist Captain des FC Winterthur. Mit ihm auf dem Platz ist der Zürcher Klub diese Saison noch ungeschlagen.
  • Die Karriere des 33-jährigen ist von Auf und Abs geprägt. Bis zu seinem Super-League-Debüt musste er sich lange gedulden.

Auf dem Nebenplatz der Schützenwiese herrscht während der abschliessenden Übungseinheit lockere Stimmung – für Trainer Patrick Rahmen teils zu locker. «Granit, etwas mehr Dynamik, bitte», ruft er Lekaj zu, nachdem dieser den Angriff mit einem Pass aus dem Stand ausgelöst hat. Der Innenverteidiger quittiert die Aufforderung mit einem Lächeln und auch Rahmen dreht sich schmunzelnd ab. «Es ist gut, dass der Trainer auch uns erfahrene Spieler ermahnt», wird Lekaj die Szene danach kommentieren. «Der Austausch ist immer respektvoll und mit dem nötigen Witz.»

Die gelöste Atmosphäre beim FCW überrascht nicht. Das Team, das letzte Saison oft unten durch musste, befindet sich in einem Hoch. Am Sonntag ersparte man sich in Aarau dank eines Treffers in der letzten Minute das Zittern in der Verlängerung und erreichte die nächste Cup-Runde. In der Liga holte man in den letzten drei Spielen sieben Punkte und arbeitete sich in die erste Tabellenhälfte vor.

Für Lekaj, der seine sechste Saison in Folge mit Winterthur in Angriff nimmt, ist das aber nicht mehr als eine schöne Momentaufnahme. Der 33-Jährige weiss genau, wie schnell es im Fussball wieder abwärts gehen kann. Denn die Karriere des beim FC Pfäffikon gross gewordenen Fussballers war über weite Strecken von Unsicherheiten geprägt.

Lekaj musste sich bis zum Sprung in die Super League lange gedulden

2018 wechselte der gelernte Logistiker zum FCW, bei dem er acht Jahre zuvor das Debüt als Profi gegeben hatte. Fast hatte er sich mit der ewigen Zweitklassigkeit abgefunden, als mit Mike Keller ein Präsident kam, der ein mutigeres Denken forderte. Nicht nur die Spieler, sondern der ganze Klub sollte die Super League ins Auge fassen, die lange ausser Reichweite schien.

«Das fand ich natürlich toll», erinnert sich Lekaj. «Dass es so schnell gehen würde, hätte aber kaum jemand gedacht.» 2021 realisierte der FCW bereits den Aufstieg und Lekaj kam nach 337 Partien in der Challenge League – der Rekord liegt bei 376 – mit 32 Jahren zum ersehnten Debüt in der Super League.

«In dieser Saison wird noch viel passieren»

Lekaj ist kein Mann der grossen Worte, überlässt in der Kabine anderen das Entfachen der Emotionen. Auch auf dem Platz pflegt er keinen auffälligen Spielstil. Was ihn auszeichnet, sind seine Zweikampfstärke sowie der allgemein bedingungslose Einsatz. Attribute, die nicht zuletzt die Fans sehr schätzen.

Dass er beim Meisterschaftsauftakt zuschauen musste, nervte ihn. Ein Haarriss im Fuss, den er sich Ende der letzten Saison zugezogen hatte, zwang ihn zur Pause. Das Comeback gab er im Heimspiel gegen GC, als Winterthur den ersten Sieg holte. Dass sein Team seither ungeschlagen ist, relativiert Lekaj aber gleich selbst: «Die Saison hat erst angefangen und es wird noch viel passieren.» Und doch sieht auch er das dank geschickten Transfers gestiegene Potenzial im Team. Der Klub holte Routiniers wie Luca Zuffi oder Basil Stillhart und Talente wie Alexandre Jankewitz oder Randy Schneider. Auch die Leihe des jungen Torhüters Marvin Keller könnte sich als Glücksgriff erweisen.

Bedingungsloser Einsatz von Winterthurs Abwehrchef Granit Lekaj.
Bedingungsloser Einsatz von Winterthurs Abwehrchef Granit Lekaj.
Keystone

Auffallend ist die offensivere Spielweise unter Rahmen, wodurch das Team nach sechs Runden bereits bei 13 Toren steht. Zum Vergleich: In der letzten Saison gelangen den Winterthurern in 36 Runden nur 32 Treffer. «Unter Bruno Berner haben wir defensiver gespielt und den angestrebten Ligaerhalt geschafft. Nun sind wir angekommen und können mutiger auftreten», fasst Lekaj zusammen.

Im letzten Meisterschaftsspiel waren sechs Spieler in Winterthurs Startelf 23 Jahre alt oder jünger. Während diese mit Tempo überzeugen, sollen die erfahrenen Spieler wie Lekaj, Zuffi oder Stillhart die nötige Ruhe ins Spiel bringen. Eine Aufgabe, die der Captain, dessen Vertrag 2024 ausläuft, auch im anstehenden Heimspiel gegen Lausanne-Ouchy gerne übernimmt. So oder so geniesst er jeden Auftritt in der höchsten Liga. Lange hatte er darauf warten müssen.