FCB-Rekordspieler Fabian Frei verlässt den Klub nach 543 Partien in Rot-Blau, nachdem er aufs Abstellgleis gestellt wurde. blue Sport blickt auf andere Klub-Ikonen und ihre Abschiede zurück. Nicht alle sind geglückt.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- FCB-Rekordspieler Fabian Frei verlässt den Klub nach 543 Partien in Rot-Blau, nachdem er aufs Abstellgleis gestellt wurde. So hat er sich das Ende in Basel, wo er fünf Meister- und drei Cuptitel feiern durfte, sicher nicht vorgestellt.
- Nicht nur für Fabian Frei (35), sondern auch für viele andere Identifikationsfiguren bleibt der grosse Abgang durch die Vordertür ein unerfüllter Traum. blue Sport beleuchtet sechs Abschiede von anderen Klub-Ikonen, die ganz unterschiedlich abliefen.
Alex Frei (167 Spiele für Basel)
Von Yakin auf die Seite geschoben
Am 14. April 2013 wird Alex Frei in Basel vor dem letzten Spiel seiner äusserst erfolgreichen Karriere hochemotional verabschiedet. Der damalige FCB-Präsident Bernhard Heusler hält eine flammende Rede im ausverkauften Joggeli. Frei nimmt danach ein Bild und einen Blumenstrauss entgegen und ergreift zutiefst gerührt das Mikrofon. Mit stockender Stimme und unter tosendem Applaus bedankt er sich bei Familie, Freunden und Fans. Als im Stadion ein Film seiner schönsten Aktionen abgespielt wird, fliessen beim Stürmerstar die Tränen.
Danach zeigt er ein letztes Mal seine ganze Klasse. In der 58. Minute zirkelt er im Klassiker gegen den FCZ einen Freistoss aus rund 25 Metern zum 1:1 in den Winkel, sein 108. und letzter Treffer im FCB-Trikot ist ein Augenschmaus. Kurz darauf macht er dem heutigen blue Sport Experten Marco Streller Platz. Fabian Schär und der eingewechselte Mohamed Salah sorgen schliesslich für den 3:1-Sieg und den perfekten Abschied von Frei, der seinen vierten Meistertitel in Folge feiert – allesamt gewonnen nach seiner Rückkehr zum Jugendverein.
Dass es zwischen ihm und dem damaligen FCB-Trainer Murat Yakin nicht passt, ist ein offenes Geheimnis. Zurückblickend sagt Frei: «Er kennt meine Haltung zu ihm als Trainer und die zum Menschen Murat Yakin. Privat haben wir ein überragendes Verhältnis, von allerhöchstem Respekt geprägt.»
Unmittelbar nach seinem Rücktritt übernimmt Frei das Amt als Sportchef beim FC Luzern und schlägt später eine Trainerkarriere ein. Aktuell ist der 45-Jährige vereinslos.
Tranquillo Barnetta (135 Spiele für St. Gallen)
Sein Ende via Videobotschaft verkündet
Im April 2019 verkündet Tranquillo Barnetta, 33-jährig, in einer Videobotschaft seinen Rücktritt auf Ende Saison. «Nach 17 Jahren als Profi ist mir der Entscheid nicht leicht gefallen. Aber ich bin überzeugt, dass am Ende dieser Saison der richtige Moment gekommen ist, um Ciao zu sagen», sagt er. Im Interview mit dem St. Galler Tagblatt erläutert Barnetta seine Beweggründe noch etwas genauer. «Ich wollte immer selber bestimmen, wann Schluss ist. Und nicht fremdgesteuert sein vom Körper. Oder von Verein und Trainer.»
Er meint vorwiegend Letzteres. Denn Barnettas letzte Saison ist für die St. Galler Integrationsfigur zutiefst unbefriedigend. Trainer Peter Zeidler lässt den 75-fachen Nationalspieler oft auf der Bank. «Ich verstand nicht, weshalb ich nicht zum Zug kam.» Er nennt den Fussball ein spezielles Geschäft, manchmal werde «auf den Menschen zu wenig Rücksicht genommen». Des Weiteren kritisiert er noch die Klubführung bezüglich Kaderplanung.
Im Mai 2019 gibt er in seinem Abschiedsspiel beim 1:1 in Zürich den Assist. Eine Woche davor wurde er beim 4:1 gegen YB vom Heimpublikum gebührend verabschiedet. Seit seinem Rücktritt ist Barnetta Hausmann – mit dem Fussballbusiness hat er nicht mehr viel zu tun.
Marco Wölfli (461 Spiele für YB)
2 Jahre nach Rücktritt verabschiedet
Am 28. April 2018 pariert Marco Wölfli gegen Luzern einen Elfmeter und verhilft YB so zum ersten Meistertitel seit 30 Jahren. Eigentlich ist Wölfli zu diesem Zeitpunkt hinter David von Ballmoos nur noch die Nummer 2, doch weil der Stammkeeper die komplette Rückrunde verletzt verpasst, spielt die langjährige Nummer 1 eben doch und geniesst seither endgültig Legenden-Status.
Nach dem Meistertriumph rückt der 11-fache Nati-Goalie ohne zu murren wieder ins zweite Glied und hängt noch zwei Saisons dran, in denen er zwei weitere Meistertitel und zum Abschluss den Triumph im Cup feiert. Gebührend verabschiedet wird Wölfli aufgrund der Corona-Pandemie erst zwei Jahre nach seinem Rücktritt, im September 2022, bei einem Legenden-Spiel im Wankdorf vor fast 30’000 Zuschauern.
Heute ist Wöfli in der Immobilienbranche tätig und Mitinhaber der Firma Adlatus AG real estate partners. Ausserdem ist er immer mal wieder als Fussball-Experte im TV zu sehen.
Marco Schönbächler (353 Spiele für Zürich)
«Das plötzliche Ende war ein Schock»
Fast die Hälfte seines Lebens ist die FCZ-Garderobe Marco Schönbächlers zweites Zuhause. 14 Jahre spielte der Flügelstürmer für die 1. Mannschaft, 19 Jahre insgesamt war er im Klub. Im Sommer 2021, erst 31-Jährig, rechnet er damit, dass sein Vertrag verlängert wird. Fehlanzeige, der FCZ will nicht mehr. Es sei ein Schock gewesen, sagt Schönbi Wochen später. Tagelang hat er gelitten. «Ich war enttäuscht, traurig. Es war wirklich schwierig, den Entscheid nachzuvollziehen.»
Die schwersten Minuten waren, als er seinen Spind räumen musste. «Als ich in meinem Schrank all die alten Fotos gesehen habe, ist es doch nochmals emotional geworden», verriet er damals Blick.
Ein Jahr ist Schönbächler danach verleinslos, geht auch aufs RAV stempeln. Im Sommer 2022 entschliesst er sich zum Rücktritt vom Spitzensport und schliesst sich seinem Jugendklub FC Urdorf an, wo er noch heute Amateurfussball spielt. Schönbächler führt eine Padel-Halle in Rüti ZH.
Vero Salatic (396 Spiele für GC)
Bitterer geht ein Abschied kaum!
Die GC-Integrationsfigur schlechthin wird im Sommer 2020 für ein Gespräch aufgeboten. Es hiess von Klubseite, dass man mit ihm die Planung der neuen Saison besprechen wolle. Salatic wird überrumpelt. Die Verantwortlichen teilen ihm mit, dass man nicht mehr mit ihm plant. Dabei hat er ja noch ein Jahr Vertrag. «Ich war hundert Prozent sicher, dass ich für GC weiterspiele. Wenn man so lange bei einem Verein ist, tut so ein abruptes Ende weh.»
Wie wenig Wertschätzung GC seinem langjährigen Captain entgegenbringt, zeigt die Art und Weise, wie Salatic verabschiedet wird. Kein Abschiedsspiel, nicht mal ein Blumenstrauss im Stadion. Es gibt eine nüchterne Medienmitteilung und der Mittelfeldspieler, der in 396 Partien für GC die Knochen hingehalten hat, ist Geschichte. Die Medienmitteilung sei damals übrigens schon vor dem persönlichen Gespräch vorbereitet gewesen, sagt Salatic.
Es gab von Klubseite aus kein Interesse daran, die Klub-Ikone über die Karriere hinaus zu behalten. Sein letztes Spiel im GC-Dress? Ein 0:6 gegen Winterthur in der Challenge League im Sommer 2020. Bitterer geht ein Abschied kaum! Salatic ist heute als Spielerberater tätig.
David Zibung (520 Spiele für Luzern)
«Das ist einfach nur der Wahnsinn»
2003 schafft Zibung den Sprung von der U21 in die 1. Mannschaft des FC Luzern. Bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2021 hält er dem Verein die Treue. In seinem letzten Spiel vor dem Rücktritt gewinnt der heute 40-Jährige mit dem FCL den Cup-Final – es ist die einzige Trophäe, die er mit dem FCL gewinnt. Den Nummer-1-Status hat Zibung da längst verloren, er sitzt deshalb im Final nur auf der Bank.
Das letzte Mal zwischen den Pfosten steht er drei Tage zuvor im letzten Meisterschaftsspiel am 21. Mai 2021. Vor dem Spiel wird Dave von Sportchef Remo Meyer und FCL-Präsident Stefan Wolf verabschiedet. Es ist kein allzu feierlicher Akt, denn aufgrund der Corona-Pandemie sind nur gegen die 100 Zuschauer*innen vor Ort. Gebührend verabschiedet wird er dagegen schon in den Wochen davor von den Fans.
Nachdem Zibung im Mai den Rücktritt auf Ende Saison verkündet, wird er nämlich von rund 500 Fans in einem vermeintlich ganz normalen Training überrascht, gefeiert und verabschiedet. «Das ist einfach nur der Wahnsinn. Ich finde keine andere Worte für diese Aktion. Es war überraschend und emotional – es wurden immer mehr und mehr Fans, einfach unglaublich. Diese Wertschätzung der Fans über diese vielen Jahre zu spüren und dann so verabschiedet zu werden, das ist einmalig. Das war etwas vom geilsten, was ich je gesehen habe. Ich bin dankbar, durfte ich das erleben», sagt Zibung damals gegenüber der Luzerner Zeitung.
Auch nach seiner Profi-Karriere bleibt er dem FCL zunächst treu und arbeitet in verschiedenen Funktionen für den Verein. In diesem Sommer verlässt er den FCL nach 25 Jahren Richtung Bundesliga und amtet dort nun als Sportkoordinator Lizenz bei Borussia Mönchengladbach.
Er gehört zu Luzern wie das KKL und die Kapellbrücke. FCL-Legende David Zibung war im September 2022 Gast in der Ehrenrunde bei blue Sport. Er verriet dort, warum er den Verein nie gewechselt hatte und wie er die Zeit als Fussballrentner nutzt.