Der neue Trainer der Grasshoppers, Tomas Oral, soll den kriselnden Rekordmeister vor dem Abstieg zu bewahren. Im Kellerduell gegen Winterthur sieht es lange gut aus. Nach Spielende ist der Frust aber wieder mal gross bei den Hoppers.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die Grasshoppers kommen im ersten Match unter dem neuen Trainer Tomas Oral nur zu einem 1:1 gegen Winterthur.
- Die Winterthurer gleichen in der Nachspielzeit durch Remo Arnold aus. GC bleibt nach 15 Super-League-Runden Letzter.
Selbst der heissblütige Marco Schällibaum war bei seinen letzten Auftritten mit einer Daunenjacke unterwegs. Umso grösser ist das Erstaunen, als der neue GC-Trainer Tomas Oral bei Temperaturen um den Gefrierpunkt im Letzigrund in einem schwarzen Pullover sein Debüt an der Seitenlinie gibt. Lange Zeit bleibt der 51-jährige Deutsche bei der spärlichen Bekleidung, erst gegen Spielende legt Oral sich noch eine leichte Jacke an.
Ist Oral also gestählt für den Abstiegskampf? Hat er das innere Feuer, um dem kriselnden Klub neues Leben einzuhauchen? Zumindest bei den Spielern kommt der neue Mann gut an.
«Es ist mehr Energie spürbar», meint Goalie Justin Hammel und führt aus, welchen Effekt Oral bringen soll: «Dass wir uns dagegen stemmen wollen, gegen die Situation, die wir haben.» Nikolas Muci über den neuen Chef: «Es hat sich viel verändert», so das Fazit des Stürmers. Es gebe viele Sachen, an denen sie in dieser Woche gearbeitet hätten. «Der Fokus war auf die Mentalität, auf das Umschaltspiel und auf das Laufvolumen.»
Emotionales Auf und Ab
In den ersten 45 Minuten zeigt GC eine vielversprechende Performance unter Tomas Oral. Makel allerdings: Von neun Abschlüssen der Hoppers kam nur einer auf das gegnerische Tor.
Nach einer Stunde liegt dann der Führungstreffer für den Rekordmeister in der Luft. Doch der Abschluss von Angreifer Evans Maurin wird auf der Linie geklärt. Es scheint wie verhext. Zu allem Übel fährt Ayumu Seko im eigenen Strafraum seine Arme hoch, Wintis Nishan Burkart nimmt die Einladung dankend an, hält sich sein Gesicht und fällt – Schiedsrichter Anojen Kanagasingam zeigt auf den Punkt.
Opfer Burkart nimmt gleich selber Anlauf ... und scheitert an Justin Hammel. Der 23-Jährige macht seinem Ruf als Penalty-Schreck alle Ehre: Bereits vier von fünfzehn Strafstössen konnte er in der Super League parieren.
Die Hoffnung auf einen so wichtigen Befreiungsschlag im Abstiegskampf – Gegner Winterthur hat in der Tabelle zwei Punkte Vorsprung – ist also weiterhin intakt. In der 75. Minute schickt Oral Nikolas Muci aufs Feld. Nur drei Minuten später sticht sein Joker. Ein Happy End winkt.
Der Sieg ist in der Tat zum Greifen nah. Schliesslich hat Winterthur nach einem 0:1-Rückstand in der Liga keines der letzten 14 Spiele gewinnen können. Der 21-jährige Muci lässt noch eine gute Konterchance fahrlässig liegen.
Winterhur-Coach Ognjen Zaric will Remo Arnold auswechseln, lässt aber den gross gewachsenen Mittelfeldspieler auf dem Platz – und ausgerechnet Arnold trifft in der Nachspielzeit zum Ausgleich.
Bilanz des Grauens
Bei Spielende haben die Grasshoppers 19 Schüsse abgegeben (Saison-Höchstwert für den Klub), bleiben aber weiterhin am Tabellenende stecken. Sie sind seit sieben Meisterschaftsspielen sieglos. 10 Punkte nach 15 Spielen sind GC-Tiefstwert in einer Super-League-Saison. In der Abstiegssaison 2018/19 waren es sogar 17 zu diesem Zeitpunkt.
Die Situation von GC bleibt also weiterhin kritisch. «Dass wir am Ende so ein Tor kriegen, ist sehr unglücklich. Die Mannschaft muss an ihrer Stabilität arbeiten und den Glauben haben, dass man auch solche Spiele dann zieht», sagt Oral nach der Partie. Fakt sei aber, dass man in den letzten Wochen zu viel liegen gelassen habe als Mannschaft. «Da kann man nicht erwarten, dass man gleich auf Knopfdruck immer gleich belohnt wird», betont er.
Der Deutsche lüftete im Interview mit blue Sport auch noch das Geheimnis, warum ihm die Kälte nichts ausmachte. Nebst Adrenalin war dafür vor allem eins verantwortlich – ein Pullover mit integrierter Heizung.
Am nächsten Samstag steht das Derby gegen den FC Zürich auf dem Programm. Die GC-Fans hoffen, dass ihnen endlich wärmer ums Herz wird. Heisse Luft haben sie in der jüngeren Vergangenheit schon (zu) viel erlebt.