«So kann es nicht weitergehen» Nächste Enttäuschung für YB – wackelt jetzt Wagners Trainerstuhl?

Von Jan Arnet

5.3.2022

YB – Luzern 2:2

YB – Luzern 2:2

Credit Suisse Super League, 25. Runde, Saison 21/22

05.03.2022

Auf das 0:1 gegen Servette folgt für YB ein 2:2 gegen Luzern – und das nach einer 2:0-Führung. Der Traum vom fünften Meistertitel in Folge muss wohl begraben werden. Und der Druck auf Trainer David Wagner nimmt zu.

Von Jan Arnet

«Wir hinken unseren Erwartungen hinterher», sagte YB-Sportchef Christoph Spycher schon vor der Partie gegen Luzern und machte keinen Hehl daraus, dass man nicht zufrieden sei mit der aktuellen Situation. Nebst dem grossen Rückstand auf Leader FCZ sind die Berner auch im Cup schon ausgeschieden und haben auch das Ziel, europäisch zu überwintern, verpasst.

Nur logisch, dass Trainer David Wagner langsam aber sicher in Frage gestellt wird. Und Spycher verzichtete im blue-Interview auch auf ein klares Bekenntnis für den Coach. «Es gibt keine Garantien. (...) Wir diskutieren viel intern und bewahren die Ruhe, aber es ist auch klar, dass wir gewisse Sachen analysieren und am Schluss den besten Entscheid für den Verein fällen werden», so der Sportchef.

YB-Sportchef Spycher über Trainerfrage: «Es gibt keine Garantien»

YB-Sportchef Spycher über Trainerfrage: «Es gibt keine Garantien»

05.03.2022

Jeder müsse sich hinterfragen, was er dazu beitragen könne, um den Klub wieder dahin zu bringen, wo man hinwolle, sagt Spycher. «Das gilt auch für mich. Ich habe die sportliche Verantwortung.» In seiner bald sechsjährigen Amtszeit als YB-Sportchef musste Spycher noch keinen Trainer entlassen. Adi Hütter und Gerardo Seoane machten ihre Sache so gut, dass sie eigentlich nie zur Debatte standen und am Ende weggelotst statt freigestellt wurden.

Die Kritik an David Wagner nimmt nach dem 2:2 gegen Luzern am Samstagabend indes immer mehr zu. Nicht zum ersten Mal in diesem Jahr schaffte es YB nicht, eine (2:0-)Führung über die Zeit zu bringen. Beim 3:3 zum Rückrundenauftakt gegen St. Gallen lagen die Berner sogar 3:0 voraus, beim 2:2 gegen GC vor zwei Wochen verspielte YB zweimal eine Führung.



Wagner sieht auch viel Positives

Von einem Trauma mag David Wagner nach der nächsten grossen Enttäuschung – am Dienstag verlor ein erschreckend harmloses YB in Genf mit 0:1 – aber nicht sprechen. Stattdessen sagt der Trainer, dass er gegen Luzern trotz der frühen Führung alles andere als zufrieden war mit der ersten Halbzeit. «Das war nicht gut. In der zweiten Halbzeit haben wir gut gespielt, mit dem einzigen Schuss kassieren wir noch den Ausgleich. Das ist natürlich extrem bitter und tut weh. Es darf uns nicht passieren, dass wir eine 2:0-Führung aus der Hand geben.»

Wagner: «Es tut extrem weh»

Wagner: «Es tut extrem weh»

05.03.2022

Wagner sieht in den zweiten 45 Minuten sogar «unsere beste Halbzeit in diesem Jahr». Dass das Spiel dennoch nicht gewonnen werden konnte, sei «extrem enttäuschend und ärgerlich – und ich bin dafür verantwortlich». Der Deutsch-Amerikaner hadert vor allem mit der mangelnden Effizienz seiner Offensivspieler. So weiss Wagner auch, wie YB wieder zum Siegen kommt: «Wir müssen einfach so spielen wie in der zweiten Halbzeit und effizienter sein.»

«Es muss einiges passieren bei uns»

Captain Fabian Lustenberger sieht auch das Glück nicht auf Seiten der Berner. «Es kommt einiges zusammen in diesem Jahr. Zum eigenen Unvermögen kommt auch noch Pech dazu», sagt er. «In den letzten vier Jahren ging es nur bergauf, in der letzten Saison hätten wir wohl am Ende noch das 3:2 gemacht, dieses Jahr haben wir das nicht.»

Lustenberger: «Zum Unvermögen kommt Pech dazu»

Lustenberger: «Zum Unvermögen kommt Pech dazu»

05.03.2022

Auch Christian Fassnacht findet deutliche Worte. «So wie es momentan läuft, kann es einfach nicht weitergehen. Es muss einiges passieren bei uns», so der 28-Jährige, der nach überstandener Bänderverletzung sein Comeback gab. «Ich habe das Gefühl, wir haben unsere Prinzipien verloren. Früher spielten wir Power-Fussball, Angriff um Angriff, und gaben dem Gegner kaum Zeit zum Atmen. Heute haben wir uns nach dem 2:0 zurückgezogen, statt einfach weiterzumachen.»

Eine indirekte Kritik an den Trainer? «Es ist einfach nicht mehr ganz die gleiche Mentalität vorhanden», sagt Fassnacht zumindest. Obwohl er finde, dass es innerhalb der Mannschaft eigentlich stimme. Auch in der Kommunikation mit dem Trainer sehe er «kein Problem».

Fassnacht: «So kann es nicht weitergehen»

Fassnacht: «So kann es nicht weitergehen»

05.03.2022

Der amtierende Meister brauche nun dringend wieder Erfolgserlebnisse, um die Saison am Ende doch noch irgendwie versöhnlich abzuschliessen. An den fünften Meistertitel in Folge glaubt nun aber wohl auch in Bern keiner mehr. Leader FCZ marschiert weiter von Sieg zu Sieg und hat nach dem 2:0 in Lausanne schon 15 Punkte Vorsprung auf die Berner.

Lausanne – Zürich 0:2

Lausanne – Zürich 0:2

Credit Suisse Super League, 25. Runde, Saison 21/22

05.03.2022