Wächst in einer Mannschaft die Unzufriedenheit der Spieler, ist der Trainer eine leichte Zielscheibe. Im Fussball-Talk Heimspiel sagt Marcel Koller, wie der Sportchef seinen Coach in einer solchen Situation unterstützen kann.
Steckt ein Fussballteam tief in der Krise, muss normalerweise der Trainer seinen Kopf hinhalten. Der Sportchef dagegen kann seine Arbeit zumeist fortführen, nachdem er den oft von ihm ausgewählten Coach wieder entlassen hat.
Fredy Bickel, der dieses Amt unter anderem bei GC, YB, Zürich und Rapid Wien bekleidete, macht im Heimspiel allerdings klar: «Als Sportchef stehst du am Schluss in der Verantwortung und musst diese übernehmen. Man sollte es nicht zu laut sagen. Aber für mich sind es eigentlich die Spieler, die einen Trainer entlassen.»
Sobald er jeweils bemerkt habe, dass immer mehr Spieler nicht mehr hinter ihrem Chef stehen, habe er handeln müssen. «Ob du willst oder nicht», sagt Bickel. Marcel Koller entgegnet: «Das ist aber extrem gefährlich, wenn die älteren Spieler wissen, dass sie zum Sportchef gehen und reklamieren können.» Genau diesbezüglich sieht Koller den Sportchef in der Pflicht, sodass die Spieler nicht zu viel Macht erhalten. «Du musst mit den Spielern und dem Trainer kommunizieren und den Trainer auch unterstützen. Wenn du von Spielerseite etwas hörst, die Spieler das aber nicht direkt dem Trainer sagen, musst du mit dem Trainer reden.»
Kein Blatt zwischen Sportchef und Trainer
Der 61-Jährige spricht aus Erfahrung, hat er doch in seiner Zeit beim FC Basel ähnliche Vorfälle miterlebt. «Die Spieler gingen zum Sportchef und zum Präsidenten», verrät Koller und fügt an: «Wenn man das nicht oder erst später erfährt, muss man sich fragen, wo die Probleme sind. Wenn es jeder für sich behält und nicht miteinander kommuniziert wird, dann wird es schwierig.»
Heimspiel – Der Fussball-Talk
«Heimspiel» liefert Standpunkte und Argumente und vertieft aus einer schweizerischen Perspektive die wichtigsten Themen des Fussballs: kontrovers, engagiert, humorvoll. Immer donnerstags auf blue Zoom im Free-TV ab 20 Uhr. Oder hier als Podcast.
Sucht ein unzufriedener Spieler allerdings den direkten Kontakt zum Trainer, spielt die Art und Weise eine wesentliche Rolle. «Es ist wichtig, dass du die richtigen Worte für den Trainer findest», mahnt Bickel zu einer sorgfältigen Herangehensweise. So könne man den Trainer unterstützen. Marcel Koller sieht darin eine zentrale Aufgabe eines Sportchefs: «Die Unterstützung muss da sein. Es darf kein Blatt zwischen Sportchef und Trainer dazwischenkommen.» Ansonsten sei eine erfolgreiche Zusammenarbeit nicht möglich.
Geht es gar so weit, dass gewisse Mannschaften bei fehlender Kommunikation gegen den eigenen Trainer spielen? «Man spielt nicht gegen den Trainer», verneint Veroljub Salatic und fügt an: «Wir hatten einmal die Situation, dass wir keine Anweisungen des Trainers hatten. Dann bin ich zum Trainer gegangen und habe ihm gesagt, dass die Mannschaft Taktiktrainings will. Es kam in meinem Fall schlecht rüber, aber ich habe es zumindest versucht.»