Gewaltig war der Hype um Wilfried Gnonto nach seinen Auftritten für die italienische Nationalmannschaft Anfang Juni. Kein Wunder, hörte man beim FCZ schon das grosse Geld flüstern. Nun verlässt der Stürmer die Zürcher für «nur» 4,5 Millionen Euro. Was ist passiert?
Eigentlich war die Ansage beim FC Zürich ganz klar: Wer Wilfried Gnonto haben will, muss einen zweistelligen Millionenbetrag auf den Tisch legen. «Ja, da haben Sie recht mit dieser Annahme», bestätigte Ancillo Canepa gegenüber blue Sport auf genau diese Frage. Gerüchte über einen möglichen Transfer zu Feyenoord Rotterdam für vier bis sechs Millionen beerdigt Canepa zu Beginn des Sommers. «Eine lächerliche Summe», sagte der 69-Jährige damals.
Es schien nicht einmal geplant, den Stürmer überhaupt abzugeben. «Er hat immer noch Vertrag bei uns», so die Mitteilung aus Zürich. Einzige Möglichkeit: Wenn die richtig grossen Fische anbeissen. «Bei einem Topverein wären wir vielleicht gesprächsbereit.»
Vielleicht. Topverein. Zwei Monate später ist die Welt eine völlig andere. Am Deadline Day um kurz vor Mitternacht erzielt der FC Zürich mit Leeds United eine Einigung. Gnonto verlässt den Super Ligisten für «lächerliche» 4,5 Millionen Euro. Immerhin: Der FCZ hat sich mit einer Weiterverkaufsklausel abgesichert. Sollte der 18-Jährige die Nordengländer irgendwann für eine grosse Summe verlassen, machen die Zürcher immer noch Kasse. Hinzu kommen etwaige Bonuszahlungen, die im Verkaufsvertrag integriert sein sollen.
Verschobene Preisvorstellungen?
Alles in allem überrascht die niedrige Transfersumme aber eigentlich nicht. Schlussendlich war wohl einfach nicht mehr herauszuschlagen. Abgesehen von den Aussagen Canepas war nirgends von einer zweistelligen Millionensumme die Rede. Zwar schoss der Marktwert des Italieners auf «Transfermarkt» nach seinem Tor für die Squadra Azzurra auf 10 Millionen Euro, abgesehen von seinen Auftritten für Italien sorgte Gnonto aber nicht immer für Furore.
Nachdem er in der vergangenen Saison in der Super League vor allem als Joker zum Einsatz gekommen war, erkämpfte er sich auf die neue Spielzeit hin einen Stammplatz im Team von Franco Foda, seine Zahlen überzeugen aber nicht. Die Ausbeute nach 391 Ligaminuten seit Saisonstart: Null Tore. Null Assists. Einzig in der Europa-League-Qualifikation gegen Linfield gelang dem Stürmer ein Treffer.
Kein Wunder, haben die Topvereine in Zürich keine Türen eingetreten. Canepa und Co. blieb als Verhandlungsargument bloss das junge Alter Gnontos und dessen unbestrittenes Talent. Aber in den Jugendabteilungen der Elite-Klubs platzen die Regale voller 18-jähriger Rohdiamanten mit nachgesagtem Weltstar-Potenzial. Da machen auch vier Länderspiele unter Roberto Mancini die siebte Null nicht voll.
Nach insgesamt zwölf Torerfolgen und zehn Assists in 74 Spielen für den FC Zürich ist eine Ablösesumme von fast fünf Millionen Euro bei einem 2023 auslaufenden Vertrag alles in allem keine schlechte Ausbeute. Auch, weil Gnonto 2020 ablösefrei kam. Das scheinen sie am Donnerstag in Zürich akzeptiert zu haben. Trotzdem hätte sich der ein oder andere FCZ-Anhänger wohl einen grösseren Geldregen erhofft.