Die Baustellen des FC Basel Horror-Start, Schlüsselspieler weg, Glanz verloren – so gross ist die FCB-Misere wirklich

Von Jan Arnet

8.8.2023

Liam Millars Blick spricht Bände: Beim FC Basel läuft's noch nicht nach Wunsch.
Liam Millars Blick spricht Bände: Beim FC Basel läuft's noch nicht nach Wunsch.
imago

Schlechter hätte der FC Basel kaum in die neue Saison starten können. Europäisch hat man sich bereits verabschiedet und auch in der Meisterschaft hinkt der FCB schon hinterher. Bloss Pech und Zufall oder steckt mehr dahinter? Ein Blick auf die vielen rotblauen Baustellen.

Von Jan Arnet

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Aus in der Conference-League-Quali, nur Platz 9 in der Super League nach drei Spieltagen – der FC Basel ist schwach in die neue Saison gestartet.
  • Gründe für die Misere gibt es viele, offene Baustellen ebenso. Der neue Trainer Timo Schultz hat seine Stammelf noch nicht gefunden. Allerdings scheint sich die Mannschaft aber auch immer noch im Umbruch zu befinden. 
  • Der FCB will in dieser Saison in die Top 3 kommen, scheint von diesem Saisonziel aktuell aber weit entfernt. Zumal der Verlust von weiteren Stammspielern droht.

Fragwürdige Kaderplanung

Der FC Basel hatte über den Sommer gleich mehrere prominente Abgänge zu verzeichnen. Hervorzuheben sind die Transfers von Andy Diouf, Zeki Amdouni und Andy Pelmard. Diese haben dem FCB zwar eine nette Summe von über 30 Millionen (Brutto) in die Kasse gespült, adäquat ersetzt wurden die drei Schlüsselspieler aber (noch) nicht. 

Erschwerend hinzu kommt, dass neue Spieler wie Finn van Breemen praktisch keine Eingewöhnungszeit hatten, aktuell aber immer im Einsatz stehen, weil die Alternativen fehlen. Der gescheiterte Transfer von Ardon Jashari zeigt, dass beim FCB in dieser Transferperiode nicht alles nach Wunsch lief. 

Schultz sucht seine Stammelf noch

Dass die Mannschaft noch überhaupt nicht eingespielt ist, haben die ersten Saisonspiele klar gezeigt. Ohnehin scheint Trainer Timo Schultz noch auf der Suche nach seiner Stammelf zu sein. Blickt man auf die Startaufstellungen in den drei Super-League-Partien, fällt auf, dass Schultz im Vergleich zur vorherigen Partie beide Male viele Änderungen vorgenommen hat (fünf Wechsel vor dem 5:2 gegen Winterthur, vier Wechsel vor der Pleite bei GC).  

Nimmt man die beiden Spiele in der Conference-League-Quali hinzu, erkennt man, dass beim FCB in den ersten fünf Pflichtspielen nicht weniger als 22 verschiedene Spieler zum Einsatz gekommen sind. Neben Captain Fabian Frei standen nur die beiden Innenverteidiger Finn van Breemen und Arnau Comas bislang in jedem Spiel in der Startelf. Ausgerechnet die Abwehr ist aber der grosse Schwachpunkt der Bebbi.

Viel zu viele Gegentore

Elf Gegentore in fünf Pflichtspielen sind deutlich zu viel, zu null hat Basel bislang noch nicht gespielt. Allein in der Liga hat man in drei Partien schon sieben Gegentreffer kassiert – der zweitschlechteste Wert der Liga hinter Winterthur. Und das, obwohl der FCB ein zumindest auf dem Papier einfaches Startprogramm hatte. St.Gallen, Winti und GC waren letzte Saison hinter Basel klassiert. 

Beim 1:3 am Sonntag gegen GC wechselt Schultz im Verlauf der Partie seine gesamte Viererkette aus. Nach dem Spiel sagt der Coach: «Diese individuellen Fehler und eklatanten Abwehrschwächen ziehen sich wie ein roter Faden durch die bisherige Saison. Da haben wir noch eine Menge zu tun.» 

Nachwirkungen des Europacup-Aus

Es gibt viele Gründe für die Misere der Basler. Einer dürfte auch im mentalen Bereich liegen. Das Scheitern in der Conference-League-Quali ist insbesondere für die talentierten Youngsters ein herber Dämpfer. Letzte Saison noch im Halbfinal, können sie sich in dieser Spielzeit nicht mehr auf europäischer Bühne präsentieren.

Die Enttäuschung darüber ist einigen Spielern während der Pleite gegen GC anzumerken. «So ein Auftritt mit dieser Körpersprache und dem fehlenden Siegeswillen ist für mich schwer erklärbar», ist Trainer Schultz bedient. «Ich bin masslos enttäuscht.» Durch das Verpassen der Gruppenphase entgehen dem FCB auch hohe Einnahmen. Hätte man die Quali gepackt, würde auf dem Transfermarkt sicher auch etwas mehr drin liegen.

Lange Gesichter auf der FCB-Bank während der Niederlage gegen GC.
Lange Gesichter auf der FCB-Bank während der Niederlage gegen GC.
Keystone

Der FCB verliert an Glanz

Es ist noch nicht lange her, da war es für jeden Super-League-Spieler, der nicht schon in Basel spielte, ein grosser Schritt, zum FCB zu wechseln. Zum grössten Klub mit den meisten Zuschauern. Zum Krösus der Liga, zum Serienmeister. Zum Verein, der die besten Gehälter bezahlt.

Viel davon ist nicht mehr übrig. Für die Basler ist es schwieriger geworden, gute Spieler aus der Super League zu verpflichten. Auch, weil man beim FCB eben nicht mehr so lukrative Verträge anbietet wie noch zu Zeiten von Heusler oder Burgener.

«Wir werden den eingeschlagenen Weg konsequent weiter gehen und die Kosten weiter reduzieren. Denn der grosse Apparat, der in der Vergangenheit aufgebaut wurde, muss noch weiter optimiert werden», erklärte der für die Finanzen verantwortliche Verwaltungsrat Andy Rey am Wochenende in einem Statement

Der Druck steigt – auf jeder Ebene

Verwaltungsrat Rey sagte auch, dass dank der Spielerverkäufe in diesem Sommer «der FCB Stand heute in diesem Jahr auch ohne Teilnahme an der Conference League plus minus durchkommen» werde. Reserven für nächstes Jahr aufbauen könne man nun aber nicht. «Darum ist es umso wichtiger, dass wir in dieser Saison die Liga auf einem der ersten drei Tabellenplätze abschliessen. Damit wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, nächstes Jahr wieder in eine Gruppenphase zu kommen.»

Platz 3 muss für den erfolgshungrigen FC Basel natürlich ein realistisches Saisonziel sein. Die ersten Auftritte der neuen Saison bereiten dem einen oder anderen Fan aber jetzt schon Sorgen. Klar, die Saison ist noch sehr jung, doch in der aktuellen Verfassung sieht der FCB definitiv nicht wie ein Top-3-Team der Super League aus.

Verstärkungen müssen her. Und die sollen auch kommen. «Wir werden eine Mannschaft zusammenstellen, die unter die ersten Drei der Tabelle kommen kann», kündigte Rey an. Und schob hinterher: «Kosten und möglicher Ertrag beziehungsweise sportlicher Erfolg müssen dabei aber auch in einem für den FCB vernünftigen Verhältnis liegen.» 

Die Strategie der Bebbi scheint klar: Für die Klubführung um Boss David Degen hat die finanzielle Lage des Vereins oberste Priorität. Auch wenn sich das negativ auf die sportlichen Resultate auswirkt.

Drei weitere Stammspieler vor dem Abschied?

Das Kader droht erst einmal noch mehr an Qualität zu verlieren. Dan Ndoye steht vor dem Sprung in die Serie A. Meldungen aus Italien zufolge hat sich Basel mit Bologna auf einen 9-Millionen-Euro-Deal (plus 2 Millionen Bonuszahlungen) geeinigt. Sobald der FCB einen Ersatzmann gefunden hat, soll der Transfer über die Bühne gehen.

Auch Wouter Burger, der das Interesse von Stoke City geweckt hat, könnte vor dem Abschied stehen. Und bei Riccardo Calafiori gibt es Gerüchte um einen Wechsel zur AC Milan.

Verlassen Ndoye, Burger und Calafiori den FC Basel, würden von den 14 Spielern, die im Halbfinal-Hinspiel der Conference League im Mai zum Einsatz kamen (der FCB siegte in Florenz mit 2:1), tatsächlich nur noch fünf Profis da sein: Marwin Hitz, Michael Lang, Taulant Xhaka, Liam Millar und Jean-Kévin Augustin. Alle anderen hätten den Klub verlassen.

So spielte der FCB am 11. Mai beim 2:1-Auswärtssieg gegen die AC Fiorentina.
So spielte der FCB am 11. Mai beim 2:1-Auswärtssieg gegen die AC Fiorentina.
Transfermarkt.ch