Zwei Monate nach der Anstellung als Co-Trainer steigt Guillermo Abascal bereits zum Chefcoach des FC Basel auf. Wer ist der erst 32-jährige Spanier, der den Bebbi nun zu altem Glanz verhelfen soll?
Unter Patrick Rahmen beobachtet Guillermo Abascal, der vom mittlerweile entlassenen FCB-Coach bei seinem Antritt als «Taktiknerd» bezeichnet wird, die Auftritte seiner Schützlinge noch von der Tribüne aus. Per Funk gibt er dem Trainerteam an der Seitenlinie jeweils seine Beobachtungen und Erkenntnisse durch. Nun soll er die Mannschaft an der Seitenlinie zum Erfolg führen.
Der Spanier gilt als Trainer, der der eigenen Linie stets treu bleibt und sein Team offensiv aufspielen lässt. Genau deshalb dürfte sich der FCB um Klubboss David Degen für Abascal als Rahmen-Nachfolger entschieden haben. «Wir wollen Spieler, die von der ersten Sekunde an Vollgas geben. Wir müssen die Zuschauer mitreissen und dominanten Fussball spielen», fordert Degen erst am Montag, als er die Entlassung von Patrick Rahmen ausführlich begründet.
Früher Fokus auf die Trainerkarriere
Trotz seines jungen Alters hat Abascal vergleichsweise viel Erfahrung im Trainerbusiness gesammelt. Nachdem der Versuch scheitert, als 13-Jähriger die eigene Aktivkarriere beim FC Barcelona so richtig zu lancieren, verliert Abascal nach der Rückkehr nach Sevilla kurzzeitig die Freude am Fussball. Er schlittert gar in ein Burnout und hängt seine Fussballschuhe im zarten Alter von 19 Jahren bereits definitiv an den Nagel.
Daraufhin schreibt er sich an der Uni ein, studiert Sportwissenschaften und beginnt beim FC Sevilla mit der Ausbildung zum Trainer. Im Nachwuchs des spanischen Spitzenvereins erfüllt Abascal in der Folge als Fitness-, Technik-, Asisstens- und Cheftrainer diverse Aufgaben. Zudem agiert er unter dem Star-Trainer Unai Emery zeitweise als Analyst der ersten Mannschaft. «Fünf Jahre, sieben Tage die Woche, zwölf Stunden am Tag», sagt er einst über sein Pensum beim spanischen Topklub.
2017 wagt Abascal mit 28 Jahren schliesslich den Schritt ins Ausland, genauer gesagt zum FC Chiasso in die Challenge League, wo er 28 Spiele lang die Leitung innehat. Während Siege mit den Tessinern Mangelware sind, erkennt man schnell die Handschrift des jungen Trainers. Nichtsdestotrotz sind Abascals Tage bei den Tessinern nach einer 1:6-Pleite gegen Vaduz im April 2018 gezählt.
Unversöhnliches Ende in Lugano
Nur eine Woche später geht der 32-Jährige aber bereits die nächste Aufgabe an. Als Feuerwehrmann wird er beim kriselnden FC Lugano als Nachfolger von Pierluigi Tami engagiert und rettet die Tessiner vor dem Abstieg. Im Anschluss wird der Taktiker, der seinen Emotionen an der Seitenlinie immer wieder freien Lauf lässt (im Video), von den Medien als «Nagelsmann der Super League» gefeiert. Doch auch das zweite Abenteuer im Tessin endet abrupt.
Im September 2018 wird Abascal nach nur sechs Monaten im Amt und einem 2:2-Remis gegen Basel entlassen. Präsident Renzetti verweigert dem Jungtrainer damals nach dem Schlusspfiff gar den Handschlag. Später gibt Abascal auch noch an, hintergangen worden zu sein – allerdings nicht von Renzetti. «Es gab im Klub eine Person, die vom ersten Tag nicht wollte, dass ich da bin», so Abascal.
Bereits da zieht der geschasste Trainer trotz unversöhnlichem Ende eine Rückkehr in die Super League in Betracht: «Ich glaube, ich kann dem Schweizer Fussball schon noch etwas geben.» Nach zwei Zwischenstationen bei Ascoli in Italien und bei Volos in Griechenland erhält der Spanier nun die Chance, genau das zu beweisen.