FCB-Stürmer lässt tief blicken Barry: «Ich hätte lieber gehungert, als das durchzumachen»

Jan Arnet

11.2.2024

Hatte in seinem ersten Halbjahr beim FCB zu beissen: Thierno Barry.
Hatte in seinem ersten Halbjahr beim FCB zu beissen: Thierno Barry.
Keystone

Thierno Barry hat schwierige Monate hinter sich. In einem Interview spricht der FCB-Stürmer über seine Ängste, Hassnachrichten, seinen persönlichen Befreiungsschlag und die wichtige Unterstützung der Fans.

J. Arnet

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  • Beim FC Basel versprach man sich von Thierno Barry viel, als man ihn im Sommer für 3 Millionen Euro verpflichtete.
  • Die hohen Erwartungen konnte der junge Franzose in den ersten Monaten nicht erfüllen. Erst Ende Januar schoss er seine ersten Tore in der Super League.
  • Wie schwer die Krise für ihn wirklich war, erklärt Barry in einem Interview. Mittlerweile hat der Stürmer sein Selbstvertrauen wiedergefunden: «Die FCB-Fans nahmen mir die lähmende Angst.»

20 Spiele lang musste Thierno Barry auf sein erstes Super-League-Tor warten. Der junge Stürmer, im letzten Sommer mit grossen Vorschusslorbeeren aus Belgien nach Basel gewechselt, musste lange unten durch. Gegen Winterthur wurde er vor zwei Wochen mit einem Doppelpack endlich einmal zum Matchwinner für den FCB.

In einem Interview mit dem «Tagesanzeiger» spricht der 21-Jährige über die schwierigen letzten Monate und sein erlösendes Tor auf der Schützenwiese. «Als der Ball ins Tor ging, fühlte ich eine Mischung aus ganz vielen Emotionen. Zum einen pure Erleichterung, denn auf diesen Moment habe ich lange gewartet. Zum anderen kamen Gedanken hoch an die ganze Arbeit, die ich investiert habe, und an mein verlorenes Selbstvertrauen», so Barry.

Letzte Saison schoss er für Beveren in der zweithöchsten belgischen Liga 20 Tore. «Ich dachte, dass es genau so weitergehen würde», gibt der Franzose zu. «Aber das war nicht der Fall. Das hat eine Negativspirale in meinem Kopf ausgelöst. Und mit den Trainerwechseln und den schlechten Resultaten wusste ich irgendwann nicht mehr, wie ich damit umgehen muss.»

Irgendwann sei der Moment gekommen, in dem er Angst davor hatte, kein Tor zu schiessen. «Ich geriet in einen Teufelskreis. Das ging so weit, dass ich vor dem Tor in Panik geriet», so Barry. Er hatte Angst davor, dass die Torerfolge ausbleiben und er weiter kritisiert wird. «Dass man sagt: Wir haben ihn für viel Geld gekauft, und er bringt keine Leistung. Solche Sätze gingen mir während des Spiels durch den Kopf», so Barry.

Die schwierigsten Monate seines Lebens

Der Stürmer setzte früh in seinem Leben alles auf die Karte Fussball. «Ich bin in einer Familie mit wenig finanziellen Mitteln aufgewachsen. Als ich mit 16 Jahren in den Süden Frankreichs zog, um Fussball zu spielen, gab es Tage, an denen ich kein Geld fürs Essen hatte», sagt Barry. «Ich dachte, ich sei mental sehr stark. Aber die letzten sechs Monate in Basel waren die schwierigsten meines Lebens. Ich hätte lieber wieder nichts gegessen, als das durchzumachen.»

Kaum etwas wollte Barry in seinen ersten Spielen für den FCB gelingen.
Kaum etwas wollte Barry in seinen ersten Spielen für den FCB gelingen.
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Er habe im vergangenen Halbjahr oft gedacht, dass alles ein Albtraum sei und er irgendwann wieder aufwache. «Erst wenn ich mich kniff, wurde mir klar: Verdammt, es ist die Realität.» In dieser schwierigen Zeit habe er auch immer wieder Hassnachrichten erhalten. «Dinge wie: Wo hast du gelernt, Fussball zu spielen? Und Dinge, die mit meiner Hautfarbe zu tun haben. So etwas habe ich bisher so noch nie erlebt», erklärt Barry.

«Die FCB-Fans nahmen mir die lähmende Angst»

Unterstützung habe er aber stets von seinen Teamkollegen und vom Klub erhalten. Der FCB hat in einem Statement Stellung zu den Hassnachrichten bezogen. Seither habe er fast nur noch positive Nachrichten erhalten, erzählt der junge Offensivmann. «Die wahren FCB-Fans wurden lauter und haben jene, die Hass verbreiten, quasi aufgefressen.»

Seit dem Trainingsstart nach der Winterpause geht es wieder aufwärts. Als er beim Testspiel gegen Bayern München eine gute Chance vergab, rief die Muttenzerkurve seinen Namen, um ihn zu unterstützen. Das habe ihm gutgetan, so Barry: «Wenn das Publikum hinter mir steht, beflügelt mich das. Die FCB-Fans nahmen mir die lähmende Angst, die mich so lange blockiert hatte.»

Barry scheitert am Bayern-Goalie Sven Ulreich.
Barry scheitert am Bayern-Goalie Sven Ulreich.
Keystone

Der Doppelpack in Winterthur habe ihm «neuen Hunger gegeben», sagt Barry. «Ich stehe auf dem Platz und will unbedingt ein Tor erzielen.» Am liebsten auch gleich am Sonntag wieder, wenn der FCB den FC St.Gallen empfängt. blue Sport überträgt die Partie live, Anpfiff ist um 16.30 Uhr.