Ski alpin Odermatt verpasst den Abfahrts-Sieg in Kitzbühel deutlich

voe, sda

26.1.2025 - 05:00

Marco Odermatt unterwegs auf der Streif zu Abfahrts-Rang 6
Marco Odermatt unterwegs auf der Streif zu Abfahrts-Rang 6
Keystone

Mehr Topfavorit, als das Marco Odermatt vor der diesjährigen Abfahrt auf der Streif war, kann man fast nicht sein. Doch mit dem Sieg, dem letzten grossen, der ihm noch fehlt, wird es (noch) nichts.

Keystone-SDA, voe, sda

Aufgrund der verletzungsbedingten Absenz von Cyprien Sarrazin, Aleksander Kilde und Vincent Kriechmayr befand sich bei der Hahnenkammabfahrt am Samstag nur gerade ein einziger ehemaliger Streif-Abfahrtssieger am Start: Dominik Paris. Der Südtiroler, obwohl zuletzt in aufsteigender Form, gehörte nach seinem Sturz am Vortag im Super-G aber gewiss nicht dem engsten Favoritenkreis an. In diesem befand sich vor allem ein Fahrer: Marco Odermatt, der Führende im Abfahrts-Weltcup.

Kein Double

Doch der Nidwaldner verpasste am Samstag mit Rang 6 den zweiten Sieg innert 24 Stunden in Kitzbühel deutlich. Den Sieg, den Odermatt vor der Saison als wichtigsten in diesem Winter bezeichnet hatte. 0,55 Sekunden fehlten ihm zum kanadischen Überraschungsmann James Crawford – und zum Double aus Super-G und Abfahrt. Dieses war zuletzt Landsmann Didier Cuche 2010 gelungen.

Vergleichbar selten kommt auch vor, dass ein Fahrer innert Wochenfrist die Abfahrt am Lauberhorn und Hahnenkamm für sich entscheidet. Nach Didier Défago dauerte es 14 Jahre, bis es mit dem Norweger Aleksander Kilde 2023 wieder einer schaffte. Das alleine illustriert, wie gross die Aufgabe war, die sich Odermatt, vor einer Woche im Klassiker in Wengen siegreich, mit dem Abfahrts-Sieg auf der Streif zum Ziel gesetzt hatte.

Der Super-G sei ihm natürlich auch wichtig, doch sein Fokus gelte ganz klar der klassischen Hahnenkammabfahrt am Samstag, so hatte es Odermatt in einer Medienrunde am Mittwochabend deklariert. Dass er den Super-G gewann, konnte weder Aussenstehende noch den nun 44-fachen Weltcup-Sieger selbst überraschen. Halt einfach ein Sieg mehr, so ein naheliegender Gedanke also.

Glasige Augen bei der Siegerehrung

Doch den 14. Super-G-Triumph deklarierte Odermatt flugs «zum wichtigsten in meiner Karriere» in dieser Disziplin um. Schliesslich handelte es sich um einen Sieg auf der mythischen Streif, was dem Innerschweizer bei zuvor doch schon zehn Rennstarts nie gelungen war. Wie viel ihm dieser Erfolg bedeutete, sah man Odermatt auch bei der Siegerehrung am Freitagabend an. Als er die goldene Gams, die nur Streif-Sieger erhalten, in den Händen hielt und der Schweizer Psalm ertönte, hatte der Seriensieger sichtlich glasige Augen.

«Es war einfach ein wunderbarer Tag und am Abend bei der Siegerehrung wurde es sehr emotional. In Kombination mit den vielen Stürzen, die sich im Super-G ereignet hatten, könnte es sein, dass das Ganze bei mir für einen Spannungsabfall gesorgt hat. Ich konnte heute nicht 100 oder sogar 110 Prozent riskieren. Aber ich bin auch nicht aufgestanden und habe da schon gedacht: 'Sechster wäre heute noch cool.' Das sicher nicht», sagte Odermatt am Samstag, als er auf Erklärungssuche war, weshalb ihn der verpasste Sieg fast gar nicht ärgere und sein Palmarès für ein weiteres Jahr eine wichtige Lücke aufweise.

Auf dem Weg zu wiederum vier Kugelgewinnen

Seine Fahrt bezeichnete Odermatt zunächst als gut, einige Sätze später jedoch nur noch als solid, weil «mir doch zwei kleinere Fehler unterliefen. Speziell derjenige im Lärchenschuss tat weh, weil dadurch verlor ich recht an Tempo. Ansonsten hätte es mir vielleicht noch knapp aufs Podest reichen können. Und für den Sieg hätte man heute, auf dieser von den Schneebedingungen eher einfachen Streif, sehr viel riskieren müssen.»

Dieses Risiko konnte und wollte Odermatt an diesem Tag schlicht nicht eingehen. Auch nicht für die Erfüllung seines grossen Saisonziels. Schliesslich steht für den Ski-Dominator – Streif hin oder her – im weiteren Saisonverlauf noch einiges auf dem Spiel. Mit in dieser Saison schon über 1000 gewonnenen Weltcup-Punkten (und mehreren 100 Punkten Vorsprung auf die ersten Verfolger) befindet sich Odermatt auf bestem Weg, den Gesamtweltcup zum vierten Mal in Serie zu gewinnen.

Keine Rennpause

Auch die Disziplinen-Wertungen in Abfahrt, Super-G und Riesenslalom führt er an, weshalb er in der kommenden Woche alle angesetzten Rennen zu bestreiten denkt. «Ich fühle mich gut und gesund. Der ursprüngliche Plan, vielleicht ein Rennen auszulassen, kommt nicht zum Zug. Zudem lerne ich von Jahr zu Jahr viel, und ich würde merken, wann es zu viel werden könnte. Ich kann auch mit einem Rennen, in welchem ich nicht um den Sieg, sondern nur um den vierten, fünften oder sechsten Platz fahre, mittlerweile sehr gut leben.»

Diese Aussage mag vielleicht für den Riesenslalom am Dienstag in Schladming und die Abfahrt am Sonntag in Garmisch Gültigkeit haben, aber kaum mehr ab dem 4. Februar. Dann beginnen in Saalbach-Hinterglemm die Weltmeisterschaften, womit für den Doppel-Weltmeister von 2023 wieder der Sieg oder zumindest die Podestplätze im Zentrum stehen werden.