Die Ski-Karriere stand auf dem Spiel Wie von Allmen nach dem Tod seines Vaters Geld sammeln musste

ber, sda

4.12.2024 - 17:00

Franjo von Allmen: «Habe immer die gleiche Ski-Unterwäsche an»

Franjo von Allmen: «Habe immer die gleiche Ski-Unterwäsche an»

Franjo von Allmen kann noch mehr, als nur schnell den Hang runterfahren. blue Sport verrät der Speed-Spezialist unter anderem sein zeitintensives Hobby.

04.12.2024

Franjo von Allmen ist ein hochtalentierter Skirennfahrer mit rosiger Zukunft. Seine Karriere ist in vieler Hinsicht aufgegleist. Dabei war er einst auf die finanzielle Unterstützung einer Crowdfunding-Aktion angewiesen.

Das Missgeschick hat so gar nicht ins Bild der vergangenen zwölf Monate gepasst, während denen Franjo von Allmen seine nächsten Schritte im sportlichen Bereich in unerwarteter Grösse getan hat, während denen sich für den Hochbegabten ausserhalb der Rennszene neue Horizonte erschlossen haben.

Das Missgeschick, der Unfall, hatte sich Anfang September ereignet. Von Allmen erlitt eine Verletzung am rechten Kniegelenk. Untersuchungen förderten eine Knochenprellung am Schienbein und am Oberschenkelknochen zutage. Passiert wars ausserhalb der Vorbereitungsarbeiten auf die neue Saison. «Privat», wie sich Von Allmen ausdrückte. Mehr wollte er dazu nicht sagen. Eine rund sechs Wochen dauernde Zwangspause, während der der 23-jährige Simmentaler aufs Skifahren verzichten musste, war die Folge.

Ruhe und Geduld

Von Allmen nahm die Verletzung an, er haderte nicht, er tat das, was seinem Naturell entspricht. Er bewahrte Ruhe und Geduld. Das Einzige, was er bedauerte, war das Verpassen des Trainingslagers in Portillo in Chile. «Sonst war es ja nicht so dramatisch», erzählte er in Copper Mountain, Colorado. «Und ich wusste, dass die ‹guten› Trainings noch kommen werden.» Es bringe nichts, sich über etwas Gedanken zu machen, das er selber nicht beeinflussen könne. Mitte Oktober durfte er zurück auf den Schnee.

In der alpinen Trainingsbasis des amerikanischen Skiverbandes in Copper Mountain bereiteten sich die Schweizer wie die Fahrer fast aller anderen Nationen auf die ersten Weltcup-Rennen des Winters in den Speed-Disziplinen in Beaver Creek vor. Der Nobelort in den Rocky Mountains liegt rund 50 Kilometer von Copper Mountain entfernt.

Dieser Tage scheint das Malheur bereits weit weg zu sein. Von Allmen ist längst wieder schmerzfrei unterwegs, auch im mentalen Bereich hat der Zwischenfall keine Spuren hinterlassen. Er kann seine nächsten Ziele ohne Nebenwirkungen angehen – und das weiterhin «Schritt für Schritt», wie er sagt. Es tönt nach Floskel, aber Von Allmen tönt glaubhaft. Er lässt sich nicht blenden von seinen Leistungen im vergangenen Winter, dem ersten als Weltcup-Fahrer, in dem er den Eindruck erweckt hat, dass es nicht schnell genug gehen könne mit dem Vormarsch Richtung Spitze.

Franjo von Allmen hat eine eindrückliche erste Weltcup-Saison gezeigt.
Franjo von Allmen hat eine eindrückliche erste Weltcup-Saison gezeigt.
KEYSTONE

Die einzelnen Positionen in Von Allmens Bilanz lassen erahnen, dass da sich einer aufmacht, ein Grosser im Skirennsport zu werden. Seinen ersten Super-G auf Stufe Weltcup beendete er Mitte Dezember in Gröden auf Platz 9, bei seinem neunten Start in einer Abfahrt auf dieser Stufe reichte es ihm zwei Monate später in Kvitfjell in Norwegen zu Rang 5. Drei Wochen zuvor hatte er seine bislang stärkste Duftmarke gesetzt. Im zweiten Super-G in Garmisch zog er dank Platz 3 die Aufmerksamkeit endgültig auf sich.

Die Euphorie um den Emporkömmling aus Boltigen ist seither verständlicherweise nochmals um ein Vielfaches gewachsen. Der Vielgelobte weiss seinen neuen Status richtig einzuordnen. Er weiss um den nach wie vor steinigen Weg, der noch vor ihm liegt. Er vermag mit lobenden Worten umzugehen – selbst wenn sie von Marco Odermatt stammen. Die Resultate im vergangenen Winter seien gut und recht, «aber auch nicht mehr. Das will noch gar nichts heissen, dass es so weitergeht. Man sollte nicht vergessen, dass ich vor meiner erst zweiten Saison im Weltcup stehe.» Noch immer sei vieles neu für ihn, noch gelte es, unbekannte Strecken kennenzulernen. Er kann das nunmehr tun mithilfe eines bekannten Servicemanns. Die Verantwortlichen seines Ausrüsters Head haben ihm den Südtiroler Sepp Kuppelwieser, den einstigen Weggefährten von Beat Feuz, zur Seite gestellt.

Red Bull und Breitling

«Sauber aufgegleist», wie er es nennt, hat Von Allmen seine Karriere auch abseits der Piste – nicht nur dank Beziehungen zu einheimischen Unternehmen, seinem langjährigen Hauptpartner aus dem Kanton Bern, der ihm auch in den nächsten Jahren zur Seite steht, oder zur Region Boltigen-Jaunpass, die er weiterhin repräsentiert. Er gehört mittlerweile zu den Spitzensportlern, die auf die Unterstützung des Getränke-Konzerns Red Bull zählen können. Im alpinen Skirennsport ist er der zweite Schweizer nach Odermatt, der von einer Partnerschaft profitiert, die weit über das Finanzielle hinausgeht.

Bei Red Bull bieten sie den Athleten seit jeher eine individuelle Rundum-Betreuung, Leistungsdiagnostik und Ernährungsberatung eingeschlossen. «Es fehlt an nichts.» Beeindruckend sei das Zentrum in Thalgau, rund 20 Kilometer östlich von Salzburg gelegen. Den ersten Besuch bei seinem neuen Hauptsponsor hat Von Allmen hinter sich.

Natürlich hätten sie ihm bei den Roten Bullen auch während der Rekonvaleszenz Hand geboten. Von Allmen zog es aber vor, den Wiederaufbau in heimischen Gefilden bei seinem vertrauten Physiotherapeuten und in einem «sehr guten Fitnesscenter in der Nähe» zu verrichten.

«Besonders» nennt Von Allmen auch die im Sommer vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Uhren-Hersteller Breitling. Seit der Vertragsunterzeichnung ist er wie etwa Manchester Citys norwegischer Starstürmer Erling Haaland als Markenbotschafter für den Grosskonzern tätig – und kann bereits eine erste Amtshandlung vermelden. Gemeinsam mit der Stiftung Schweizer Sporthilfe haben die Techniker bei Breitling einen Chronographen kreiert, bei dessen Verkauf ein Teil der Preissumme in die Jugendförderung der Institution fliesst. «Schön, können wir auf diese Weise etwas zurückgeben.»

Von Allmen weiss, wovon er spricht, wenn es um finanzielle Belange geht. Auch er hat eine Phase durchgemacht, in der das Geld knapp geworden ist – und deshalb sogar seine Karriere auf dem Spiel gestanden hat, das Skifahren aber aus traurigem Anlass in den Hintergrund gerückt war, als er und seine Liebsten den Tod des Vaters zu verkraften hatten. Dank eines sogenannten Crowdfundings, bei dem von verschiedener Seite Geld eingeschossen wird, konnte Von Allmen seinen Weg als Skirennfahrer weitergehen.

Red Bull, Breitling, Kuppelwieser, Crowdfunding – die Unterstützung für Von Allmen ist breitflächig, und nicht nur das. Die Namen sind Vertrauensbeweise für einen jungen Skirennfahrer, von dessen Qualitäten sie alle überzeugt sind. Die erschlossenen Horizonte sind untrügliches Zeichen dafür.

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