Tödliche Unfälle und legendäre Sieger Das sind die Schlüsselstellen der Lauberhorn-Abfahrt

Sandro Zappella aus Wengen

18.1.2025

Tausende Fans schauen Marco Odermatt bei seinem Abfahrtssieg in Wengen 2024 zu.
Tausende Fans schauen Marco Odermatt bei seinem Abfahrtssieg in Wengen 2024 zu.
KEYSTONE

Mit der Lauberhorn-Abfahrt steht einer der grössten Klassiker im Ski-Weltcup an. blue Sport blickt auf die zahlreichen Schlüsselstellen und lässt sich von SRF-Experte Marc Berthod erklären, wie man diese fahren sollte.

Sandro Zappella aus Wengen

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Lauberhorn-Abfahrt ist nicht nur die längste im Skiweltcup, sondern auch geprägt durch viele Schlüsselstellen.
  • blue Sport blickt auf die verschiedenen Passagen und verrät, woher sie ihre Namen haben.
  • SRF-Experte Marc Berthod erklärt zudem, wie man die Schlüsselstellen fahren sollte.

Die Lauberhornabfahrt zählt zu den schwierigsten Abfahrten im Weltcup und hat absoluten Kultstatus. blue Sport schaut zusammen mit SRF-Experte Marc Berthod auf die Schlüsselstellen.

Der Start

Der Start zur längsten Abfahrt des Weltcups befindet sich auf 2315 Metern über Meer auf der Lauberhorn Schulter. Die Athleten machen sich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 106,33 km/h auf die 4,5 Kilometer lange Strecke und bewältigen auf dem Weg ins Ziel über 1000 Höhenmeter.

«Der Start ist nicht so steil, es ist wichtig, dass du das Tempo mitnimmst»

Marc Berthod

Russisprung

Nach 20 Fahrsekunden, 2180 Meter über Meer

Die erste Passage des Rennens ist Bernhard Russi gewidmet. Der ehemalige Ski-Star fuhr in Wengen 1976 und 1977 auf den dritten Rang. Nach ihm ist der Sprung aber nicht wegen seiner Verdienste als Skifahrer benannt, sondern weil Pistenbauer Russi den Sprung erfunden hat. 1988 liess Russi den Sprung für eine TV-Sendung erbauen – der damalige Rennleiter Fredy Fuchs integrierte die Passage prompt in die Strecke. Seither ist der Sprung, der rund 40 bis 50 Meter weit geht, Teil der Lauberhorn-Abfahrt.

«Du musst schauen, dass die Richtung passt, der Rest ist keine grosse Herausforderung»

Marc Berthod

Traversenschuss, Traverse und Panoramakurve

Nach 30 Fahrsekunden, 2120 Meter über Meer

Der Traversenschuss ist ein Gleiterstück mit leichten Kurven und zwei Geländewellen. Das Tempo geht zum ersten Mal richtig in die Höhe – innert fünf Sekunden von 100 auf 130 Stundenkilometer. Danach geht es in das abfallende Gelände der Traverse, wo nach 45 Sekunden die erste Zwischenzeit gestoppt wird. Es geht weiter in die Panoramakurve, die langgezogene Rechtskurve, die eingebaut wurde, um das Tempo vor dem Hundsschopf zu verringern. 

«Die Panorama-Kurve musst du in einem Fluss fahren, ohne mehrmals anzusetzen»

Marc Berthod

Hundschopf

Nach 55 Fahrsekunden, 1975 Meter über Meer

Der wohl bekannteste Sprung im Ski-Weltcup. Der Hundsschopf ist mit 41° Neigung die steilste Stelle auf der Abfahrt. Es geht 15 Meter in die Tiefe, dazu kommt, dass die Fahrer nur rund fünf Meter Platz haben zwischen Felsen links und dem Fangnetz rechts. Die Landung mit wenig Sturzraum erschwert die Passage zusätzlich. 

«Die Linie möglichst nah am Netz, um zu viel Weg zu vermeiden»

Marc Berthod

Minschkante

Nach 1 Fahrminute, 1915 Meter über Meer

Benannt nach dem Bündner Josef Minsch, der sich 1965 bei diesem Sprung das Becken brach, nachdem er zu weit sprang und bis zu den Bahngleisen runter stürzte. Die Schwierigkeit bei diesem Sprung ist der Wechsel des Innenskis. Denn die Kurve wird mit einer Linksbewegung angefahren und mit einer Rechtsbewegung verlassen.

«Die Richtung nach der Minschkante ist ausschlaggebend»

Marc Berthod

Canadian Corner

Nach 1 Minute 5 Sekunden, 1890 Meter über Meer

Auch diese Passage hat unrühmliche Namensgeber. Die beiden Kanadier Dave Irwin und Ken Read stürzten 1976 im gleichen Rennen kurz nacheinander. Im Fernsehen ist der Canadian Corner zudem auffällig, weil auf dem Gegenhang jeweils viele Fans zu sehen und hören sind. 

«Bei dieser Kurve ist wichtig, dass du nicht zu weit runterfällst»

Marc Berthod

Der Alpweg und das Kernen-S

(Nach 1 Minute 10 Sekunden, 1825 Meter über Meer

In einer Abfahrt mit vielen wichtigen Passagen die wohl grösste Schlüsselstelle. Durch den nur drei Meter breiten Alpweg geht es in das nach Bruno Kernen (Lauberhorn-Sieger 2003) benannte Kernen-S, das zuvor den noch immer geläufigen Namen Brüggli-S trug. In kaum einer anderen Passage im Weltcup ist selbst für den TV-Zuschauer so gut ersichtlich, wie gut Fahrer die enge rechts-links-Kombination erwischen. Selbst das «Stämmbögli» hat man bei Weltklasse-Athleten in dieser Passage regelmässig gesehen, um Tempo rauszunehmen. In den letzten Jahren war das Kernen-S ein entscheidender Faktor für die Siege von Marco Odermatt. Auf dieses Jahr hin bekommend die Athleten allerdings mehr Raum, die Piste wurde verbreitert. 

«Mit der Verbreiterung holst du mehr Leute ins Spiel, die das nun auch eher fahren können»

Marc Berthod

Wasserstation und Langentrejen

Nach 1 Minute 25 Sekunden, 1775 Meter über Meer

Das Tempo bei der Ausfahrt aus dem Kernen-S ist besonders wichtig. Denn unter dem nur neun Meter breiten Tunnel (oben auf den Gleisen fährt die Wengeralpbahn) durch geht es in Richtung Langentrejen, einem langen und eher unspektakulären Gleiterstück, welches im Fernsehen meist nur in Ausschnitten zu sehen ist. Wer hier kein gutes Tempo hat, verliert entscheidend viel Zeit.

«Tempo mitnehmen, sonst kannst du hier nur verlieren»

Marc Berthod

Hanneggschuss

Nach 1 Minute 45 Sekunden, 1590 Meter über Meer

Jetzt wird es steil und schnell. Bis zu 140 km/h erreichen die Fahrer, auf dieser Passage, in welcher die Ski nur noch alle zehn Meter Kontakt zum Schnee haben. Der Geschwindigkeitsrekord im Weltcup stammt wenig überraschend vom Haneggschuss. 2013 ging der Tachometer beim Franzosen Johan Clarey auf unglaubliche 161,9 km/h.

«Hier lässt du es einfach pfeifen»

Marc Berthod

Silberhornsprung

Nach 2 Minuten, 10 Sekunden, 1450 Meter über Meer

Der Traum für TV-Macher. Der 2003 gestaltete Sprung bietet jeweils spektakuläre Bilder von fliegenden Skifahrern mit dem Silberhorn im Hintergrund.

Marco Odermatt 2022 beim Silberhornsprung.
Marco Odermatt 2022 beim Silberhornsprung.
KEYSTONE

Österreicherloch

Nach 2 Minuten 15 Sekunden, 1390 Meter über Meer

Das Österreicherloch ist vor allem noch ein Mythos. Denn die Wellen, welche 1954 der Reihe nach die Österreicher Toni Sailer, Anderl Molterer und Walter Schuster abwarfen, gibt es so nicht mehr. Sie wurden inzwischen abgetragen. 

«Hier ist es etwas eisiger als auch schon»

Marc Berthod

Ziel-S

Nach 2 Minuten, 20 Sekunden, 1385 Meter über Meer

Viele Geschichten wurde in der letzten, kniffligen Passage dieses Rennen geschrieben. Die Beine sind nach deutlich über zwei Minuten Fahrzeit bereits müde, dann kommen diese drei engen und eisigen Kurven auf die Fahrer zu. Kein Wunder, kam es immer mal wieder zu üblen Stürzen. 

1991 verunglückte der Österreicher Gernot Reinstadler tödlich, als er ins Sicherheitsnetz flog, eine Beckenspaltung erlitt und seinen schweren Verletzungen erlag.

Doch auch letztes Jahr kam es zu einem spektakulären und folgenschweren Unfall. Speed-Dominator Alexander Aamodt Kilde krachte in die Netze und verletzte sich dabei so schwer, dass eine Rückkehr in den Weltcup auch ein Jahr später noch ungewiss ist. 

«Lange warten, zum Netz raus, einmal umlegen und dann bist du unten»

Marc Berthod

Die Schlüsselstellen im Video

Videos aus dem Ressort

Odermatt crasht Emoji-Quiz – und zeigt von Allmen den Meister

Odermatt crasht Emoji-Quiz – und zeigt von Allmen den Meister

Speed-Youngster Franjo von Allmen versucht sich beim Emoji-Quiz von blue Sport – Hilfe erhält er von keinem geringeren als Marco Odermatt höchstpersönlich.

08.01.2025

Stefan Rogentin verrät im Porträt, welcher Musik-Stil ein absolutes No-Go ist

Stefan Rogentin verrät im Porträt, welcher Musik-Stil ein absolutes No-Go ist

Speed-Spezialist Stefan Rogentin spricht im Porträt bei blue Sport über Stärken und Schwächen und verrät, welchen Tick er hat.

16.01.2025

Justin Murisier verrät sein Slip-Geheimnis

Justin Murisier verrät sein Slip-Geheimnis

Neben der Piste kann Justin Murisier auch anders, als hochkonzentriert. Der Routinier ist oft der Alleinunterhalter im Team.

04.12.2024