Einen Monat vor dem Start in den Weltcup-Winter in Sölden wirft die Greenpeace der FIS aufgrund von Bauarbeiten an einem Tiroler Gletscher «Greenwashing» vor und spricht von einem Skandal.
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- Die Greenpeace kritisiert Bauarbeiten am Tiroler Rettenbachgletscher scharf und schreibt: «Seit April wird mit Baggern das Eis abgetragen, um die Abfahrtsstrecke zu optimieren.»
- Die Umweltorganisation wirft dem Skiverband «Greenwashing» vor und fordert die Politik zum Handeln auf.
- Während die Betreiber der Bergbahnen in Sölden den Vorwürfen widersprechen, befürchtet Ex-Skirennfahrer Felix Neureuther, dass die Glaubwürdigkeit des Skisports leidet.
Der Skirennsport wird rund einen Monat vor dem Start in die neue Saison von der Klimadebatte eingeholt. Grund dafür sind Bauarbeiten am Tiroler Rettenbachgletscher. Die Umweltorganisation Greenpeace erhebt den Vorwurf, die Bergbahnen hätten in Sölden Eis abgetragen, um die Weltcup-Piste zu erweitern.
«Skandal in Sölden: Teile des Rettenbachgletschers werden für das Ski-Weltcup-Opening zerstört. Seit April wird mit Baggern das Eis abgetragen, um die Abfahrtsstrecke zu optimieren», ist auf dem Twitteraccount von Greenpeace Österreich zu lesen.
Man habe aufgrund eines anonymen Hinweises Nachforschungen getätigt, welche die Zerstörung des Gletschers belegen sollen. «Um die Fahrbahn für den Ski-Weltcup zu begradigen und ihre Breite beizubehalten, wurde offensichtlich entschieden, den betroffenen Gletscherteil komplett zu entfernen und mit Schutt sowie Kunstschnee wieder aufzufüllen», schlussfolgert Greenpeace, vermutet auch Sprengungen und fordert die Politik zum Handeln auf.
Betreiber der Bergbahnen widerspricht
«Hier werden Skisport und Naturschutz gegeneinander ausgespielt. Unsere Gletscher dürfen nicht Prestigeprojekten zum Opfer fallen», sagt Greenpeace-Sprecherin Ursula Bittner. Die Vorwürfe in Richtung des internationalen Skiverbands sind heftig: «Die FIS behauptet, klimapositiv zu sein und Nachhaltigkeit gross zu schreiben. Die aktuellen Bilder belegen jedoch einmal mehr, dass hinter solchen Aussagen reines Greenwashing steckt», so Bittner.
Die Betreiber der Bergbahnen allerdings widersprechen. «Es handelt sich um normale Sanierungsarbeiten der bestehenden Piste aufgrund des Rückganges des Rettenbachgletschers, die im April begonnen haben und bis September andauern», erklärt Jakob Falkner, Leiter der Bergbahnen. Die Arbeiten seien behördlich genehmigt und keineswegs nur für die Weltcup-Strecke. Zudem stellt Falkner klar, dass keine bestehenden Pisten erweitert werden. So etwas zu behaupten, sei eine «völlige Blödheit».
Neureuthers Mitleid mit den Athletinnen und Athleten
Trotzdem löst die Kritik von Greenpeace Diskussionen aus. Der österreichische Skirennfahrer Julian Schütter, der sich auch als Klimaaktivist engagiert, äussert sich wie folgt: «Jetzt den Gletscher zu entfernen, damit die Rennen weiterhin viel zu früh stattfinden können, ist wirklich absurd. So darf man sich nicht wundern, wenn der Sport einen schlechten Ruf bekommt.»
Das befürchtet auch der zurückgetretene Felix Neureuther. «Die Bilder, die gerade viral gehen, sind eine Katastrophe für die Glaubwürdigkeit des Skisports», macht der Deutsche im Bayerischen Rundfunk klar. «Mir tun die Athletinnen und Athleten leid, die wieder mit etwas Negativem konfrontiert werden.»