Schlitzohr Molitor So frech schummelte der Rekordsieger bei seinem ersten Lauberhorn-Triumph

Von Patrick Lämmle

13.1.2023

Karl Molitor rast 1945 in der Abfahrt dem Sieg entgegen.
Karl Molitor rast 1945 in der Abfahrt dem Sieg entgegen.
Bild: Keystone

Beat Feuz hat die Lauberhorn-Abfahrt schon drei Mal gewonnen, am Samstag startet er ein letztes Mal in Wengen. Nur ein Schweizer war noch erfolgreicher als Feuz, das Schlitzohr Karl Molitor. Eine verrückte Geschichte.

Von Patrick Lämmle

Der 2014 im Alter von 94 Jahren verstorbene Karl «Moli» Molitor hat am Lauberhorn elf Siege eingefahren, sechs davon in der Abfahrt. Seinen ersten Triumph feierte er 1939 im Alter von 19 Jahren. Doch bei diesem Sieg griff der Jüngling ganz tief in die Trickkiste. Tatsächlich nahm Molitor eine Abkürzung, ein Geheimnis, das er erst in hohem Alter lüftete. Wie das möglich ist?

Am Vorabend des Rennens habe ihn der Dorflehrer zur Seite genommen und ihm erklärt, dass er mit seinen Schülern für ihn eine 150 Meter lange Abkürzung zwischen zwei Toren in den Tiefschnee stampfen würde. Anstatt einer Rechtskurve ging es für Molitor demnach gerade den Berg hinunter. Er habe die Stelle im Rennen zwar gefunden, aber ein wirklicher Vorteil habe sich daraus nicht ergeben, erinnerte sich das Schlitzohr: «Sie erwies sich als so steil und schmal, dass ich nicht bremsen konnte und beim Einbiegen auf die Normalpiste prompt stürzte.»

Dass er am Ende trotz des Sturzes mit neun Sekunden Vorsprung im Ziel ankam, lässt eigentlich anderes vermuten. Und vielleicht waren ja die Zeitnehmer auch noch ein bisschen auf seiner Seite, wer weiss das schon so genau. Heute wo die Rennen von Millionen von Menschen am TV verfolgt werden, da lässt es sich nicht mehr so leicht schummeln.

Muss man gemacht haben – Lauberhorn-Test

Wenn wir schon zurückblicken, dann möchten wir dir auch noch dieses Video ans Herz legen. Hier kannst du die Abfahrt quasi an der Seite von Bernhard Russi bestreiten. Eine Perle aus dem Jahr 1986. Mitmachen!