In den letzten 30 Jahren ging der Nationencup der Skifahrer immer an die Österreicher. Nun liegen die Schweizer aber klar vor dem ewigen Rivalen. ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel spürt aber keinen Druck. Im Gegenteil.
299 Punkte liegt die Schweiz im Nationenranking derzeit vor Österreich. Ein gewaltiger Vorsprung. Unser östlicher Nachbar kommt in diesem Winter irgendwie überhaupt nicht auf Touren. Beim letzten Rennen, dem Riesenslalom von Garmisch, schaffte es mit Manuel Feller nur ein einziger Österreicher in den zweiten Lauf – Feller wurde am Ende 28.
Der «Standard» schrieb von einem «historischen Debakel». Es war das schlechteste Riesenslalom-Ergebnis der Österreicher im Weltcup seit Einführung der Dreissigerregel. Jetzt droht die erstmalige Niederlage im Nationencup. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sieht aber nicht seine Österreicher, sondern die Schweizer unter Zugzwang. «Die haben, glaube ich, mehr Druck als wir», wird der 78-Jährige von der «Krone» zitiert.
Warum sollte die Schweiz in der jetzigen Situation mehr Druck haben als Seriensieger Österreich? Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann hatte vor einigen Wochen erklärt, dass der Verband dank leistungsabhängiger Verträge mit Partnern eine hohe Geldsumme für den Sieg im Länderranking kassiert. Sponsoren würden bei einem Triumph also mehr Geld ausschütten.
«Wir investieren gopferdeckel so viele Millionen»
Lehmann im November zum «Blick»: «Die Nationenwertung ist ein Prestigeobjekt. Da geht es nicht um eine Momentaufnahme, sondern um die Leistung über den ganzen Winter. Wir investieren gopferdeckel so viele Millionen – es wäre für mich ein schönes Zeichen, wenn wir in der Gesamtstruktur die Besten wären. Wir haben schliesslich nicht viele Sportarten, wo wir sagen können: Wir sind die besten der Welt!»
Natürlich haben auch die Österreicher ihre Hoffnungen auf den 31. Titel in Serie noch nicht begraben. Doch Schröcksnadel will sich und seine Kollegen in diesem schwierigen Winter nicht noch weiter unter Druck setzen: «Für uns verändert sich nichts. Ob wir das gewinnen oder nicht, es verändert sich nichts.»
Viel mehr hofft der Verbandspräsident, dass es in den nächsten Jahren wieder mehr hoffnungsvolle österreichische Talente in den Weltcup schaffen. «Was wir sicher tun in der Zukunft: Wir ersparen ihnen den langen Weg. Die müssen sich nicht über den Europacup hochdienen, sondern wenn einer gut ist, kommt er in den Weltcup», kündigt Schröcksnadel an. «Wir haben immer gemeint, wir müssen warten, bis einer 22 oder 24 ist.» Das müsse aber nicht sein, wie man bei anderen Nationen sehen könne.