Marco Odermatt zeigt seinen Konkurrenten im letzten Super-G der Saison einmal mehr den Meister und macht jetzt Jagd auf Hermann Maiers Punkterekord. Für Marc Gisin ist der Rekord eigentlich nur noch Formsache.
Mit dem Wort «perfekt» fasst Marco Odermatt seine Super-G-Saison zusammen. «Ich glaube, viele andere Worte gibt es dafür gar nicht, wenn man weiss, wie schwierig diese Disziplin ist», sagt er im SRF-Interview. Sechs von acht Rennen konnte der Nidwaldner gewinnen.
«Unglaublich» sei es, so der 25-Jährige, der zum Saisonabschluss in Soldeu noch einmal zeigt, warum er auch der verdiente Gesamtweltcupsieger ist. «Das letzte Rennen noch zu gewinnen, die Emotionen noch einmal zu haben und die kleine Kugel entgegenzunehmen – das ist unglaublich schön.»
Zeit, sich mal hinzusetzen und darüber nachzudenken, was in seiner Karriere gerade abgeht, habe er nicht, sagt Odermatt: «Man hat ja keine Woche Ruhe. Nach einem Rennen wie gestern (Anm. d. Red.: Odermatt wurde in der Soldeu-Abfahrt 15.) hirnt man gleich, warum es nicht besser gegangen ist. So gab es heute gleich die Antwort, dass doch noch etwas im Tank ist. Genial.»
Auch der frühere Spitzen-Speedfahrer Marc Gisin schwärmt im Gespräch mit blue Sport von Odermatt. «Ehrlich gesagt bin ich etwas überrascht von seiner nächsten Top-Leistung, nachdem, was er gestern in der Abfahrt gezeigt hat. Ich dachte, er hat etwas Mühe mit dieser Strecke. Aber einmal mehr hat er uns des Besseren belehrt», so Gisin. «Absolute Weltklasse!»
58 Punkte fehlen zu Maiers Punkterekord
Die grosse Kugel für den Gesamtweltcup, die kleine Kugel im Super-G und die kleine Kugel im Riesenslalom – fehlt eigentlich nur noch der Rekord von Hermann Maier von 2000 Punkten in einer Saison, den Odermatt mit einem dritten Platz am Samstag im Riesenslalom knacken könnte. Doch das ist für den Ski-Superstar nebensächlich.
«Ich habe jetzt wirklich alles erreicht, was ich mir vor diesem Winter gewünscht habe», sagt Odermatt. «Deshalb werde ich schon heute Vollgas feiern.» Sollte er Maiers Rekord am Samstag knacken, sei das natürlich super. «Aber auch wenn nicht, muss ich mich, glaube ich, bei niemandem rechtfertigen.»
Gisin kauft dem Nidwaldner die bescheidenen Worte allerdings nicht ganz ab. «Wenn so ein Rekord für die Ewigkeit zum Greifen nah ist, willst du ihn natürlich auch holen. Und eigentlich kann er sich nur noch selber im Weg stehen, im Riesenslalom war er während der ganzen Saison eine Macht», sagt der Engelberger.
Ins Grübeln kommen wird Odermatt wegen des Rekords aber nicht, glaubt Gisin. «Er hat schon zur Genüge gezeigt, dass er mit dem Druck umgehen kann. Das ist auch kein Vergleich zu einem zweiten Lauf, wenn es um Olympiagold oder den ersten Adelboden-Sieg geht.»