Ende Oktober eröffnen Marco Odermatt und Co. die neue Saison. Es könnte ein denkwürdiger Winter werden, sollten sich die Befürchtungen manch eines Ausrüsters bewahrheiten.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Der internationale Skiverband FIS verbietet neuerdings aus ökologischen Gründen eine Ski-Präparation mit fluorhaltigen Produkten.
- Da die Messgeräte in der Testphase teils fälschlicherweise Alarm geschlagen haben, ist die Sorge vor ungerechtfertigten Disqualifikationen gross.
- Stöckli-Rennleiter Beni Matti nennt noch zwei weitere Beispiele, die die Krux mit der neuen Regel unterstreichen.
«Der Schweizer Cheftrainer Tom Stauffer schaut dem kommenden Alpin-Winter mit einiger Skepsis entgegen», schreibt «Blick»-Reporter Marcel W. Perren. Nicht etwa, weil die Schweizer Trümpfe schlecht trainiert hätten, sondern aufgrund einer neuen Wachsregel. Der internationale Skiverband FIS verbietet neuerdings aus ökologischen Gründen eine Ski-Präparation mit fluorhaltigen Produkten.
Ob die Regeln eingehalten werden, wird von der FIS nach jedem Weltcup-Rennen kontrolliert, mit speziell dafür angefertigten Messgeräten. Die Ski werden an der Spitze, in der Mitte und am Ende kontrolliert. Blitzt dreimal ein grünes Licht auf, so ist alles in Ordnung. Leuchtet das Gerät aber dreimal rot auf, so werden die Athleten disqualifiziert.
Drohen Disqualifikationen aufgrund von Messfehlern?
Was viele Trainer und Athleten beunruhigt: In der Testphase ist es vorgekommen, dass das Gerät bei neuen Skibelägen, die garantiert nie mit Fluor in Berührung gekommen sind, rot aufgeleuchtet hat.
Wo liegt das Problem? «Ich zweifele zwar keine Sekunde daran, dass sich unsere Serviceleute an die Vorschriften halten. Aber aufgrund der Gespräche, die ich mit Vertretern aus der Ski-Industrie geführt haben, befürchte ich, dass es aufgrund von Messfehlern zu ungerechtfertigten Disqualifikationen kommen könnte», wird Stauffer im «Blick» zitiert. Denn in der Testphase haben die Messgeräte teils fälschlicherweise rot aufgeleuchtet.
Head-Rennchef Rainer Salzgeber kann die Sorgen auch nicht gänzlich vom Tisch wischen: «Die letzten Testmessungen schienen mir zwar schon wesentlich verlässlicher zu sein. Aber es gibt in dieser Angelegenheit immer noch einige wunde Punkte.»
Auch im Umfeld von Marco Odermatt sorgt die neue Regel für Stirnrunzeln. So sagt etwa der langjährige Stöckli-Rennleiter Beni Matti: «Beim Umschleifen der Ski wird dem Kühlungswasser der Maschinen reguläre Emulsion beigefügt, damit die Aggregate nicht rosten. Bei den Fluor-Testmessungen hat diese Substanz oft einen höheren Wert angegeben als normal gewachste Ski. Der erlaubte FIS-Wert liegt bei 0,99. Deshalb liegt der Verdacht nahe, dass das Messgerät der FIS die Definition von Fluor nicht genau feststellen kann.»
Dass die Messgeräte in manchen Fällen nicht unterscheiden können, ob es sich um Fluor oder um eine andere Substanz handelt, ist aber nicht das einzige Problem, wie Matti ausführt: «Nehmen wir an, die Startnummer 3 geht mit einem Fluor beinhaltenden Ski ins Rennen. Jeder darauffolgende Athlet mit lupenreinem Belag könnte dann über diese Spur gefahren sein und Rückstände von Fluor abkriegen und deshalb disqualifiziert werden.»
Des Weiteren steige auch die Sabotagegefahr, weil sich oft verschiedene Ausrüster den Wachscontainer teilen würden. «Und deshalb hätte jedermann ziemlich leichtes Spiel, wenn er seinem ärgsten Konkurrenten Fluor auf die Ski schmieren möchte», so der 42-Jährige.
Bleibt zu hoffen, dass auch im kommenden Winter die Zeitmessung über Sieg und Niederlage entscheidet – und nicht das Regelwerk.