Mit Sofia Goggia verliert Italiens Skiteam die wohl grösste Medaillenhoffnung für die anstehende Heim-WM in Cortina. Rund 30 Stunden nach dem Zwischenfall meldet sich der Pechvogel zu Wort.
Am späten Sonntagabend herrscht Gewissheit: Sofia Goggia, Italiens grösste Medaillenhoffnung, verpasst die Heim-WM in Cortina d'Ampezzo. Eine Fraktur des Schienbeinkopfs im rechten Knie setzt die Abfahrts-Olympiasiegerin für mehrere Wochen ausser Gefecht. Der Schock im italienischen Skiteam sitzt tief – wohl auch wegen des dermassen unglücklichen Unfallhergangs.
Goggia stürzt am Sonntag – nach der wetterbedingten Verschiebung des angesetzten Super-G in Garmisch – bei der Fahrt vom Startbereich zurück ins Tal auf einer Touristenpiste. Die 28-Jährige wird daraufhin mit dem Helikopter von Bayern nach Mailand geflogen, wo eine MRI-Untersuchung die Befürchtungen bestätigt: Die Italienerin, die vier der fünf Abfahrten in der laufenden Saison gewonnen hat, ist für die WM zum Zuschauen verdammt.
Brignone: «Skifahren ist unbarmherzig»
«Da bricht eine Welt zusammen», sagt der italienische Cheftrainer Michael Mair dem «ORF» im Interview und betont: «Es ist für die ganze Mannschaft schlimm.» Teamkollegin Marta Bassino bestätigt: «Gestern war ein sehr schlechter Tag, ein langer und schwieriger Tag. Wegen der langen Wartezeit auf das Rennen, dann Sofi so zu sehen – das hat sich schlecht angefühlt.»
Auch Federica Brignone, die am Montag im nachgeholten Rennen als Siebtplatzierte beste Italienerin ist, bedauert den Ausfall der Teamleaderin: «In einem so goldenen Moment ist Sofia dieses unglaubliche Unglück passiert, noch dazu nicht einmal während des Rennens. Skifahren ist unbarmherzig und sie hat, mehr als andere, mit vielen Verletzungen zu kämpfen gehabt. Es ist schlimm, aber man muss damit umgehen können.»
Goggia: «Der Schmerz und das Leid bleiben stark»
In der Tat ist es nicht das erste Mal, dass die Verletzungshexe bei Goggia zuschlägt. Ende 2013 reisst sie sich das Kreuzband, 2015 muss sie die Saison wegen neuerlich auftretenden Kniebeschwerden vorzeitig beenden. Zudem zieht sie sich zu Beginn der Saison 2018/19 einen Knöchelbruch zu.
Nach dem jüngsten Rückschlag ist der Schmerz gross. «Ich glaube, nach 30 Stunden sind mir die Tränen ausgegangen. Aber der Schmerz und das Leid bleiben stark. Mein Herz kämpft weiter, und zugleich schreit es lautlos», wendet sich Goggia am späten Montagabend auf Instagram an ihre Fans.
Die Draufgängerin will sich aber auch diesmal nicht unterkriegen lassen. «Wir können nur leben, indem wir dort hineinschauen, nach oben schauen und uns auf Dinge konzentrieren, die ausserhalb unserer Sicht liegen», schreibt Goggia unter ein Bild, das sie an einem Fernglas zeigt. «So weit ich physisch auch von dem entfernt bin, versuche ich, es zu fokussieren und zu jagen. Um von vorne zu beginnen.»