Die USA wanken beim 98:87-Sieg im Basketball-Final gegen Gastgeber Frankreich, doch dann folgt die grosse Show von Stephen Curry. Die Gegner haben aber definitiv aufgeholt.
Die amerikanische Mannschaft in Paris wurde als Dream Team 2.0 bezeichnet. Als Dream Team gilt die US-Equipe von 1992 in Barcelona, als unter anderen Michael Jordan, Magic Johnson, Larry Bird und Scottie Pippen dabei waren. Damals dominierten die Amerikaner die Gegner nach Belieben. Das 117:85 im Final gegen Kroatien war der knappste Sieg.
Diesmal traten die USA mit Topstars wie LeBron James, Kevin Durant oder Stephen Curry an. Dennoch wurden sie hart gefordert. Im Halbfinal gegen Serbien (95:91) lagen sie zwischenzeitlich mit 17 Punkten in Rückstand, im Final gegen Frankreich (98:87) führten sie gut drei Minuten vor Schluss lediglich 82:79.
«Das Spiel ist mittlerweile global. Es gibt überall auf der Welt grossartige Talente», begründete US-Headcoach Steve Kerr. Zudem sei der Druck gross. «Ich denke, wir sind möglicherweise die einzige Mannschaft auf der Welt, deren Fans sich für sie schämen, wenn sie eine Silbermedaille holt.»
Die Amerikaner benötigten einen Stephen Curry in Topform, um der Schmach zu entgehen. Der Point Guard der Golden State Warriors, der wie LeBron James in Akron im Bundesstaat Ohio zur Welt gekommen ist, verzeichnete in den letzten beiden Partien nicht weniger als 17 erfolgreiche Drei-Punkte-Würfe, vier davon in den letzten drei Minuten im Final, nachdem die Franzosen auf drei Punkte verkürzt und die Hoffnung in die stimmungsvolle Bercy Arena zurückgebracht hatten.
Gemacht für grosse Spiele
Curry verglich den Final mit einem entscheidenden siebenten Playoff-Spiel in der Fremde. Und der Routinier scheint gemacht für solche Partien, wie er schon in der Vergangenheit eindrücklich bewiesen hat. Sein Dreier zum 85:79 habe alles entschieden, sagte Curry. «Und dann kam der Rhythmus, die Lawine, und zum Glück gingen die anderen drei ebenfalls rein. Das war ein unglaublicher Moment.»
Trotz seiner schon 36 Jahre nahm Curry zum ersten Mal an Olympischen Spielen teil, entsprechend gross war seine Erleichterung nach der Erfüllung der Gold-Mission, und dies zeigte er auch. «Ich hatte die beste Zeit meines Lebens», schwärmte Curry.
Kerr ist in der NBA auch bei den Warriors der Trainer von Curry, kennt ihn also bestens. «Diese Partie steht in einer Reihe mit den grössten Spielen seiner Karriere. Die Schüsse waren einfach unglaublich. Aber unter diesen Umständen, auswärts, in Paris, gegen Frankreich, im Kampf um die Goldmedaille, ist das wie eine Geschichte aus dem Bilderbuch. Aber das ist es, was Steph macht. Er mag es, in Bilderbüchern zu stehen.»
Kampfansage von Wembanyama
Dennoch wurde nicht Curry zum MVP des Turniers gewählt, sondern der gegen die Franzosen mit einem goldenen Schuh angetretene 39-jährige LeBron James, auch bekannt als «King James», dem im Halbfinal gegen Serbien ein Triple-Double gelungen war. Wie auch immer fehlte wenig – und die USA wären trotz Dream Team 2.0 nicht zum fünften Mal in Folge Olympiasieger geworden. Das dürfte der Konkurrenz noch mehr Mut geben. Jedenfalls machte der 20-jährige Franzose Victor Wembanyama, der als kommender NBA-Star gehandelt wird und im Final mit 26 Punkten brillierte, schon einmal eine Kampfansage: «Ich lerne – und ich mache mir Sorgen um die Gegner in ein paar Jahren.»
sda