Wie 2018 in Pyeongchang, als der Achtelfinal Endstation bedeutete, träumen die Schweizer Eishockeyaner von einer Olympia-Medaille. Die Mannschaft ist reifer, weshalb die Voraussetzungen besser sind.
Patrick Fischer ist einer, der gross denkt. Vor seinen ersten Olympischen Spielen als Trainer 2018 in Pyeongchang war er überzeugt, eine Medaille gewinnen zu können. Das Turnier endete für die Schweizer mit einer grossen Enttäuschung. Sie verliessen in drei von vier Partien das Eis als Verlierer und scheiterten in den Achtelfinals an Deutschland (1:2 n.V.).
Nun ist die Ausgangslage ähnlich. Wieder fehlen die NHL-Spieler und wieder rechnen sich die Schweizer einiges aus – das Ziel ist die Halbfinal-Qualifikation und dann selbstredend der Gewinn einer Medaille. In der Theorie ist es für die Eisgenossen ein Vorteil, dass die Spieler aus der besten Liga der Welt nicht dabei sind. Klar hätten Roman Josi, Timo Meier und Co. das Niveau der Mannschaft deutlich angehoben, jedoch trifft die Absage der NHL die Topnationen härter.
Vor vier Jahren nutzte Deutschland die Gunst der Stunde und holte Silber. Zum Olympiasieg fehlte wenig, Russland glich im Final 56 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit in Unterzahl zum 3:3 aus und siegte in der Verlängerung. Was die Deutschen geschafft haben, sollte auch für die Schweizer möglich sein, wenn das vorhandene Potenzial ausgeschöpft wird.
Gelingt das diesmal? Die Aussichten sind sicher besser. Für Fischer ist es bereits das siebente grosse Turnier (OS und WM) als Nationaltrainer, dementsprechend gut gefüllt an Erfahrungen ist der Rucksack. Seine Bilanz seit der Enttäuschung in Pyeongchang kann sich sehen lassen: 2018 führte er das Team zu WM-Silber, 2019 und 2021 verpassten die Schweizer den WM-Halbfinal denkbar knapp – vor drei Jahren gegen Kanada fehlten 0,4 Sekunden, im vergangenen Jahr gegen Deutschland 44 Sekunden.
16 Spieler vom letztjährigen WM-Team sind auch in Peking dabei. Fischer zählt auf eine erfahrene Mannschaft mit vielen Leadern, allen voran Andres Ambühl, der seine fünften Olympischen Spielen bestreitet, und Raphael Diaz, der zum vierten Mal teilnimmt. «Wir sind miteinander gewachsen. Viele Spieler sind schon seit meinem Amtsantritt dabei», sagt Fischer. «Dass wir uns kennen und über einen Kern verfügen, ist unser grösster Vorteil. Wir sind nicht nur erfahren, sondern auch spielstark, schnell und robust. Vor vier Jahren litten wir sehr. Nun sind wir bereit, das zu korrigieren. Ich habe ein sehr gutes Gefühl mit dieser Mannschaft in dieser Konstellation.»
Schweizerinnen wollen Coup von Sotschi wiederholen
Die Jubelbilder sind unvergessen, als die Schweizer Eishockey-Frauen an den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi die Bronzemedaille gewannen. Diesen Exploit zu wiederholen, ist für das Team von Trainer Colin Muller ein schwieriges Unterfangen. Die USA und Kanada bewegen sich nach wie vor in einer eigenen Kategorie und auch Finnland ist höher einzustufen.
Dass sich die Schweizerinnen auf dem richtigen Weg befinden, bewiesen sie im vergangenen August in Calgary, als sie erstmals seit dem Gewinn von Bronze 2012 an einer WM wieder die Halbfinals erreichten. Das Spiel um Rang 3 gegen Finnland ging 1:3 verloren. Aus diesem Turnier schöpfen die Schweizerinnen Mut, umso mehr, als Topspielerin Alina Müller nach der zweiten Vorrundenpartie wegen einer Sprunggelenkverletzung fehlte.
Seit Sotschi ist hierzulande im Frauen-Eishockey einiges gegangen. 13 der 23 Spielerinnen sind in Nordamerika oder in Schweden tätig. Die Schweizerinnen sind in Peking als Weltranglisten-Fünfte in der Gruppe A eingeteilt und haben dadurch die Qualifikation für die Viertelfinals bereits auf sicher. Erst dann gilt es für sie so richtig ernst.