Mujinga und Ditaji Kambundji sind ein Herz und eine Seele. Kein Wunder also, dass beide als Glücksbringer für die Spiele in Paris ein Schmuckstück präsentieren – von einer gemeinsamen Kollegin.
Wer genau hinschaut, der sieht bei Ditaji Kambundji das Amulett bei jedem Wettkampf. Es ist ein klitzekleiner Diamant, eingefasst in ein feines Goldkettchen um den Hals. «Ich trage ihn in jedem Wettkampf», nimmt die Hürdensprinterin auf den Diamanten Bezug, den sie 2021 bei Spitzenleichtathletik Luzern als Siegerin gewann. «Er sagt mir: Jetzt kommt es darauf an.»
Die Geschichte mit dem Diamanten hat durchaus einen olympischen Hintergrund. Vor drei Jahren lockten für die damals 19-Jährige die Spiele 2021 in Tokio. Die Qualifikation stand auf Messers Schneide, nur ein Sieg bei der allerletzten Möglichkeit würde die nötigen Punkte fürs World Ranking bringen. Es klappte: Ditaji Kambundji gewann bei Spitzenleichtathletik Luzern in 13,11 Sekunden – vor gut einem Monat an der EM in Rom senkte die WM-Siebente und EM-Zweite den Schweizer Rekord auf 12,40 Sekunden. «In Tokio habe ich dann den Diamanten erstmals getragen. Seither bringt er mir Glück», sagt die jüngste der vier Kambundji-Schwestern.
Auch Mujinga Kambundji verbindet die olympischen Spiele mit einem Schmuckstück. Sie präsentiert eine kleine goldene Halskette mit den fünf olympischen Ringen. «Meine Schwestern schenkten sie mir nach den Spielen in Rio zum Geburtstag», erzählt sie. Bei der Übergabe waren bereits London 2012 und Rio 2016 eingraviert. Die Sprinterin liess auch Tokio 2021, wo sie im 100-m-Final stand, verewigen. Bald dürfte die Gravur für Paris 2024 erfolgen. Und sollte sie ihre Karriere verlängern – so wie Shelly-Ann Fraser-Pryce, die sich als 37-Jährige in 10,94 über 100 m bei den Jamaika-Trials das Ticket für Paris gelöst hat – , dann wird auf dem fünften Ring Los Angeles 2028 zu lesen sein.
Perfekt bilingue
Die beiden Sportlerinnen sind perfekt bilingue, denn sie sprechen mit ihrem kongolesischen Vater französisch. Die «Vatersprache» sorgt aber nicht für eine spezielle Nähe zu Frankreich. «Ich kenne Paris primär von den Wettkämpfen. Dort lief ich meinen ersten Indoor-Rekord», sagt Ditaji Kambundji, erwähnt aber auch eine private Reise mit ihrer Mutter an die Seine.
Für Mujinga Kambundji ist Frankreich «ein Nachbarland wie jedes andere auch». Sie erinnere sich an Familien-Ferien in Nizza, aber Paris selber habe für sie keine spezielle Bedeutung. «Aber ich freue mich natürlich auf die Wettkämpfe», betont sie.
Die Nähe von Paris zur Bern schätzen die beiden. Die Angehörigen werden im Stadion sitzen. «Wir werden zwar keine Zeit füreinander haben. Aber allein der Gedanke, dass sie da sind, motiviert», sagt Mujinga Kambundji. Auch Ditaji weiss dies zu schätzen, zumal sie als Schülerin bei Wettkämpfen noch im Publikum sass, um ihre zehn Jahre ältere Schwestern anzufeuern.
Haute Cuisine
Frankreich steht auch für die Haute Cuisine. «Mujinga ist eine sehr gute Köchin», betont Ditaji Kambundji. Die Angesprochene nimmt das Kompliment wohlwollend entgegen, meint aber: «Die italienische Küche gefällt mir besser, weil unkompliziert.» Sie schnuppere in ihrer Freizeit gerne in Rezeptsammlungen. Falls sie etwas zur Thematik «gesund und schnell zum Zubereiten» entdecke, lasse sie sich oft inspirieren.
Auch Mujinga Kambundji macht ihrer Schwester ein Kompliment. «Didi ist unbeschwerter als ich. Sie hat keine Angst, setzt sich keine Limiten», sagt die zweifache Europameisterin über 200 m. «Man ist nie so unbeschwert, wie wenn man jung ist», sinniert sie. Sie geniesse den frischen Wind, den ihre Schwester in die Trainingsgruppe bringe.
Nun reisen die beiden bereits zum zweiten Mal gemeinsam an Olympische Spiele. «Die Wettkämpfe werden ähnlich verlaufen wie sonst am Grossanlass, aber das olympische Gefühl kommt noch hinzu», sagt Ditaji Kambundji. Ihre Schwester pflichtet bei. «Olympia ist in der Leichtathletik das Grösste». Auch der Kollegenkreis ausserhalb der Sports würde diesen Event wahrnehmen und einen darauf ansprechen.