Bei der EM in Budapest hat Lisa Mamié mit ihrer Silbermedaille alle überrascht. Kurz vor ihrer ersten Olympia-Teilnahme gehört die junge Frau aus Zürich plötzlich zu den besten Brustschwimmerinnen Europas. «blue Sport» hat die Athletin in Oerlikon besucht.
Vor einigen Wochen in Budapest passte bei Lisa Mamié einfach alles zusammen. Bereits im Halbfinal über 200 Meter Brust verbesserte die Zürcherin ihren eigenen Schweizerrekord deutlich, nur um diesen im Final dann noch einmal zu pulverisieren. Am Ende schwamm Mamié die vier Bahnlängen mehr als zwei Sekunden schneller als je zuvor. Mit der Silbermedaille um den Hals konnte sie ihr Glück kaum fassen.
«Road to Tokyo» – die Serie von blue Sport
Für viele Sportlerinnen und Sportler bilden die Olympischen Spiele den Höhepunkt der Karriere. Während etwa die weltbesten Tennisspieler und Fussballer permanent im Rampenlicht stehen, bietet sich vielen Athletinnen und Athleten nur alle vier Jahre die Gelegenheit, sich der breiten Masse zu präsentieren. Im Rahmen der Serie «Road to Tokyo» besucht «blue Sport» Fechter, Ringer oder Karate-Kämpferinnen und wirft einen Blick hinter die Kulissen in einer Zeit, in der so vieles ungewiss ist. So auch die Frage, ob die Spiele letztlich überhaupt stattfinden.
Und das nächste Highlight folgt sogleich. In Tokio wird Lisa Mamié erstmals an Olympischen Spielen teilnehmen. Damit gehe für sie ein Traum in Erfüllung, sagt die 22-Jährige. Im Sommer 2012 verfolgte sie die Spiele von London vor dem Fernseher. Seither hatte sie ein klares Ziel vor Augen: Eines Tages selbst eine Olympionikin sein.
Neunmal pro Woche steigt Mamié dafür ins Becken. Und das nicht etwa als Vollzeitprofi. Die Schwimmerin studiert nebenbei an der Universität Zürich italienische und französische Sprach- und Literaturwissenschaften. Nachdem die letzten Semesterprüfungen aber geschrieben sind, gilt der Fokus ab sofort voll und ganz der Olympiavorbereitung. Diese bestreitet Lisa Mamié in Zürich und Italien. Schon zwei Wochen vor den Spielen geht es dann zur Akklimatisierung nach Japan.
«Ich werde so oder so mit einem Lächeln im Gesicht aus Tokio abreisen.»
Mit der Olympia-Teilnahme geht für Lisa Mamié ein Traum in Erfüllung.
Von einer gestiegenen Erwartungshaltung nach ihrem Exploit bei den Europameisterschaften will die Brustspezialistin und Schweizer Rekordhalterin über drei Distanzen indes nichts wissen. Für sie gehe es darum, die ganzen neuen Eindrücke bei Olympia zu verarbeiten und Erfahrungen zu sammeln. Denn mit ihren 22 Jahren steht die Athletin der Limmat Sharks vor ihren ersten, aber wohl nicht letzten Spielen. So oder so werde sie wohl mit einem Lächeln im Gesicht aus Tokio abreisen.
Mit ihrer persönlichen Bestzeit über 200 Meter Brust belegt Lisa Mamié weltweit derzeit Rang elf. Um bereits in Tokio ein Wörtchen ganz vorne mitzureden, müsste sie also noch einmal über sich hinauswachsen. Dass sie das in grossen Momenten kann, hat die Schweizerin kürzlich bewiesen.