Mit 34 Jahren setzt sich Beat Feuz mit dem Olympiasieg endgültig die Abfahrtskrone auf. Was dem Kugelblitz die Goldmedaille bedeutet, unterstreichen seine emotionalen Worte im Zielraum von Yanqing.
Nach Bernhard Russi, Pirmin Zubringen und Didier Défago hat die Schweiz bei den Männern ihren vierten Abfahrts-Olympiasieger. Beat Feuz weist in Yanqing die gesamte Konkurrenz in die Schranken und sichert sich Gold. Bis der Triumph im spannenden und von knappen Abständen geprägten Rennen in trockenen Tüchern ist, muss der Schweizer aber lange zittern. Vor allem der Angriff von Altmeister Johan Clarey hat es in sich, im Ziel entscheiden zehn mickrige Hundertstel zugunsten von Feuz.
«Das waren lange Minuten», gibt der frischgebackene Olympiasieger im SRF-Interview zu. Beim Schangnauer ist die Nervosität im Ziel offenbar grösser als am Start, wo er die Sache relativ entspannt angeht. «Ich sass mit Odermatt oben noch in einer Lounge. Wir hatten beide einen guten Plan. Meiner ist aufgegangen, seiner wird noch aufgehen», erzählt er lachend.
Grosse Erfolge, aber auch viele Rückschläge
Davor zeigt der 34-Jährige ungewohnt viele Emotionen. Beim Telefonat mit der Familie kommen ihm gar die Tränen. «Das Schönste war, dass ich gerade das Telefon von der Freundin und der kleinen Tochter bekommen habe. Das war einer der coolsten Momente in meiner Karriere», sagt Feuz sichtlich gerührt. «Da geht einem alles durch den Kopf – nicht nur das Schöne am Skisport. Auch das Negative, das man erlebt hat. Das soll man nie vergessen.»
Ein Phänomen
Feuz hat in seiner glorreichen Karriere nicht nur viele grosse Siege eingefahren, sondern auch zahlreiche Rückschläge verkraften müssen. «Wenn ich an 2013 zurückdenke. Mein Knie war am Arsch, ich wusste nicht, ob ich zurückkommen kann. Und jetzt kann ich mit all diesen Titeln dastehen. Ich sehe das definitiv nicht als selbstverständlich.» Das gilt auch für die Unterstützung von Freundin Katrin. «Der Dank geht an sie, dass sie zu Hause alles so regelt, dass ich den Kopf frei habe und hier am Start stehen kann.»
Und wie er das kann, ist für Feuz selbst teilweise verblüffend. «Wenn ich sehe, wie ich in Bormio noch Knieprobleme hatte. In Kitzbühel gelang die erste Abfahrt auch noch nicht, ich hatte immer noch Schmerzen. Seither ging es bergauf, die letzten beiden Rennen konnte ich gewinnen», so der erste Schweizer Medaillengewinner in Peking auf die Frage, ob er sich auch als Phänomen sehe. «Ein Phänomen will ich nicht sagen, aber ich bin selber immer wieder überrascht, dass es so geht.»