Obwohl ihm zwei Motorräder um die Ohren fliegen, bleibt Valentino Rossi beim MotoGP-Rennen in Österreich unversehrt. Der neunfache Weltmeister verlangt allerdings Massnahmen gegen Sündenbock Zarco.
Nichtsahnend passiert Valentino Rossi im MotoGP-Rennen die Haarnadelkurve zum achten Mal, als die vorbeifliegenden Motorräder zweier Konkurrenten ihn nur knapp verfehlen. Es sind spektakuläre Bilder, die einen glimpflichen Ausgang nehmen. Allerdings ist nicht auszumalen, was passiert wäre, hätte das rund 150 kg schwere Gefährt die Töff-Legende getroffen. Das auch der direkt vor Rossi fahrende Maverick Vinales nicht getroffen wird, grenzt an ein Wunder.
Nichtsdestotrotz wird das Rennen sofort abgebrochen. Und Valentino Rossi wird auf dem Weg zu seiner Box immer bewusster, welch grosses Glück er soeben hatte. «Das war extrem furchterregend. Als ich in die Kurve einbog, spürte ich, dass irgendwas auf mich zukommt. Ich dachte zuerst, es sei der Schatten des Kamera-Helikopters», schildert der neunfache Weltmeister nach dem Rennen. «Doch dann schiesst Francos Motorrad mit einem unfassbaren Speed an mir vorbei, die andere Maschine fliegt über uns drüber. Wir alle hatten sehr viel Glück», ist sich Rossi bewusst.
Glück hatten auch die beiden Verursacher. Johann Zarco und Franco Morbidelli bleiben nach ihrer Kollision bei rund 300 km/h ohne schlimme Verletzungen. Weil Zarco seinem Konkurrenten aber den Weg abgeschnitten haben soll, wird der Franzose von Morbidelli für die Berührung verantwortlich gemacht. «Er ist ein halber Mörder», macht Morbidelli seinem Ärger bei «Sky Italia» Luft und fügt an: «Wenn man bei 300 km/h so bremst, dann hat man wenig für die Fahrer übrig, gegen die man fährt.»
Er selber habe sich in dieser Situation ziemlich machtlos gefühlt: «Ich konnte nichts machen. Als ich bremste, wechselte Zarco die Linie, vermutlich, um sich zu verteidigen.»
Rossi: «Zarco ist ja bekannt dafür»
Rückendeckung erhält Morbidelli von seinem Landsmann Rossi. «Zarco hat absichtlich vor Morbidelli gebremst und versucht, ihm zu schaden. Hier fehlt der Respekt für die Gegner total», ist Rossi überzeugt. «Aber Zarco ist ja bekannt dafür. Ich hoffe, dass die Rennleitung eingreift und etwas Ernstes gegen ihn unternimmt.»
Der Beschuldigte allerdings wehrt sich, als der von den «bösen Kommentaren» Wind bekommt. «Ich habe keinen Fehler gemacht, ich fuhr keine verrückte Linie», beteuert Zarco und fügt an: «Es war ein Rennunfall, der sich bei solchen Geschwindigkeiten manchmal schwer vermeiden lässt. Gott sei Dank haben unsere Bikes niemanden getroffen.» Er habe in der Zwischenzeit auch mit Rossi sprechen können – mit Erfolg: «Es ist jetzt besser. Ich konnte ihm klarmachen, dass ich kein verrückter Typ bin.» Aber sind sie das denn nicht alle?