Zehn Jahre nach der Tragödie Jules Bianchis Tod erschüttert die Formel 1 – aber er rettet anderen das Leben

Jan Arnet

5.10.2024

Jules Bianchi wird nach seinem Unfall in Suzuka von Ärzten behandelt. Mehrere Monate später verstirbt der Franzose im Spital.
Jules Bianchi wird nach seinem Unfall in Suzuka von Ärzten behandelt. Mehrere Monate später verstirbt der Franzose im Spital.
Keystone

Vor zehn Jahren verunglückte Jules Bianchi in Suzuka bei einem tragischen Unfall, der die Formel 1-Welt tief erschütterte. Die Tragödie löste aber auch lebensrettende Veränderungen im Motorsport aus.

Jan Arnet

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Jules Bianchi verunglückte am 5. Oktober 2014 beim Japan-GP schwer und erlag neun Monate später seinen Verletzungen. Sein Tod führte zu Sicherheitsdebatten in der Formel 1.
  • Der Unfall hätte möglicherweise vermieden werden können, da das Safety-Car nicht rechtzeitig eingesetzt wurde und Bianchi offenbar angewiesen wurde, schneller zu fahren.
  • Bianchis Tod führte zur Einführung des Halo-Kopfschutzes und des virtuellen Safety-Cars, die seitdem andere Fahrer vor ähnlichen Unfällen bewahrt haben.

Jules Bianchi galt als aufstrebendes Talent und war drauf und dran, sich in der Fomel 1 einen Namen zu machen, als der 25-jährige Franzose am 5. Oktober 2014 unter widrigen Wetterbedingungen beim Japan-GP schwer verunglückte. Ein Taifun hatte die Strecke unter Wasser gesetzt, aber das Rennen lief trotz der schwierigen Bedingungen weiter.

Als der deutsche Fahrer Adrian Sutil in Kurve 7 die Kontrolle über seinen Sauber verlor und in die Streckenbegrenzung krachte, verzichtete die Rennleitung auf den Einsatz des Safety-Cars und setzte stattdessen auf gelbe Flaggen. Eine Runde später passierte die Tragödie: Marussia-Pilot Bianchi verlor ebenfalls die Kontrolle und prallte mit über 200 km/h in ein Bergungsfahrzeug, das Sutils Wagen bergen sollte.

Wer trägt die Verantwortung?

Die Kräfte, die dabei auf seinen Kopf wirkten, waren verheerend – 254 G, das 254-Fache seines Körpergewichts. Bianchi wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht und ins künstliche Koma versetzt, doch über neun Monate später, am 17. Juli 2015, erlag er seinen Verletzungen.

Bianchis Tod war der erste in der Formel 1 seit dem tragischen Wochenende von Imola 1994, bei dem Ayrton Senna und Roland Ratzenberger ums Leben kamen.

Nach Bianchis Unfall begann eine Welle von Schuldzuweisungen. Die FIA gab ihm selbst die Schuld, weil er nicht genügend verlangsamt habe. Sein Team soll ihn sogar per Funk angewiesen haben, das Tempo hochzuhalten, obwohl gelbe Flaggen geschwenkt wurden. Die Familie Bianchi, allen voran sein Vater Philippe, wies diese Vorwürfe zurück und verklagte 2016 die FIA, die Formel 1 und das Team Marussia. Doch zu einem Gerichtsprozess kam es nie.

Jules Bianchi wurde nur 25 Jahre alt.
Jules Bianchi wurde nur 25 Jahre alt.
Keystone

Bianchis tragisches Schicksal führte jedoch zu entscheidenden Sicherheitsverbesserungen in der Formel 1. Zwei Massnahmen, die seither eingeführt wurden, hätten möglicherweise sein Leben retten können.

Halo und virtueller Safety-Car

Zum einen wurde der Halo, ein Titanbügel, der den Kopf der Fahrer schützt, 2018 gegen den Widerstand vieler Teamchefs und Fahrer eingeführt. Beim Unfall von Zhou Guanyu beim GP von Grossbritannien 2022 zeigte sich, wie wichtig dieser Schutz ist: Zhou überlebte unverletzt, obwohl sein Auto mit über 200 km/h kopfüber über den Asphalt schlitterte. Experten sind sich einig, dass er ohne den Halo schwer verletzt worden wäre.

Zum anderen wurde der virtuelle Safety-Car eingeführt, der das Tempo bei Unfällen drastisch drosselt, ohne dass ein echtes Safety-Car auf die Strecke muss. Diese Massnahme trat bereits in der Saison nach Bianchis Unfall in Kraft und hätte ihm vermutlich das Leben gerettet, da es die Geschwindigkeit an gefährlichen Stellen sofort reduziert.

Für die Familie Bianchi ist es ein kleiner Trost, dass sein Tod die Formel 1 sicherer gemacht hat. Sein Vermächtnis lebt weiter, indem es zukünftige Tragödien verhindert hat. Philippe Bianchi sagte nach dem Unfall von Zhou: «Zhous gerettetes Leben ist das Positive an Jules’ Tragödie.»


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