Dramatische Sekunden Grosjean: «Ich war fast in Frieden mit mir selbst»

lbe

4.12.2020

Grosjean rettet sich nach Horror-Crash in Bahrain aus seinem brennenden Auto

Grosjean rettet sich nach Horror-Crash in Bahrain aus seinem brennenden Auto

Kurz nach dem Start kracht Romain Grosjean beim GP in Bahrain ungebremst in die Leitplanke, worauf sein Wagen sofort in Flammen aufgeht. Mit viel Glück kann sich der Franzose aus seinem Auto retten und kommt ohne schwerwiegende Verletzungen davon.

29.11.2020

Fünf Tage nach seinem Horror-Crash beim GP von Bahrain schildert Formel-1-Pilot Romain Grosjean die dramatischen Momente noch einmal ausführlich und verrät, dass er zwischenzeitlich bereits resigniert habe.

Bei der Betrachtung der Bilder grenzt es nach wie vor an ein Wunder, dass Romain Grosjean den schlimmen Unfall in Bahrain überhaupt überlebt hat. Mit 220 km/h krachte der Franzose am vergangenen Sonntag in Bahrain in der dritten Kurve in die Leitplanke, sein entzweites Auto fing sofort Feuer.

Obwohl Grosjean der Feuerhölle 28 Sekunden nicht entkommen kann, trägt er nur leichte Verletzungen davon – und scheint sich an jedes Detail erinnern zu können. Das beweist der Franzose nur fünf Tage nach dem Zwischenfall in einem ausführlichen Interview mit «Sky».

Drei vergebliche Fluchtversuche

Grosjean beginnt mit dem Moment des Aufpralls. «Sofort, als die Bewegung stoppte und ich meine Augen öffnete, löste ich als erstes den Sicherheitsgurt und versuchte, das Lenkrad zu entfernen – dieses war weg, also zumindest eine Sorge weniger», erzählt der 34-Jährige. Doch als der Haas-Pilot aus dem Monocoque steigen will, stösst sein Helm auf Wiederstand. «Ich setzte mich wieder hin und dachte, dass ich verkehrt herum gegen die Leitplanke stehen muss. Also wollte ich warten, bis sie kommen und mir helfen.»

Schnell realisiert Grosjean aber, dass er diese Zeit nicht hat: «Alles war orange. Es war seltsam, mir kamen ein paar Dinge in den Sinn. Ist es ein Sonnenuntergang? Nein. Ist es das Licht der Strecke? Dann wurde mir klar, dass es Feuer ist.»



Als es mit dem Ausstieg auch im zweiten und dritten Anlauf nicht klappt, resigniert der dreifache Familienvater. «Dann kommt der Teil, der am beängstigendsten ist. Ich setzte mich wieder hin, alle meine Muskeln entspannten sich und ich war fast in Frieden mit mir selbst und dachte, ich werde sterben.»

Den Tod beim Namen genannt

Grosjean schiessen Fragen durch den Kopf. Welches Körperteil wird zuerst brennen? Wird es schmerzhaft sein? Er habe den Tod direkt vor seinen Augen gehabt – und ihm gar einen Namen gegeben. «Ich nannte ihn Benoit, fragt mich nicht warum», schildert der Genfer. Dann kommen ihm seine Kinder in den Sinn. «Ich dachte an meine Kinder und sagte: Nein. Ich kann heute nicht sterben. Für meine Kinder kann ich heute nicht sterben.»

Womöglich sei es genau dieser Moment gewesen, der ihm die Kraft gegeben habe, nach einem anderen Ausweg weiterzusuchen – und zu finden. «Ich drehte meinen Kopf, ging hoch und drehte meinen Körper. Es funktionierte!»

Als er auch seinen stecken gebliebenen Fuss aus dem brennenden Wagen befreien kann, springt Grosjean auf die Leitplanke, wo er vom medizinischen Rettungskoordinator Ian Roberts in Empfang genommen wird. «Dann spürte ich Ian, der an meinem Overall zog, und es war ein aussergewöhnliches Gefühl. Ich dachte mir: Da ist jemand bei mir, ich lebe.»

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