Fanny Smith fühlt sich wieder bereit zum Angriff. Nach einem komplizierten Winter ist die 32-jährige Skicrosserin hungrig nach Siegen. Neue Wege und die Rückkehr zum früheren Ausrüster sollen helfen.
Das Leben einer Skicross-Athletin besteht aus Höhen und Tiefen. Als Pionierin ihres Sports hat Fanny Smith alle Facetten erlebt: die Freuden von Siegen, Titeln und olympischen Medaillen, aber auch die Qualen von Verletzungen, die nur langsam heilen.
Trotz der Tiefpunkte legte die Waadtländerin über die letzten zwölf Jahre eine beeindruckende Konstanz an den Tag. Zehnmal in Folge gehörte sie im Gesamtweltcup zu den Top 3, dreimal war sie die Saisonbeste. Der letzte Winter markierte einen Einschnitt. Als Neunte war sie so weit hinten klassiert wie seit 2012 nicht mehr, als sie sich früh im Saisonverlauf einen Kreuzbandriss zugezogen hatte.
Nach einem Bänderriss im Daumen und einer Knöchelverstauchung musste Smith ihre Ziele im letzten Winter überdenken. «Es war keine Operation nötig, also war es mein Ziel, bis zum Saisonende wieder fit zu sein», sagt sie. Beim Finale in Idre Fjäll war sie nach siebenwöchiger Rennpause wieder zurück.
Mit den Alpinen und zurück bei Stöckli
Zum Saisonauftakt dieser Tage in Val Thorens ist Smith gerüstet, um den letzten Winter vergessen zu machen. Dafür schlug sie neue Wege ein. Sie schloss sich dem Schweizer Riesenslalom-Team der alpinen Skirennfahrerinnen an und trainierte mit diesem drei Wochen im argentinischen Ushuaia. «Ich wollte unbedingt etwas anderes machen. Es ging darum, die Basis wieder aufzubauen und das Gefühl wiederzufinden.»
Das war nötig, weil in den letzten beiden Jahren viel Zeit für Materialtests draufgegangen war und skitechnische Aspekte im Training zu kurz kamen. Auch deshalb kehrte Smith nach zwei Jahren bei Völkl zu ihren Wurzeln zurück, zu Stöckli: «2022 brauchte ich nach 13 Jahren bei Stöckli eine Veränderung», sagt sie. «Ich hatte zwei super bereichernde Jahre, in denen ich einen Ski für Skicross entwickeln konnte. Aber das erfordert enorm viel Energie. Im Alpinbereich ist es anders, weil es in der Regel einen Pool von Testern gibt, man ist nie ganz allein.»
Olympische Spiele in Livigno, WM in St. Moritz
Wenn die 31-fache Weltcupsiegerin aus der Waadt von den kommenden Zielen spricht, spannt sie den Bogen bis zum Februar 2026. Mit den Olympischen Spielen in Mailand und Cortina und den Skicross-Wettbewerben in Livigno, nur wenige Kilometer von der Schweizer Grenze und dem Berninapass entfernt, finden in 15 Monaten die nächsten Olympischen Spiele statt. «Leider gibt es keine Testveranstaltungen», bedauert Smith. Sie hoffe, vor den Olympia-Wettkämpfen ein paar Mal auf der Strecke trainieren zu können.
Mit den Freestlye-Weltmeisterschaften in St. Moritz steht im März zuerst ein anderer Höhepunkt an. «Es ist ziemlich einzigartig, eine WM im eigenen Land zu haben», sagt die dreifache Kristallkugelgewinnerin. Wobei der Zeitpunkt der Titelkämpfe seine Tücken hat: «Die WM kommt am Ende der Saison. Es wird eine Herausforderung, die Höchstform zum richtigen Zeitpunkt zu erreichen, vor allem nach den Weltcup-Abstechern nach Georgien und Kanada kurz davor.»
Im Hinblick auf den Kalender weist Smith auf die grossen Strapazen hin, die die Athleten auf sich nehmen müssen. «Im Dezember bestreiten wir innert zehn Tagen fünf Rennen. Mit fünf Läufen pro Rennen ist das sehr intensiv.» Die FIS kenne die Bedenken der Athletinnen und Athleten, gehe aber nicht auf diese ein, so Smith. «Wir haben der FIS gesagt, dass 21 Rennen zu viel sind. Sie haben geantwortet, dass es in Ordnung ist, wenn man auch mal eine Pause macht. Es ist schön, dass wir diese Begeisterung für Skicross sehen. Aber es wäre schön, wenn auf die Athleten gehört würde.»