Der Fall Michael D. Reicht eine betrügerische E-Mail, um dem FC Barcelona eine Million Euro zu entlocken?

tbz

18.10.2024

Der FC Barcelona und Präsident Joan Laporta wären beinahe auf einen Betrüger reingefallen – oder sind es womöglich sogar.
Der FC Barcelona und Präsident Joan Laporta wären beinahe auf einen Betrüger reingefallen – oder sind es womöglich sogar.
Bild: KEYSTONE

Eine Million Euro für eine gefälschte E-Mail – vor zweieinhalb Jahren wechselt Robert Lewandowski von Bayern München zum FC Barcelona. Wie Recherchen des «Spiegel» zeigen, ging in diesem Fall so einiges schief.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Beim Transfer von Robert Lewandowski zu Barcelona versuchten Betrüger, den katalanischen Verein mit einer gefälschten E-Mail um eine Million Euro zu erleichtern.
  • Offenbar verhinderte die Bank of Cyprus schlussendlich die Überweisung, da die Identität des Kontoinhabers nicht verifiziert werden konnte.
  • Der FC Barcelona bestreitet, dass überhaupt Geld geflossen ist.
  • Der vermeintliche Betrüger Michael D. wiederum behauptet, Opfer eines Identitätsdiebstahls zu sein.

Recherchen eines Reporterteams des «Spiegels», zusammen mit dem «OCCRP», dem spanischen Radiosender «Cadena Ser» und der niederländischen Plattform «Follow the Money» legen nahe, dass Betrüger mit einer simplen Masche versuchten, den Transfer von Robert Lewandowski zum FC Barcelona auszunutzen und den katalanischen Verein dabei um eine Million Euro zu erleichtern.

Aber was ist passiert?

Als die News des Wechsels im Sommer 2022 in den internationalen Medien die Runde machen, erhält der FC Barcelona kurze Zeit später eine E-Mail von der Adresse pini.zahavi.48@gmail.com, in der unter dem Betreff «Komission Lewandowski» eine Million Euro gefordert wird. Das Geld sei Teil der Gesamtprovision und soll auf das Konto eines Anwalts namens Michael D. bei der Bank of Cyprus überwiesen werden.

Pini Zahavi, ein im Fussballgeschäft bekannter und gut vernetzter Spielerberater, wirkt tatsächlich am Transfer mit und erhält dafür auch eine dicke Provision. Medienberichten zufolge soll diese rund 10 Millionen Euro betragen. Allerdings ist Michael D. weder Lewandowskis Anwalt, noch sein Manager und im Fussballgeschäft offenbar ein Niemand.

Doch der FC Barcelona merkt das nicht – und überweist tatsächlich nach einer einzigen E-Mail eine Million Euro an Michael D. So zumindest lautet eine Version der Geschichte.

Rettete die Bank of Cyprus den FC Barcelona?

Gemäss dem Bericht des «Spiegels» verrät eine Quelle, die mit den Vorgängen auf Zypern vertraut ist, dass Michael D. kurz vor dem Transfer ein Konto bei der Bank of Cyprus eröffnet. Die Million Euro wird tatsächlich aus Barcelona überwiesen, die Bank akzeptiert die Überweisung jedoch nicht, weil sie misstrauisch wird. Offenbar konnte die Identität des Kontogründers nicht verifiziert werden, weder durch ein persönliches Treffen, noch einem Video-Telefonat – etwas, das bei der Bank Vorschrift ist.

Eine zweite E-Mail des falschen Pini Zahavi von derselben Adresse fordert die Bank Anfang August 2022 dazu auf, die Überweisung durchzuführen. Michael D. sei ein Mittelsmann bei «grösseren Fussball-Transfers». Die Bank of Cyprus lässt die E-Mail aber offenbar kalt und akzeptiert die Zahlung immer noch nicht. Im Oktober schliesst sie das Konto von Michael D.

Hat die Bank of Cyprus den FC Barcelona also vor einem Millionenschaden bewahrt? Möglicherweise. Gemäss dem Bericht gibt es noch eine zweite Version der Geschichte. Die aus Katalonien nämlich.

Auf Anfrage des Rechercheteams will der FC Barcelona nichts davon wissen, Geld an einen Michael D. geschickt zu haben. Die E-Mail wird zwar bestätigt, der Absender habe von Barcelona aber kein Geld empfangen, heisst es dort. Auf die Frage, ob der Klub versucht habe zu zahlen, schweigt der Verein jedoch.

Barcelona bestreitet millionenschwere Zahlung

Es bleibt also unklar, ob die Million Euro tatsächlich überwiesen wurde. Die katalanische Polizei hat zumindest bestätigt, dass sich der FC Barcelona in diesem Fall an sie wendete. Eine Anzeige wurde jedoch keine erstattet, weshalb die Polizei auch keine Untersuchung eingeleitet hat.

Pini Zahavi selbst bestätigt dem «Spiegel», dass er die besagte E-Mail nicht verschickt hat und Michael D. nicht kennt. Er sei vom FC Barcelona später selbst auf eine verdächtige Rechnung über eine Million Euro angesprochen worden. Er habe die Sache aufgeklärt, und bei seinem nächsten Besuch habe ihn die verantwortliche Person im Klub umarmt, weil er, Zahavi, sie vor einem «schrecklichen Fehler» bewahrt habe.

Wie der «Spiegel» schreibt, sei Michael D. spät in der Recherche tatsächlich noch aufgespürt worden. Ob er allerdings der vermeintliche Betrüger war, bleibt unklar. Der Mann aus Holland bestreitet jegliche Beteiligung und behauptet, sein Ausweis sei gestohlen worden, es handle sich um einen Fall von Identitätsdiebstahl.

Als Profilbild bei Facebook hatte jener Michael D. ein Foto hochgeladen, das ihn laut «Spiegel» als Zuschauer in einem Fussballstadion zeigt. Allerdings nicht in irgendeinem, sondern im Camp Nou, dem Stadion des FC Barcelona.


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