Lionel Messi fliegt nach Saudi-Arabien, statt in Paris bei seinem Verein zu trainieren, und wird in der Folge suspendiert. Der Superstar sägt munter an seinem eigenen Denkmal. Ein Kommentar.
Lionel Messi reist wegen eines PR-Trips und ohne Erlaubnis seines Klubs Paris Saint-Germain nach Saudi-Arabien. Nun hat der Klub reagiert und den Superstar für zwei Wochen von sämtlichen Trainings und Spielen suspendiert.
Die Entscheidung fiel den Verantwortlichen bestimmt leichter, weil PSG im Pokal und in der Champions League bereits im Achtelfinal ausgeschieden ist. Es geht in den verbleibenden fünf Spielen also nur noch um die Meisterschaft. Dort führen die Pariser trotz der 1:3-Niederlage vom vergangenen Sonntag gegen Lorient noch mit fünf Punkten vor Marseille.
PSG kann es sportlich also verkraften, den Superstar für seinen unerlaubten Ausflug zu bestrafen. Ab Sommer trennen sich die Wege des französischen Topklubs und des fünffachen Weltfussballers wohl sowieso. Gemäss der französischen Sportzeitung «L'Équipe» sei der Abgang schon besiegelte Sache.
PSG hat also die einzig richtige Entscheidung getroffen. Einen Spieler, dessen oberste Priorität nicht der Verein, sondern die eigene Agenda ist, zu bestrafen. Schliesslich ist kein Spieler grösser als der Verein. In der Theorie zumindest. Denn gerade bei PSG ist Kylian Mbappé genau das. Und Messi war es jahrelang bei Barça. Aber bei PSG, da ist der Argentinier eben lediglich ein Superstar unter mehreren, den Legenden-Status hat er nie erreicht.
Als Messi im Sommer 2021 zu PSG wechselte, war das wohl attraktivste Offensiv-Trio der Welt komplett: Lionel Messi, Kylian Mbappé und Neymar. Was die drei Herren mit dem Ball anstellen können und oft auch gemeinsam getan haben, hat man in dieser Dominanz noch nie von einem Sturmtrio gesehen. Das oberste Ziel war dementsprechend klar definiert: Endlich die Champions League gewinnen. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Doch in der ersten Saison mit Messi scheiterte PSG bereits im Achtelfinal an Real Madrid. Und auch in diesem Jahr war schon in der Runde der letzten 16 Endstation. Gegen die Bayern gelang Messi, Neymar und Mbappé in zwei Spielen nicht mal ein Treffer. Dass man 2022 französischer Meister wurde und auch dieses Jahr auf dem Weg dazu ist – maximal ein Trostpreis.
Messi hat also nicht erfüllt, was man sich in Paris von ihm versprochen hat. Gerade die Fans waren diesbezüglich gnadenlos. Sie pfiffen den Superstar, der in dieser Saison in 37 Spielen 39 Skorerpunkte lieferte, in mehreren Spielen gnadenlos aus.
Tränen trocknen am besten mit Geld
Die Pfiffe hat Messi definitiv nicht verdient. Spätestens seit seinem WM-Titel, den er mit Argentinien im Dezember 2022 in Katar geholt hat, gilt er bei vielen definitiv als der GOAT, der grösste aller Zeiten. Auf dem Platz mag er das sein.
Was Messi aber neben dem Feld abzieht, wirft einen Schatten, der grösser ist als die 170 Zentimeter, die der «Zauberfloh» misst. Bei Barcelona war Messi der unbestrittene Superstar, konnte sich alles erlauben und tat das auch. Bei Barça drehte sich über eine Dekade lang alles um ihn. Er war «mes que el club».
Aber bei aller Liebe und Hingabe, Messi hat nicht für ein Butterbrot gespielt. Unter anderem sein horrender Lohn hat dazu geführt, dass Barcelona nah am Bankrott war. Es kam zum bekannten Abgang mit Tränen in den Augen, weil Messi sein gemachtes Nest verlassen musste.
Die Tränen trocknen aber schnell. Die 63 Millionen Euro (gemäss capology.com), die er bei PSG verdient, helfen bestimmt. Die Werbedeals sind bei diesem horrenden Gehalt nicht mit eingerechnet. Gemäss der aktuellen Forbes-Liste steht Messi insgesamt bei jährlichen Einnahmen von 130 Millionen Euro.
Ein Teil davon kommt bei Messi aus Saudi-Arabien. Der Argentinier fungiert nämlich als Tourismus-Botschafter für den Wüstenstaat. Offenbar kann es Messi moralisch vertreten, für ein paar zusätzliche Millionen als Botschafter für ein Land zu fungieren, in dem die Menschenrechte nicht oberste Priorität haben.
Dafür zeigt uns Messi als Tourismus-Botschafter, wie wunderbar die heile Saudi-Welt ist. Es kursieren Fotos, wie Messi mit seiner Familie Pferde streichelt oder sich in einem Vergnügungspark amüsiert. Selbst postet er ein Foto von Palmen und schreibt: «Wer hätte gedacht, dass es in Saudi-Arabien so viel Grün gibt? Ich liebe es, unerwartete Wunder zu erkunden, wann immer ich es kann.»
Dass viel Geld sehr verlockend sein kann, selbst wenn man schon genug davon besitzt, hat auch Messis ewiger Konkurrent Cristiano Ronaldo gezeigt. Er hat sich für ein fürstliches Gehalt zu Al-Nassr locken lassen und spielt seit Januar in Saudi-Arabien. Messi könnte ihm bald folgen. Al-Hilal bietet ihm offenbar ein Jahresgehalt von 400 Millionen Euro.
Wird Messi dabei schwach? Der unrühmliche Abgang bei PSG ist ja sowieso schon beschlossene Sache. Abschiedstränen wird es diesmal definitiv keine geben. Ein Angebot soll auch vom FC Barcelona vorliegen. Dabei gäbe es aber deutlich weniger Lohn. Ob sich Messi für das Herz und gegen das Geld entscheidet? Man mag es bezweifeln. An seinem Denkmal hat Messi sowieso schon gehörig gesägt.