Handelfmeter oder nicht? Das war die grosse Debatte nach dem EM-Viertelfinale Deutschland gegen Spanien. Der Schiedsrichter liess weiterspielen. In einem UEFA-Bericht steht nun wohl: Das war ein Fehler.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die UEFA hat offenbar eingeräumt, dass der nicht gegebene Penalty nach einem Handspiel des Spaniers Marc Cucurella im EM-Viertelfinal gegen Deutschland ein Fehlentscheid war.
- «Wenn es stimmt, dass die UEFA jetzt zugibt, dass es eine Fehlentscheidung war – dann sind wir offenbar betrogen worden», ärgert sich Deutschlands Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus.
- Eine Reaktion des DFB auf das späte Eingeständnis der UEFA steht noch aus.
Zweieinhalb Monate nach dem EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien hat die UEFA offenbar eingeräumt, dass der nicht gegebene Elfmeter nach einem Handspiel des Spaniers Marc Cucurella eine Fehlentscheidung war. In diesem Fall «hätte ein Strafstoss verhängt werden müssen», heisst es in einem Bericht der UEFA-Schiedsrichterkommission, aus dem das spanische Portal «Relevo» zitiert.
EM-Gastgeber Deutschland verlor das Spiel mit 1:2 nach Verlängerung. Cucurella wurde danach bei jedem weiteren Spiel des späteren Europameisters Spanien von deutschen Fans ausgepfiffen.
«Relevo» veröffentlichte am Montag den Bericht, der Teil eines regelmässigen Briefings für die europäischen Spitzenschiedsrichter ist. Darin heisst es: «Nach den neuesten UEFA-Richtlinien sollte ein Hand-Ball-Kontakt, der einen Torschuss verhindert, härter bestraft werden und in den meisten Fällen sollte ein Strafstoss verhängt werden.»
Ausnahme: «Der Arm des Verteidigers ist sehr nah am Körper oder berührt den Körper.» Beim Fall Cucurella aber habe ein Spieler «den Torschuss mit seinem Arm gestoppt, der nicht sehr nah am Körper ist, wodurch er sich selbst vergrössert hat».
Matthäus ist sauer auf die UEFA
Statt auf Handelfmeter für die deutsche Mannschaft zu entscheiden, liess der englische Schiedsrichter Anthony Taylor das EM-Viertelfinale beim Stand von 1:1 in der Verlängerung aber weiterlaufen. Auch der Videoassistent griff nicht ein. Kurz vor dem Ende der Partie traf der frühere Dortmunder Mikel Merino dann zum 2:1 für Spanien.
Deutschlands Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus stellt das offensichtliche Eingeständnis der UEFA nicht zufrieden – im Gegenteil. «Wenn es stimmt, dass die UEFA jetzt zugibt, dass es eine Fehlentscheidung war – dann sind wir offenbar betrogen worden! Dann war die angebliche Anweisung nur eine Ausrede. Eigentlich eine Frechheit, dass es jetzt zugegeben wird, was damals alle gesehen haben», sagte der 63-Jährige der «Bild».
Es habe für die EM eine Anweisung des Schiri-Obmannes der UEFA gegeben, keinen Elfmeter zu pfeifen, wenn der Arm locker herunterhängt, äusserte Matthäus. Deswegen habe er damals auch von einer nachvollziehbaren Entscheidung gesprochen. «Aber heute stellt sich die Frage: Gab es diese Anweisung in Wirklichkeit gar nicht? Um das aufzuklären, würden mich die Aussagen des Schiedsrichters und des VAR interessieren.» Eine Reaktion des DFB auf das späte Eingeständnis der UEFA steht noch aus.