Nicht nur die Schweiz profitiert im Fussball von der Migration vieler Kosovaren, sondern auch umgekehrt befruchten zahlreiche Spieler inzwischen die junge Nation.
Goalie
Arijanet Muric
Aktueller Klub: Adana Demirspor
Länderspiele/Tore: 23/-.
Muric wird in Schlieren (ZH) geboren. Sein erster Verein heisst YF Juventus, nach einer Saison beim FCZ schliesst er sich GC an. Bis zu seinem elften Lebensjahr war er Feldspieler. 2015 buhlen gleich mehrere Klubs um ihn – er entscheidet sich gegen den FC Basel, Tottenham oder Chelsea und wechselt zu Manchester City.
Fünf Einsätze hat er bei den Grossen. Speziell in Erinnerung bleibt sicher der Viertelfinal-Auftritt im Cup 2018 gegen Leicester, als er im Elfmeterschiessen zum Helden avanciert. Pep Guardiola lobte den 1,98-Meter-Hünen: «Er hat unglaubliches Potenzial, ist gross und gut gebaut, gleichzeitig auch schnell und stark.»
Die Citizens leihen ihn später zu NAC Breda, Nottingham Forest, Girona und Willem II Tilburg aus. Derzeit ist er in die Türkei ausgeliehen. Bei Adana Demirspor ist er Stammkraft und mitverantwortlich für die gute Saison (aktuell Platz 5).
Verteidigung
Mirlind Kryeziu
Aktueller Klub: FC Zürich.
Länderspiele/Tore: 2/-.
Kryeziu absolvierte seine gesamte fussballerische Ausbildung beim FC Zürich. Den ersten Profivertrag bekam er im Frühling 2017. Danach wurde er zwischenzeitlich zu Biel und Kriens ausgeliehen, um Spielpraxis zu sammeln. Der stämmige Abwehrspieler ist ein Hauptprofiteur unter Coach André Breitenreiter und ist in dieser Saison ein unbestrittener Stammspieler. Bereits drei Tore hat der kopfballstarke und schussgewaltige Kryeziu erzielt, der eine wichtige Stütze im Defensivspiel beim Leader ist. Als Belohnung verlängerte der FCZ seinen Vertrag bis 2025.
Verteidigung
Fidan Aliti
Aktueller Klub: FC Zürich.
Länderspiele/Tore: 40/1.
Aliti stiess im Oktober vom schwedischen Klub Kalmar FF zu den Zürchern. Seither kam er in allen Meisterschaftsspielen zum Einsatz (mit Ausnahme einer Gelb-Sperre).
Aliti wurde bei Concordia Basel, dem FC Basel und den Old Boys ausgebildet. Ab der Saison 2013/14 kam er beim FC Luzern zu Einsätzen in der Super League. Später spielte Aliti für Klubs in Moldawien, Kroatien und Albanien. Er besticht vor allem durch sein einfaches, aber zweckmässiges Spiel. Aliti kommt bevorzugt über die linke Seite, kann aber auch im Zentrum agieren. Der FCZ verlängerte letzte Saison seinen Vertrag bis 2023.
Verteidigung
Florent Hadergjonaj
Aktueller Klub: Kasimpasa.
Länderspiele/Tore: 23/1.
Der in Langnau (BE) aufgewachsene Hadergjonaj landete über Thun und Kriens bei den Young Boys, wo er mit 19 Jahren im Fanionteam debütierte. Er machte rasch Fortschritte und holte sich einen Stammplatz. Nach drei Jahren und 71 Meisterschaftsspielen wagte Hadergjonaj 2016 den Sprung ins Ausland. Er schloss sich Ingolstadt in der 2. Bundesliga an, obwohl auch Klubs wie Napoli, Marseille und Hoffenheim ihr Interesse gezeigt haben sollen.
Nach einer Saison ging es bereits weiter in die Premier League. Bei Huddersfield kam er ebenfalls regelmässig zum Einsatz, kann beim Aufsteiger aber den Abstieg nicht verhindern. 2020 wurde Hadergjonaj an Kasimpasa verliehen, die den schnellen und offensivstarken Rechtsverteidiger später definitiv übernahmen.
Für das Schweizer Nationalteam bestritt Hadergjonaj im Juni 2017 bei einem Testspiel gegen Weissrussland einen Teileinsatz. Im Mai 2019 gab er seinen Übertritt zu Kosovo bekannt. Der Nationenwechsel ist möglich, weil es sich beim einzigen Einsatz für die Schweiz nicht um ein Pflichtspiel gehandelt hat. Zuvor hatte er die Schweizer Nachwuchs-Auswahlen durchlaufen.
Verteidigung/Mittelfeld
Betim Fazliji
Aktueller Klub: FC St.Gallen.
Länderspiele/Tore: 10/-.
Seine Jugendvereine heissen Rebstein (2004–2014) sowie FC Altstätten (2012–2014), ehe er die Nachwuchsabteilung des FCSG durchläuft. Der eigene Junior mausert sich schnell zum Glücksfall für den Klub und wird Stammkraft. Vor allem seine Polyvalenz – Fazliji kann auf fast allen Positionen eingesetzt werden – kommt ihm dabei zugute. Der Vertrag des Rheintalers läuft noch bis 2023.
Auch für den SFV-Nachwuchs schnürte er sich die Schuhe. Doch Ende 2020 entscheidet er sich, dem Aufgebot des damaligen Trainers Bernard Challandes Folge zu leisten und schliesst sich dem Kosovo an.
Mittelfeld
Toni Domgjoni
Aktueller Klub: Vitesse Arnheim.
Länderspiele/Tore: 1/1.
Domgjoni begann seine Karriere in den Jugendmannschaften der kroatischen Vereine NK Slaven Belupo Koprivnica und NK Koprivnica. 2019 durchlief er beim FC Zürich den Nachwuchs und kam schliesslich auch bei den Profis zum Einsatz. Nach 121 Pflichtspieleinsätzen für die Zürcher wechselte der spielstarke Mittelfeldakteur in die Eredivise.
Die Art und Weise des Wechsels missfiel FCZ-Präsident Ancillo Canepa, der Domgjoni und seinem Umfeld eine Hinhalte-Taktik sowie Geldgier vorwarf. Bei Vitesse Arnhem bekam er einen Vertrag über drei Jahre. Nach Anlaufschwierigkeiten kam Domgjoni zuletzt vermehrt zum Einsatz.
Für den Schweizer Nachwuchs absolvierte er zwar die U21-EM, ein Aufgebot für die A-Nati erhielt er aber nie. So entschied sich Domgjoni im letzten Oktober für den Kosovo.
Stürmer
Edon Zhegrova
Aktueller Klub: Lille.
Länderspiele/Tore: 25/2.
Vorab: Zhegrova hätte nie für die Schweiz auflaufen können. Nichtsdestotrotz hat der dribbelstarke Flügelspieler hierzulande seine Spuren hinterlassen.
Dabei war der Start gar nicht so verheissungsvoll. Der vom belgischen Erstligisten Genk mit einer Kaufoption geholte Zhegrova fiel in den ersten drei Monaten am Rheinknie zwar durch eine exquisite Ballbehandlung auf, Tore und Assists konnte er aber noch nicht feiern. So kehrte er im Sommer 2019 nach Belgien zurück. Doch die FCB-Bosse glaubten an sein Potenzial und verpflichteten ihn kurz darauf definitiv. Dieses Mal zeigte Zhegrova – nach einer kleinen Anlaufzeit –, was in ihm steckt.
So begeisterte er die Zuschauer mit seinen Tricks und sehenswerten Treffern, obwohl er aufgrund seiner mangelnden Defensivarbeit und Taktiktreue nicht immer erste Wahl war. Insgesamt 74 Mal lief er für den FCB auf, ehe er im Januar 2022 dem Lockruf aus Nordfrankreich folgte und in Lille einen Vertrag über fünf Jahre unterschrieb. Beim amtierenden Meister kam er aber bisher nicht über den Status als Teilzeitkraft hinaus.
Weitere Kandidaten
Aus unterschiedlichen Gründen (sportlich kein Aufgebot, verletzt etc.) sind weitere Spieler mit Schweizer Bezug nicht dabei.
Albert Bunjaku (38-jährig/Bonner SC/3 Länderspiele) geniesst im Kosovo Legenden-Status. Im Juni 2016 war er im ersten offiziellen Länderspiel (2:0 gegen Färöer) der erste Torschütze für die junge Nation. Dabei stand er zuvor auch für die Schweizer A-Nati im Einsatz (6 Länderspiele) und kam bei der WM 2010 gar zu einem Kurzeinsatz. Der frühere GC-Junior schaffte es bis in die Bundesliga. Der Stürmer hat die Fussballschuhe noch nicht an den Nagel gehängt, Bunjaku spielt noch in der Regionalliga West.
David Domgjoni (24-jährig/Termalica/2 Länderspiele) stand vom Juli 2021 bis Februar 2022 beim FC Luzern unter Vertrag.
Gjelbrim Taipi (29-jährig/FK Kukësi/2 Länderspiele) sah viel von der Schweiz: Wil, Schaffhausen, St.Gallen, GC und Winterthur hiessen seine Stationen.
Jetmir Krasniqi (27-jährig/FC Schaffhausen/ 1 Länderspiel). Mit Ausnahme eines Abstechers nach Rumänien verbrachte der Waadtländer seine gesamte Karriere in der Schweiz (Lausanne, Chiasso, Lugano).
Alban Pnishi (31-jährig/ FC Wohlen/ 7 Länderspiele). Der Verteidiger debütierte in der Super League bei GC. Nach Auslandsstationen in Israel und dem Kosovo kehrte Pnishi vor einem Jahr zu seinen Wurzeln zurück und wechselte zu seinem Jugendklub FC Wohlen.
Shkelqim Demhasaj (25-jährig/Winterthur/ 1 Länderspiel). Aus Schaffhausens Nachwuchsabteilung schaffte er den Sprung ins Fanionteam sowie in die Nachwuchs-Nationalmannschaften. Doch danach konnte sich der Mittelstürmer weder in Luzern noch bei GC durchsetzen. In der Winterpause ist Demhasaj, der mit den Zürchern noch einen bis im Sommer 2023 gültigen Vertrag besitzt, den Rest der Saison in die Challenge League zu Winterthur ausgeliehen worden.
Hekuran Kryeziu (29-jährig/Vereinslos/27 Länderspiele). Seit 2004 spielte der defensive Mittelfeldspieler, der in der Saison 2010/11 in der Super League debütierte, mit Ausnahme eines kurzen Abstechers nach Vaduz stets für den FC Luzern, ehe er 2018 zum FCZ wechselte. Bei den Zürchern kam er in insgesamt 77 Partien zum Einsatz. Im Sommer 2021 liess man seinen Vertrag auslaufen. Seither ist er offiziell vereinslos.
Arbenit Xhemajli (23-jährig/Sunderland/1 Länderspiel). 2017 holte Neuchâtel Xamax den 1,90 Meter grossen Innenverteidiger aus dem FCZ-Nachwuchs und stattete ihn mit einem Profivertrag aus. In Neuenburg konnte Xhemajli überzeugen, sodass ihn 2020 Sunderland holte. In der League One (dritthöchste Liga) kam er aber – auch weil er eine Kreuzbandoperation hinter sich hat – bisher nur selten Zum Zug.
Benjamin Kololli (29-jährig/ Shimizu S-Pulse/23 Länderspiele). 2018 holte der FCZ Kololli vom damaligen Super-League-Absteiger Lausanne-Sport, wo er Leistungsträger war. Der dynamische Flügelspieler begann seine Karriere bei Sion, ehe er über Le Mont, Biel sowie den Young Boys zu Lausanne wechselte. Bei den Zürchern wurde 2021 sein Vertrag nicht verlängert, obwohl er in 92 Spielen 26 Tore und 19 Assists skorte. Nun spielt Kololli in Japan. Für seinen neuen Arbeitgeber Shimizu S-Pulse traf er in 16 Spielen aber erst einmal.
Lorik Emini (22-jährig/ FC Luzern/ 1 Länderspiel). Am 1. Dezember 2019 feierte Emini sein Debüt in der Super League, in der Rückrunde erspielte er sich dann unter Trainer Fabio Celestini einen Stammplatz im Mittelfeld und war so was wie die Entdeckung der Zentralschweizer. Doch seither ist der steile Aufstieg abgeflacht, der Zuger pendelt zwischen Startelf und Ersatzbank. In der Innerschweiz besitzt Emini noch einen Vertrag bis 2023.
Idriz Voca (24-jährig/Cosenza/ 15 Länderspiele). Der defensive Mittelfeldspieler durchlief die Nachwuchsabteilung des FC Luzern. Für die erste Mannschaft der Innerschweizer spielte Voca insgesamt dreieinhalb Jahre, ehe er im Herbst 2020 den Wechsel in die türkische Süper Lig zu Ankaragücü forcierte. Nach dem Abstieg seines neuen Arbeitgebers aus der Süper Lig gab es jedoch einen Umbruch, sodass Voca plötzlich ohne Klub da stand. Beim FC St. Gallen konnte er in der Winterpause als Probespieler mittun, ein Wechsel fand aber nicht statt. Inzwischen spielt er in der Serie B bei Cosenza, die mittendrin im Abstiegskampf stecken.
Di 29.03. 17:30 - 20:15 ∙ SRF zwei ∙ 165 Min
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