Die PSG-Fans pfiffen Neymar bei seinem Comeback aus. Der Brasilianer antwortet mit starken Leistungen und zwei wichtigen Toren – und will sich nun mit einsichtigen Worten zurück in die Pariser Herzen katapultieren.
Er äusserte seinen unbedingten Wechselwunsch und lieferte sich einen Disput mit den Vereinsbossen, doch Neymar durfte nicht zurück nach Barcelona, musste in Paris bleiben und muss nun mit den Konsequenzen leben: Bei den Anhängern von Paris St. Germain ist er unten durch, die Fans pfiffen ihn vor zehn Tagen bei seinem Comeback gnadenlos aus.
Und wie reagiert der teuerste Fussballer der Geschichte auf die Anfeindungen der eigenen Anhänger? Mit zwei ultrawichtigen Toren. Bei seinem ersten Saisonspiel schiesst der 27-Jährige PSG gegen Strasbourg in der Nachspielzeit per Fallrückzieher zum 1:0-Sieg, im zweiten Einsatz erzielt Neymar auch beim Erfolg in Lyon kurz vor Schluss das einzige Tor der Partie.
Sportlich läuft es wieder wie geschmiert beim Brasilianer, jetzt scheint er mit den Fans endgültig reinen Tisch machen zu wollen. In einem Interview mit der englischen Zeitung «Mirror» gesteht Neymar Fehler ein: «Ich habe vieles falsch gemacht. Und es hat einen hohen Preis, all das Vertrauen, das ich hatte, wiederzuerlangen. Aber ich denke, es ist normal, als Mensch zu scheitern. Das gehört zum Leben, durch diese Fehler wächst und lernt man.» Er sei nicht perfekt, sagt der Offensivspieler. «Es ist manchmal hart, weil du immer perfekt sein musst, doch das ist nicht möglich.»
«Ich bin gerne ein Vorbild»
Neymar sorgte in den vergangenen Monaten vor allem für Negativschlagzeilen – nicht nur wegen eines Vergewaltigungsvorwurfs. Er wurde als Schwalbenkönig abgestempelt, war oft verletzt und sorgte gegen Ende der letzten Saison gleich für zwei Skandale: Beim Champions-League-Aus der Pariser beschimpfte er die Schiedsrichter öffentlich, nach der Niederlage im Pokalfinal griff er einem Fan ins Gesicht.
Diese Unbeherrschtheiten brachten dem Brasilianer nicht nur viel Kritik, sondern auch Spielsperren ein. Dabei sei er eigentlich eher ein zurückhaltender Typ, verrät Neymar. «Ich behalte manche Dinge gerne für mich», sagt er. «Aber manchmal kommt der Punkt, an dem ich frustriert bin, sauer werde und explodiere. Dann kann ich mich nicht mehr korrekt ausdrücken. Ich versuche, mich da zu verbessern.»
Mittlerweile habe er auch verstanden, dass er ein Vorbild für viele junge Fans sei. «Manchmal finde ich das seltsam, aber ich bin sehr dankbar und geehrt, weil ich weiss, wie es ist, selbst ein Fan zu sein», so Neymar. «Ich komme schliesslich aus dem Nichts und ich bin auch ein Fan vieler Menschen. In der Sportwelt bewundere ich den Basketballer Stephen Curry am meisten.»
Er versuche, seine Vorbildrolle wahrzunehmen. «Wenn ich jemandem helfen kann, versuche ich immer, das Richtige zu machen», meint der Torjäger. «Ob es beim Fussballspielen ist, ich mit einem Fan ein Foto mache oder jemandem eine Umarmung schenke – ich bin sehr glücklich über jeden Support.»
Die gescheiterte Rückkehr nach Barcelona und die Anfeindungen der eigenen Anhänger dürften für Neymar der Tiefpunkt seiner Karriere sein. Jetzt blickt der Edeltechniker wieder positiv in die Zukunft – er hat ein grosses Ziel: «Ich will der beste Fussballer der Welt werden.» Kann er seine starke Form im weiteren Verlauf der Saison bestätigen, kann Neymar seinem Ziel einen Schritt näherkommen. Und dann wird er von den PSG-Fans auch ganz bestimmt schon bald wieder die Unterstützung erhalten, die er sich erhofft.