Vom Einsatz her kann man den Schweizern keinen Vorwurf machen. Zwar haben sie nur 35 Prozent Ballbesitz, Torchancen erspielen sich die Spanier aber kaum. Einzig das Geschenk von Eray Cömert nehmen sie dankend an. Die Spieler in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
Torhüter
Torhüter
Yann Sommer
In der 13. Minute ist der 33-Jährige beim Abschluss von Pablo Sarabia aus kürzester Distanz ohne jegliche Abwehrchance. Nur zwei weitere Schüsse kommen auf das Schweizer Tor, sie sind eine leichte Beute für Sommer. In den Schlussminuten leitet er die beiden besten Schweizer Torchancen mit langen Bällen ein.
Verteidiger
Rechter Aussenverteidiger
Silvan Widmer
Widmer ist hoch konzentriert, lässt sich nicht kirre machen von den technisch herausragenden Spaniern und geht entschlossen in die Zweikämpfe. Wenn der Druck der Spanier zu gross wird, dann ist er sich nicht zu schade, den Ball auch mal auf gut Glück in die Spitze zu schlagen. Vereinzelt schaltet er sich über den rechten Flügel auch in die Offensive ein.
Innenverteidiger
Manuel Akanji
Der Chef in der Abwehr, der die ersten beiden Spiele angeschlagen verpasste, ist zurück. Und das schont die Nerven der Zuschauer. Akanji sorgt für Stabilität, im Spielaufbau unterläuft ihm kaum ein Fehlpass und er steigt mit der nötigen Härte in die Zweikämpfe. In der 67. Minute wird er verwarnt – und hoffentlich auch nur deshalb in der 80. Minute ausgewechselt. Denn gegen Portugal wird es erneut einen starken Auftritt des BVB-Verteidigers brauchen, um die vierte Pleite in Folge abzuwenden.
Innenverteidiger
Eray Cömert
Wenn man ehrlich ist, dann hat sich Cömert das aktuelle Nati-Aufgebot eigentlich gar nicht wirklich verdient. Bei Basel spielte er zu Beginn der Saison kaum und bei Valencia wurde es in Sachen Einsatzminuten auch nicht besser. Es ist deshalb nicht gänzlich überraschend, dass ausgerechnet ihm der spielentscheidende Fehler unterläuft. Ansonsten macht er ein ordentliches Spiel, wobei er hin und wieder etwas gar ungestüm in die Zweikämpfe steigt.
Linker Aussenverteidiger
Ricardo Rodriguez
Wenn Mister Unaufgeregt den Ball am Fuss hat, dann muss man sich keine Sorgen machen. Selbst unter Druck findet Rodriguez fast immer eine passende Lösung. In der Defensive gewährt er seinen Gegenspielern das eine oder andere Mal etwas zu viel Raum zur Entfaltung. Insgesamt ist und bleibt der 29-Jährige aber ein sicherer Wert.
Mittelfeldspieler
Zentraler Mittelfeldspieler
Michel Aebischer
Etwas überraschend taucht Aebischer in der Startelf auf, aber warum eigentlich nicht? Er ist bekannt dafür, seine Kilometer gewissenhaft abzuspulen, auch dann, wenn der Ball fast ausschliesslich in den gegnerischen Reihen zirkuliert. Das tut er dann auch gegen die Spanier. Mal glänzt er mit einer Balleroberung, mal begeht er ein Foul. Zu einem gepflegten Spielaufbau trägt er aber kaum etwas bei, nur selten hat er den Ball im Fuss. In der 64. Minute wird er ausgewechselt.
Zentraler Mittelfeldspieler
Granit Xhaka
In der ersten Halbzeit haben die Schweizer gerade mal 26 Prozent Ballbesitz, nicht die optimalen Bedingungen für Xhaka, um seine Qualitäten als Ballverteiler unter Beweis zu stellen. In der zweiten Halbzeit kommt die Schweiz insgesamt besser ins Spiel und Xhaka hat seinen Anteil daran. Seine beste Aktion überhaupt: Eine beherzte Grätsche in der 78. Minute, mit der er eine im Ansatz brandgefährliche Aktion zunichtemacht. Mit solchen Aktionen macht man sich zum Vorbild.
Zentraler Mittelfeldspieler
Remo Freuler
Freuler ist sowas von geladen, das spürt man von der ersten Minute an. Gegen ihn zu spielen, das ist an diesem Abend kein Zuckerschlecken. Er geht kompromisslos in die Zweikämpfe und erobert viele Bälle oder verhindert, dass die Spanier den gefährlichen Ball in die Spitze spielen können. Freuler ist aber auch bemüht, das Angriffsspiel zu beleben, was ihm in der zweiten Halbzeit phasenweise auch gut gelingt.
Angreifer
Rechter Flügel
Xherdan Shaqiri
Von Shaqiri erwartet man ja eigentlich immer einen Geniestreich und wenn dieser ausbleibt, dann ist man ein bisschen enttäuscht. In der 53. Minute riecht es zumindest nach einem dieser magischen Shaqiri-Momente. Mit dem Ball am Fuss zieht er von der rechten Seite zur Mitte und zieht ab – aber der Ball fliegt nicht ins Lattenkreuz, sondern ziemlich zentral aufs Tor. In der 59. Minute tritt er als Bad Boy in Erscheinung und haut den starken Busquets mit offener Sohle um, dafür gibt's Gelb. Insgesamt macht Shaq ein ordentliches Spiel und seine Freistösse und Eckbälle sind von hoher Qualität, was auf diesem Niveau matchentscheidend sein kann. In der 80. Minute macht er Seferovic Platz.
Mittelstürmer
Breel Embolo
Embolo findet lange nicht ins Spiel und schafft es kaum einmal einen langen Ball zu halten und so für ein bisschen Entlastung zu sorgen. Zwar steigert er sich in der 2. Halbzeit, weil er sich nun öfters ins Mittelfeld zurückfallen lässt, um dann mit Tempo auf die Spanier zuzulaufen – für Gefahr sorgt er dennoch kaum. Fast schon kläglich ist sein Abschluss in der 87. Minute. Aus rund 30 Metern verfehlt er das Tor meilenweit. Keine Hundertprozentige, aber Embolo muss den Ball zumindest aufs Tor schiessen und so die Verteidiger zu einer Rettungstat zwingen – Torhüter Unai Simón steht da nämlich gerade nicht zwischen den Pfosten.
Linker Flügel
Steven Zuber
Zuber schafft es irgendwie nicht, sich in die Partie reinzubeissen. Es ist nicht so, dass er gross Fehler begeht, aber er ist über weite Strecken nahezu unsichtbar. Wenn ein von den Spaniern abgeblockter Schuss die gefährlichste Offensivaktion ist, dann ist das zu wenig für einen Spieler vom Format Zuber. In der 63. Minute wird der 30-Jährige ausgewechselt.
Eingewechselte Spieler
Ab 64. Minute für Zuber
Renato Steffen
Steffen kann das Spiel der Schweizer nicht merklich beleben, seine Aktionen sind teils unsauber, etwa wenn er sich einen Ball zu weit vorlegt und dann ein Foul begehen muss, um den Schaden in Grenzen zu halten.
Ab 64. Minute für Aebischer
Noah Okafor
Okafor bringt neuen Schwung ins Spiel, geht auch mal in ein Dribbling und sorgt mit einer Flanke für Gefahr. Ärgerlich ist seine missglückte Ballannahme in der 88. Minute. Wenn er die Kugel richtig kontrolliert, dann läuft er alleine aufs Tor. Dennoch hat der 22-Jährige gezeigt, dass er am linken Flügel aktuell wohl die erste Wahl sein müsste.
Ab 80. Minute für Shaqiri
Haris Seferovic
Zu kurz für eine Benotung, wobei er sich eigentlich eine verdienen würde – und zwar eine gute. In den wenigen Minuten, in denen er auf dem Platz steht, macht Seferovic ordentlich Dampf und einen Assist hätte er sich wahrlich verdient – Embolo weiss, von welcher Aktion wir sprechen.
Ab 80. Minute für Akanji
Fabian Frei
Zu kurz für eine Benotung.
Ab 89. Minute für Rodriguez
Djibril Sow
Zu kurz für eine Benotung, aber nicht zu kurz für eine Gelbe Karte.
Telegramm
Schweiz – Spanien 0:1 (0:1)
Stade de Genève, Genf. – 25'875 Zuschauer. – SR Gözübüyük (NED). – Tor: 13. Sarabia (Marcos Llorente) 0:1.
Schweiz: Sommer; Widmer, Akanji (80. Frei), Cömert, Rodriguez (89. Sow); Freuler, Xhaka, Aebischer (64. Okafor); Shaqiri (80. Seferovic), Embolo, Zuber (64. Steffen).
Spanien: Unai Simon; Azpilicueta, Diego Llorente, Pau Torres, Jordi Alba; Busquets; Marcos Llorente (80. Soler), Gavi (73. Koke); Ferran Torres, Morata (73. Asensio), Sarabia (62. Olmo).
Bemerkungen: Schweiz ohne Schär (gesperrt), Elvedi, Vargas und Zakaria (alle verletzt). Verwarnungen: 60. Shaqiri (Foul), 67. Akanji (Foul), 90. Seferovic (Foul), 92. Sow (Foul).