Nach dem Sieg gegen Portugal schlägt die Schweiz mit Spanien die nächste grosse Fussballnation. Innenverteidiger Manuel Akanji überragt mit Tor, Assist und einer sackstarken Defensiv-Leistung alle. Die Spieler in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
Torhüter
Torhüter
Yann Sommer
Schon nach zwei Minuten wird Sommer unter Druck gesetzt und löst die Situation spielerisch. Es ist schon ganz zu Beginn ein Zeichen seines Selbstvertrauens. Der Schlussmann ist mit dem Fuss so stark, dass die Schweiz die ganze Partie mit 11 Feldspielern spielt. Dazu strahlt Sommer wie immer eine Ruhe aus, die ihresgleichen sucht. Seiner Hauptaufgabe, Schüsse zu halten, kann er dann in der zweiten Hälfte nachgehen. Das erste Mal so richtig getestet wird er vom eigenen Mann, Dan Ndoye. Auszeichnen kann sich Sommer auch gegen Llorente und mit einer Wahnsinns-Parade kurz vor Schluss gegen Iglesias. Einzig beim Gegentor durch Jordi Alba kann auch Sommer nichts mehr machen, der Schuss war unhaltbar.
Verteidiger
Rechter Aussenverteidiger
Silvan Widmer
Ein unglaubliches Arbeitspensum, welches Silvan Widmer auch gegen Spanien wieder abliefert. Er ist die Reinkarnation von Stephan Lichtsteiner. Unermüdlich kämpft er in der Defensive, wirft sich in jeden Zweikampf und jeden Schuss. Und dann hat er noch immer die Energie, sich auch in die Offensive einzuschalten. Zwei gute Flanken auf Ruben Vargas bringt er, beide kann sein Teamkollege leider nicht im Tor unterbringen.
Innenverteidiger
Manuel Akanji
Der einzige, der mit Manuel Akanji nicht 100 Prozent zufrieden ist, ist Manuel Akanji selbst, wie er im Interview nach der Partie sagte. Wir sind es, und wie. Wie er sich bei seinem ersten Nati-Tor den Platz verschafft und danach einnickt: Weltklasse. Wie er die Ecke zu Embolo in die Mitte verlängert: Weltklasse. Wie er aggressiv verteidigt, die Bälle rausköpft, Pässe durch die Linien spielt und die Seite mit Diagonalbällen wechselt: Weltklasse. Das gibt den Sechser, sogar mit Sternchen. Der einzige Wermutstropfen: Weil er die Gelbe Karte sieht, fehlt er im Spiel gegen Tschechien.
Innenverteidiger
Nico Elvedi
Weil Akanji so aktiv vorwärts verteidigt, nimmt er oft den absichernden Part ein und hat dementsprechend weniger Balleroberungen. Ausgerechnet beim Gegentor ist es Elvedi, der aus der Abwehr rausrückt und den Zweikampf gegen Asensio verliert. Das Foul zieht er dann wohl nicht, weil er bei einer Gelben Karte gegen Tschechien ebenfalls gesperrt wäre.
Trotzdem ist es insgesamt eine gute Partie von Elvedi, wenn man bedenkt, wie viele Angriffe der Spanier da auf die Verteidigung zugekommen sind. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass sich das Duo Akanji/Elvedi perfekt versteht – in der Innenverteidigung ist die Schweiz gerüstet für die WM.
Linker Aussenverteidiger
Ricardo Rodriguez
Läuft auch in seinem 99. Länderspiel unermüdlich. Einmal lässt er sich vom wirbligen Torres an der Grundlinie übertölpeln. Sonst macht er seine Sache grundsolide, bekommt durch Ruben Vargas auf der linken Seite aber auch viel Unterstützung. In der Halbzeit hat er dann Feierabend.
Mittelfeldspieler
Zentraler Mittelfeldspieler
Djibril Sow
Spielt im 4-2-3-1 auf der ungewohnten Position des offensiven Mittelfeldspielers. In der Anfangsphase kommt er zu einer guten Kopfballchance, macht aber zu wenig daraus. Es ist seine einzige nennenswerte Offensivaktion. Sonst ist Sow vor allem damit beschäftigt, Räume zuzulaufen. Sow ist definitiv öfters ohne Ball unterwegs, als ihm lieb ist. Es ist ein schwieriges Spiel für ihn, seine Klasse kann er so zu selten aufblitzen lassen.
Zentraler Mittelfeldspieler
Granit Xhaka
Der Captain führt die Schweiz wie ein richtiger Leader an. Von der ersten Minuten an peitscht er sein Team positiv nach vorne. Er dirigiert, nimmt das Spiel an sich und hilft dutzende Male hinten aus. Mal mit einer starken Grätsche gegen den davon eilenden Asensio, dann klärt er wieder eine spanische Hereingabe im eigenen Strafraum. Xhaka hat seine gute Form, die er bei Arsenal hat, definitiv mit in die Nationalmannschaft genommen.
Zentraler Mittelfeldspieler
Remo Freuler
Wie Xhaka brilliert auch Freuler mit einer aufopferungsvollen Leistung. Immer nah bei seinen wirbligen Gegenspielern kommt er so immer wieder zu wichtigen Ballgewinnen, weil er auch oft richtig antizipiert. Die Aktion, die seine Leistung am besten zusammenfasst, gibt es bei einem gefährlichen Freistoss für die Spanier. Da ist es Freuler, der in der Mauer hochspringt und sich nicht zu schade ist, den Kopf frontal hinzuhalten.
Angreifer
Rechter Flügel
Xherdan Shaqiri
Hat zuerst Mühe, in die Partie zu finden, dann aber zeigt er seine Qualitäten innert einer Minute doppelt. Erst lanciert er Embolo, der dann noch vor dem Abschluss ins Stolpern gerät, einige Sekunden später flankt er butterweich auf Sow, der aber über das Tor köpft. Gefühl hat er nicht nur im linken Fuss, sondern auch im Kopf, denn so schickt er Embolo ein weiteres Mal auf die Reise. Der Stürmer steht aber knapp im Abseits.
Kurz vor dem Pausenpfiff macht Shaqiri einen auf Messi. Schön von Akanji in Szene gesetzt, nimmt Shaqiri Tempo auf, dribbelt sich durch die spanische Abwehr wie durch Butter und scheitert dann aus etwas spitzem Winkel an Unai Simon. Als er nach 68 Minuten das Feld verlässt, war es das auch mit den Offensiv-Aktionen der Schweiz. Shaqiri ist für den Schweizer Angriff unverzichtbar.
Linker Flügel
Ruben Vargas
Beide Schweizer Tore haben ihren Ursprung in Ecken von Ruben Vargas. Der Flügelspieler hat offensiv sonst einen extrem schweren Stand und ist eher damit beschäftigt, in der Defensive auszuhelfen. Das macht er jedoch bravourös. Immer wieder eilt er Rodriguez zu Hilfe und wenn es sein muss, wehrt er sich auch mal gegen den aufmüpfigen Gavi. Krönen hätte er seine Leistung können, wenn er bei den Kopfbällen nach den guten Widmer-Flanken etwas zielstrebiger abgeschlossen hätte.
Mittelstürmer
Breel Embolo
Es sieht schon so aus, als wäre es überhaupt nicht das Spiel von Breel Embolo. Bei seiner grössten Chance gerät er ins Stolpern, seine zweite Möglichkeit im 1-gegen-1 mit Unai Simon vergibt er, steht dabei aber sowieso im Abseits. Dann erzielt Embolo nach einer Ecke mitten im Gewusel das 2:1. Es ist das Siegtor. Es war nicht sein bestes Spiel, dafür hat er ein Tor geliefert. Das war schon genügend oft genau umgekehrt.
Eingewechselte Spieler
Ab 45. Minute für Rodriguez
Renato Steffen
Der eher offensiv orientierte Steffen kommt als Backup von Ricardo Rodriguez auf der linken Abwehrseite. Er kämpft, rackert, gewinnt auch immer mal Zweikämpfe. Das Herz in die Hose gerutscht ist ihm wohl bei einem Rückpass, den er nur um Zentimeter am Pfosten vorbeisetzt. Danach ist er komplett verunsichert. Bei einem Zweikampf im Strafraum hat er Glück, gibt es keinen Elfmeter für Spanien. Da fehlt ihm definitiv die Routine. Kurz vor Schluss lässt sich der Hitzkopf auf ein Rencontre mit Llorente ein, trifft ihn dabei mit der Hand im Gesicht. Auch hier hat er Glück und auch hier findet sich ein Beweis seiner Überforderung auf dieser Position gegen einen solch starken Gegner.
Ab 68. Minute für Sow
Denis Zakaria
Er ist noch keine fünf Minuten auf dem Feld, als er Busquets seinen Körper spüren lässt. Genau dafür ist er gekommen. Es ist ihm aber deutlich anzumerken, dass die Spielpraxis fehlt. Kommt er bei Chelsea tatsächlich auf genügend Spielpraxis, um der Nati eine Hilfe zu sein? Im derzeitigen Zustand ist er es nicht.
Ab 68. Minute für Shaqiri
Dan Ndoye
Er ist noch nicht mal eine Minute auf dem Feld und erzielt beinahe ein Eigentor. Danach fängt sich Ndoye aber und kann als einer der wenigen Schweizer in der Schlussphase ab und zu mal für etwas Entlastung sorgen.
Ab 78. Minute für Vargas
Michel Aebischer
Zu kurz für eine Benotung.
Ab 86. Minute für Embolo
Haris Seferovic
Zu kurz für eine Benotung.
Telegramm
Spanien – Schweiz 1:2 (0:1)
La Romareda, Saragossa. – 31'809 Zuschauer (ausverkauft). – SR Turpin (FRA). – Tore: 21. Akanji (Corner Vargas) 0:1. 55. Alba (Asensio) 1:1. 58. Embolo (Akanji) 1:2.
Spanien: Unai Simon; Azpilicueta (86. Soler), Eric Garcia, Pau Torres, Jordi Alba; Gavi, Busquets, Pedri (70. Llorente); Ferran Torres (63. Pina), Asensio (63. Borja Iglesias), Sarabia (63. Williams).
Schweiz: Sommer; Widmer, Akanji, Elvedi, Rodriguez (46. Steffen); Freuler, Xhaka; Sow (68. Zakaria); Shaqiri (68. Ndoye), Vargas (79. Aebischer); Embolo (86. Seferovic).
Bemerkungen: Schweiz ohne Okafor (verletzt), Spanien ohne Carvajal, Diego Llorente (geschont), Gerard Moreno, Olmo, Oyarzabal (alle verletzt), Thiago Alcantara, Ramos (nicht im Aufgebot). Verwarnungen: 44. Akanji (Reklamieren/im nächsten Spiel gesperrt).