Italien ist nach dem 1:1 gegen Bulgarien und vor dem Spiel in der Schweiz nervös: Gedanken an die verlorenen WM-Playoffs 2017 kommen hoch. Dabei geht es gegen die Schweiz um den Weltrekord.
Spät am Donnerstagabend kamen Experten und Tifosi ins Grübeln. Das 1:1 gegen Bulgarien stellte eine so nicht erwartete Enttäuschung dar. Und manch einer begann bereits etwas zu zittern. «Gegen die Schweiz brauchen wir einen Punkt, denn sonst stehen wieder die Playoffs wie eine Vogelscheuche auf dem Platz», schrieb die Gazzetta dello Sport.
Im Kampf um Platz 1 ist Italien gegenüber der Schweiz nun im Rückstand. Und die Playoffs für die Zweiten, die fürchten die Italiener seit dem Debakel gegen Schweden vor vier Jahren mehr als alles andere. «Lasst uns diesen Albtraum schnell verscheuchen», schrieb der Tuttosport.
Das 1:1 gegen Bulgarien haben die Italiener als Warnung wahrgenommen. Doch wer sich mit der Historie der «Squadra Azzurra» auskennt, der war nicht einmal so sehr überrascht. Denn die ersten Spiele nach einem Titelgewinn gestaltet Italien nie erfolgreich. 1982 nach dem WM-Titel in Spanien? 0:1 in Rom durch ein Tor von FCZ-Legende Ruedi Elsener. 2006 nach dem WM-Titel in Deutschland? 1:1 in Neapel gegen Litauen.
Es steht ein Weltrekord auf dem Spiel
So gesehen, ist das 1:1 von Florenz gegen die FIFA-Nummer 75 Bulgarien in guter Gesellschaft. Es wird in den Geschichtsbüchern später sogar einmal einen wuchtigen Eintrag bekommen. Denn mit nun 35 Spielen ohne Niederlage hat Italien den europäischen Bestwert von Spanien (2007 bis 2009) egalisiert. In Basel nehmen die Azzurri bereits den Weltrekord der Brasilianer von 36 Spielen ohne Niederlage ins Visier.
Vielleicht auch deshalb sahen einige Medien die Leistung besser, als sie war. Sie lobten die neuen Europameister für einen während rund 60 Minuten spielerisch gelungenen Auftritt. 27:4 Torschüsse, 10:0 Corner und 71 Prozent Ballbesitz offenbarten die Dominanz der Italiener – zeigten aber auch ein Problem auf: «Vor dem Tor fehlte der Biss. Das Gefühl der Überlegenheit hat dem Team nicht gut getan», schrieb die Gazzetta dello Sport.
Auf dem Platz standen zu Beginn elf Europameister. Nur Aussenverteidiger Alessandro Florenzi und Innenverteidiger Francesco Acerbi hatten im EM-Final gegen England nicht auch schon in der Startformation gestanden. Mancini setzte also auf Kontinuität und verzichtete vorerst auf neue Reizpunkte. Die Gazzetta dello Sport sieht dies kritisch. «Mancini darf nicht nach Verdienstorden aufstellen. Das Leistungsprinzip muss gewährleistet sein.»
Gegen die Schweiz könnte der vor dem gegnerischen Tor abermals harmlose und in den Medien kritisierte Mittelstürmer Ciro Immobile draussen bleiben. Ausserdem dürfte Giorgio Chiellini wieder ins Team rücken. Er war gegen Bulgarien angeschlagen und wurde für das Spitzenspiel gegen die Schweiz geschont.