DFB-Trainer Jogi Löw denkt offenbar über eine Rückkehr von Mario Götze in die deutsche Nationalmannschaft nach. Besonders für Thomas Müller muss sich das wie ein schlechter Scherz anhören. Ein Kommentar.
Mit der Ausbootung des Weltmeister-Trios Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller hatte Jogi Löw im März 2019 für grosse Aufregung gesorgt. Der Bundestrainer wollte damit den Umbruch im DFB-Team einleiten, musste für den Entscheid aber auch viel Kritik einstecken.
Und diese Kritik ist bis heute nicht abgeflacht. Zumal Boateng, Hummels und Müller ihre Top-Form mittlerweile wieder gefunden haben und bei Bayern beziehungsweise Dortmund absolute Stamm- und Schlüsselspieler sind. Eine Rückkehr in die Nationalmannschaft bleibt trotzdem unwahrscheinlich. «Wir haben uns grundsätzlich dazu entschieden, diese Spieler nicht zu nominieren, daran hat sich jetzt nichts geändert», wurde Löw am Montag vom «Kicker» zitiert.
Der Bundestrainer will an die Zukunft denken und weiter auf die Jugend setzen, so bietet er beispielsweise auch erstmals Felix Uduokhai auf, seinerseits 23-jähriger Innenverteidiger des FC Augsburg. Ebenfalls dabei sind Jonathan Tah (Leverkusen) und Antonio Rüdiger (Chelsea) – obwohl die beiden in ihren Vereinen den Stammplatz verloren haben.
Ganz im Gegensatz zu den Routiniers Hummels (31) und Boateng (32). Weil die beiden seit Wochen in sehr guter Form sind, gab es zuletzt vermehrt Forderungen nach einer Rückkehr – auch, weil das DFB-Team zuletzt defensiv nicht überzeugt hatte. Jogi Löw hält aber an seinem Plan fest.
Hoffnung für Götze
Ein anderer Weltmeister kann sich stattdessen wieder Hoffnungen auf eine Rückkehr machen: Mario Götze. Dessen letzter Einsatz für Deutschland liegt nun schon drei Jahre zurück. Nach langer Leidenszeit und Formtief scheint Götze sein Glück in Holland gefunden zu haben. Im Sommer wechselte der Offensivspieler zu PSV Eindhoven und weiss da positiv aufzufallen.
Und Löw hat nun verraten, dass die DFB-Tür für Götze längst nicht geschlossen ist. «Wir verlieren ihn auch nicht aus den Augen», sagte der Bundestrainer in einem Interview mit «Sportbuzzer». Er habe in den letzten Wochen immer wieder Kontakt mit dem WM-Finaltorschützen von 2014 gehabt, der ihn auf dem Laufenden gehalten habe.
Auch DFB-Direktor Oliver Bierhoff macht Götze Hoffnung: «Wenn er in Eindhoven gute Spiele macht oder in guter Form ist, kann er immer ein Thema für die Nationalmannschaft sein. Wir werden sehen, wie die Saison verläuft.»
Müllers Top-Leistungen werden ignoriert
Es sind Aussagen, die sich besonders für Thomas Müller wie ein schlechter Scherz anhören müssen. Nach einem Zwischentief rund um die Zeit seiner Ausbootung hat Müller seine Top-Form längst wieder gefunden und gehört bei den Bayern unter Hansi Flick zu den absoluten Leistungsträgern. Alleine in dieser Saison glänzte Müller bisher mit 6 Toren und 8 Assists in 13 Spielen. Und das – ganz im Gegensatz zu Götze – auf Champions-League- und Bundesliga-Niveau. Nicht umsonst wurde der 31-Jährige kürzlich vom britischen Fussball-Magazin «FourFourTwo» zum besten Zehner der Welt gekürt.
Bei allem Respekt für Mario Götze: Dass Jogi Löw einen Spieler, der nach jahrelangem Formtief nun in Holland ein paar gute Spiele macht, vor einem anderen Spieler sieht, welcher auf gleicher Position Bayern München jüngst zum Triple verholfen hat, ist absolut unverständlich. Auch wenn Götze drei Jahre jünger ist – für Müller, seinerseits 100-facher Nationalspieler mit zehn WM-Toren, ist das nichts anderes als eine schallende Ohrfeige.
Nun, eine kleine Hintertür will Löw für Müller, Boateng und Hummels für die EM 2021 trotz allem noch offen lassen. «Wenn sich im nächsten Jahr durch Ausfälle von Schlüsselspielern bei uns eine völlig neue Situation ergibt, werde ich das entsprechend bewerten und über alternative Szenarien nachdenken», so der Bundestrainer.
In den anstehenden Länderspielen will Deutschland ein ingesamt durchzogenes Jahr mit bislang nur einem Sieg versöhnlich abschliessen. Auf das Testspiel vom Mittwoch gegen Tschechien folgen die Nations-League-Partien gegen die Ukraine und Spanien. Bleibt für Löw zu hoffen, dass er die Kurve auch ohne die ausgebooteten Weltmeister kriegt. Ansonsten dürfte der öffentliche Druck nur noch grösser werden.