Kommentar Dem Machtmissbrauch der Fussball-Profis muss man den Riegel schieben

Von Patrick Lämmle

9.7.2019

Ousmane Dembélé hat sich 2017 erfolgreich zu Barcelona gestreikt – Neymar will es ihm gleich tun.
Ousmane Dembélé hat sich 2017 erfolgreich zu Barcelona gestreikt – Neymar will es ihm gleich tun.
Bild: Keystone

Am Montag erscheint PSG-Star Neymar nicht zum Trainingsauftakt und forciert damit seinen Abgang. Eine Unsitte, die langsam aber sicher salonfähig wird. Viele Profi-Fussballer missbrauchen ihre Macht, denn die Vereine haben keine echte Chance, sich dagegen zu wehren.

Neymar ist bei Gott nicht der erste Fussballer, der mit seinem Nichterscheinen seinen Arbeitgeber erpresst – und er wird auch nicht der letzte sein. Auch Weltmeister Antoine Griezmann erschien bei Atlético Madrid nicht zum Trainingsauftakt. Immerhin hat der Franzose schon am Saisonende öffentlich kundgetan, dass er den Verein verlassen werde – und sein bis 2023 datierter Vertrag hat eine Ausstiegsklausel.



Dennoch ist es ein grosses Ärgernis, dass Fussballer Millionen absahnen und sobald sie den Drang einer Luftveränderung verspüren, tun und lassen, was sie wollen. Natürlich ist es legitim, dass Spieler den Verein auch mal früher verlassen wollen, als es der Vertrag festschreibt. Doch dann muss man gemeinsam eine für alle Seiten passende Lösung finden – und im Endeffekt müsste der Verein am längeren Hebel sitzen. Schliesslich sind es die Klubs, die – teils irrwitzige – Millionenbeträge in ihre Spieler investieren.

Vereine könnten sich wehren – doch zu welchem Preis?

Rechtlich gesehen wäre das auch so, denn unerlaubtes Fernbleiben oder rufschädigendes Verhalten stellen arbeitsrechtlich relevante Verstösse dar. Bloss: Für die Vereine steht ungeheuer viel auf dem Spiel, wenn sie sich auf einen Rechtsstreit einlassen. Für Neymar etwa bezahlte PSG 222 Millionen Euro – ihn auf der Tribüne schmoren zu lassen, das können (oder wollen) sich selbst die Scheichs aus Katar nicht leisten. Am Ende bleibt der Verkauf die einzige Möglichkeit, um einen millionenschweren Verlust zu verhindern.

Solange die Fussballer ihre Spielchen treiben können, ohne dass ihnen rabiate Strafen drohen, kann man lediglich an die Ehre der Spieler appellieren und ihnen vor Augen führen, dass sie eine Vorbildfunktion inne haben, die sie wahrnehmen sollten. Bei den Spielern anzusetzen, dürfte allerdings ein wenig erfolgsversprechender Ansatz sein.

Vielmehr müsste man auch die Vereine stärker in die Pflicht nehmen. Es sollte zumindest ein «Gentlemen’s Agreement» geben, dass man keine Spieler verpflichtet, die sich andernorts aus dem Verein streiken. Doch solange der Fussball das Milliardengeschäft bleibt, das er ist, wird sich kaum etwas an der Situation ändern. Dabei würde ein bisschen Joga Bonito auf dem Transfermarkt dem Fussball so gut tun.

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