Christian Gross hat sich zum ersten Mal über seine Entlassung als Schalke-Trainer geäussert. Der Schweizer wundert sich über die fehlende Kommunikation und lässt seine Zukunft als Fussballtrainer offen. Wartet er auf ein Angebot aus Basel?
Am Sonntag knallt es auf Schalke. Schon wieder. Neben Sportvorstand Jochen Schneider und drei weiteren Führungspersonen muss auch Christian Gross seinen Tisch räumen. Wie deutsche Medien berichteten, hatten mehrere Führungsspieler den Kopf des Schweizers gefordert. Zu den Rädelsführern sollen ausgerechnet Sead Kolasinac, Klaas-Jan Huntelaar und Shkodran Mustafi gezählt haben – alles Neuzugänge, die Gross im Winter nach Schalke geholt hatte.
«Diese Meldung von der Revolte, vom Aufstand oder von was auch immer, brachte natürlich grosse Unruhe», schildert Gross dem «Blick». Der Zürcher stört sich über die fehlende Offenheit in der Kommunikation beim Tabellenletzten der Bundesliga. «Ich habe mich am Samstagmorgen mit Jochen Schneider unterhalten – er sagte mir explizit, bei ihm sei kein Spieler gewesen. Und ich habe auch die Spieler direkt angesprochen. Dass sie bei Problemen direkt zu mir kommen sollen. Es kann ja sein, dass einem mein Gesicht nicht gefällt, dass er mich nicht mag. Aber dann kann man es doch offen aussprechen, kein Problem.»
Bis zum Schluss habe ihn niemand darauf angesprochen. Gross schliesst zudem nicht aus, dass gewisse Spieler sogar höher als Schneider gingen und sich direkt in der Führungsetage beschwerten. «Es zeigt einfach, dass es im Umfeld einer Mannschaft Strömungen geben kann, die über das Fussballerische hinausgehen. (…) Aber verrückt ist: Ich lernte als Spieler bei Bochum, mit den Menschen offen zu sein. Mit ihnen direkt zu sprechen, wenn ein Problem da ist und es dann auszudiskutieren. Dass dies dann nun mutmasslich ausgerechnet auf Schalke nicht der Fall war, das ist schade.»
Zukunft offen – folgt eine Rückkehr nach Basel?
Wie es nach dem Schalke-Kapitel für Christian Gross weitergeht, will der ehemalige GC-, YB- und Basel-Trainer nicht verraten. Nach der «grössten Enttäuschung» seiner Karriere scheint er aber nicht bereit, einen Schlussstrich zu ziehen. «Es wäre kein Happy End für meine Karriere. Und ich hatte viel Freude an der Arbeit mit den Spielern», so Gross, der ursprünglich schon vor dem Job auf Schalke in den Ruhestand treten wollte.
Wäre vielleicht sogar ein Comeback beim FC Basel möglich? Dazu hat sich Gross bisher nicht geäussert. Nach seiner Entlassung sagte er lediglich: «Lassen Sie mich erst jetzt mal diese Enttäuschung verdauen. Und dann schauen wir weiter.»
Zwischen 1999 und 2009 wurde der FC Basel unter dem Zürcher Erfolgstrainer zum Nonplusultra der Schweizer Liga. Nach dem Gewinn der ersten Meisterschaft seit 1980 folgten 2004, 2005 und 2008 drei weitere Titel. Gleichzeitig gewannen die «Bebbi» unter Gross viermal den Schweizer Cup und setzten in der Champions League eine erste Duftmarke. Könnte es 2021 zum grossen Wiedersehen kommen?
Burgener setzt sich für Sforza ein
Nach der 2:6-Pleite im Cup gegen Winterthur und der 1:3-Niederlage in der Liga in St. Gallen wächst derweil der Druck auf FCB-Coach Ciriaco Sforza unaufhörlich. Trotz überwältigender Kritik bestätigte Präsident Bernhard am Sonntag bei «blue Sport» aber erneut, dass der 50-jährige Trainer in Basel bleibt.
Burgener sagt: «Man muss sich mal anschauen: Hatte er eine Vorbereitungsphase? Nein! Konnten sich die Spieler erholen? Nein! Die mussten den Sommer durchspielen. Dann hatten wir in 47 Tagen nur zwei Spiele. Und Basel traf es dort besonders hart, alle Spieler mussten in Quarantäne und wir konnten nicht trainieren», verteidigt Burgener Trainer Sforza. «Es sind Sachen passiert, das soll keine Entschuldigung sein, aber für all diese Dinge kann der Trainer nichts. Auch nicht dafür, dass wir jetzt von 29 Spielern in unserem Kader 13 verletzte haben.»
Der FC Basel will also vorläufig am Trainer festhalten. Sollten sich die Resultate aber nicht bald verbessern, lautet die Frage: Wie lange noch?