Pierluigi Tami, Direktor der SFV-Nationalteams, blickt auf das Jahr 2020 zurück und spricht über die Ziele im kommenden Jahr. Auch die Personalien Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri sind ein Thema.
Auf sportlichem Weg hat die Schweizer A-Nati im Jahr 2020 keinen Sieg eingefahren. Dennoch zieht Pierluigi Tami ein insgesamt positives Fazit. Auch zum jüngsten «Aussetzer» von Granit Xhaka äussert sich der Direktor der Schweizer Nationalteams, ebenso zur rätselhaften Verletzung von Xherdan Shaqiri.
Unser Hauptziel war eindeutig der Verbleib in der League A. Dieses Ziel wurde erreicht. Leider hatten wir nicht mehr die Möglichkeit, dieses Ziel im letzten Spiel auf dem Feld zu erreichen. Wir alle wollten dieses Spiel spielen. Es hätte die Krönung dieses Jahres sein können und wir hätten unsere spielerischen Fortschritte noch einmal unter Beweis stellen können. Die zwei Unentschieden gegen Deutschland und jenes gegen Spanien haben die technische Verbesserung der Mannschaft in einem sehr jungen Team aufgezeigt. Diese positiven Signale sollen und müssen im nächsten Jahr bestätigt werden.
Was wir in diesem besonderen Jahr auch feststellen konnten, ist eine weiter gestiegene öffentliche Erwartungshaltung an die Nationalmannschaft. Die beiden Unentschieden gegen Deutschland und gegen Spanien wurden nicht von allen positiv bewertet und die Niederlage in Spanien rief zum Teil laute und heftige Kritik hervor. Diese gestiegenen Erwartungen können wir natürlich auch als Kompliment betrachten, dass man unserer Nati sehr viel zutraut. Aber wir müssen dabei in der Schweiz auch immer realistisch sein und realistisch bleiben. Um gegen diese Top-Nationen Europas zu gewinnen, müssen wir 120 Prozent unserer Leistung abrufen können.
Im nächsten Jahr werden wir acht WM-Qualifikationsspiele austragen – unter anderem gegen unseren sehr starken Nachbarn Italien. Und die Europameisterschaft steht bevor – ein weiterer Höhepunkt für uns und für die ganze Schweiz. Das wird ein unglaublich intensives Fussballjahr, auf das wir uns alle freuen. Die Zielsetzung für das nächste Jahr ist klar. Wir wollen uns trotz dieser schwierigen Gruppe für die WM in Katar qualifizieren – entweder direkt oder über die Barrage. Für die EM ist das erste Ziel, die Gruppenphase zu überstehen. Danach gehen wir Schritt für Schritt und wollen so weit wie möglich kommen.
Sie sind sehr, sehr hungrig. Mancini (Nationaltrainer; A.d.Red) will alles gewinnen, die Nations League, die EM und er will den Gruppensieg in der WM-Qualifikation. Sie sind hungrig, weil sie vor zwei Jahren die WM verpasst haben, ein grosser Flop. Italien hat sich sehr positiv entwickelt und sie spielen einen attraktiven Fussball. Vielleicht fehlen im Vergleich zu früher die ganz grossen Namen, aber sie sind wirklich eine Mannschaft, eine Einheit.
Die UEFA beobachtet die Situation genau, will aber am Modus mit zwölf Austragungsorten festhalten. Dass der definitive Entscheid erst im März mitgeteilt wird, ist aber schon ein Signal, dass es noch andere Ideen gibt oder zumindest darüber diskutiert wird. Natürlich hängt vieles von der Entwicklung der Corona-Pandemie in den einzelnen Ländern ab. Wir sind in Kontakt mit der UEFA, haben aber keinen Einfluss auf den Entscheid.
Wir sind natürlich besorgt. Die Kritik an Xhaka ist immer grösser geworden und wir als Nationalteam verfolgen das und sind immer bereit, zu helfen. Der Druck ist wegen der Kritik riesig und deshalb hat mich das, was passiert ist, nicht total überrascht. Er war wohl ein bisschen nervös und dann wirst du provoziert … Aber wenn das passieren musste, dann ist es besser, wenn es jetzt passiert ist. Dann haben wir noch Zeit, das aufzuarbeiten. Und er hat in der Vergangenheit schon mal etwas Ähnliches erlebt, die Sache intern geklärt und danach wieder sehr gut gespielt. Ich kenne die Probleme nicht genau, aber wir bemerken schon, dass etwas nicht stimmt. Ich hoffe, sie finden im Verein schnell eine Lösung. Wir wissen, wie wichtig Granit für uns ist, und ich denke, er bleibt auch wichtig, er ist unser Captain.
Wir wissen nicht, was bei Shaqiri los ist. Er hat mit uns bis zum letzten Tag normal trainiert und wäre für das Ukraine-Spiel bereit gewesen. Wir sind mit dem Teamarzt von Liverpool in Kontakt, aber wir haben keine konkreten Informationen über die Verletzung.