Nach dem Achtelfinal-Einzug im DFB-Pokal versinkt Rot-Weiss Essen im Freudentaumel. Mittendrin: Der Schweizer Kapitän Marco Kehl-Gomez. Den nächsten Dämpfer setzt es dagegen für den Bundesligisten Mainz ab, der im Penaltyschiessen in Schweizer Manier an Bochum scheitert.
Gleich für fünf Bundesligisten bedeutet die zweite Runde im DFB-Pokal Endstation: Freiburg, Augsburg, Union Berlin, Hoffenheim und Mainz müssen die Segel nach Pleiten allesamt streichen. Vor allem bei den kriselnden Mainzer sitzt der Frust nach der Heimniederlage gegen Bochum tief. Erst gibt die Mannschaft von Noch-Trainer Jan-Moritz Lichte eine 2:0-Führung preis, dann verpasst man in der Verlängerung trotz 25-minütiger Überzahl den Siegtreffer. Den negativen Höhepunkt des Abends erleben die Mainzer dann aber erst im Penaltyschiessen.
Als erster Schütze trifft der eingewechselte Szalai nur den Pfosten, wenig später haut Stöger die Kugel an den Querbalken. Und als Mateta auch den dritten Mainzer Versuch mit einem gefühlten Rückpass kläglich verschiesst, ist das Pokal-Aus besiegelt. Bei einigen Schweizer Fans dürfte das böse Erinnerungen ans WM-Aus 2006 wecken. Damals blieb die Nati im Penaltyschiessen in drei Versuchen gegen die Ukraine ebenfalls ohne auch nur einen Treffer – Marco Streller, Tranquillo Barnetta und Ricardo Cabanas.
Nach dem nächsten Dämpfer steht Mainz-Trainer Lichte beim Vorletzten der Bundesliga vor dem Aus. «Die Entscheidung wird in der Weihnachtszeit fallen», kündigt Vorstandschef Stefan Hofmann an. Eine Jobgarantie klingt anders.
Kehl-Gomez: «Irgendwie muss ich noch nach Hause kommen»
Ebenfalls ganz anders dürfte derzeit die Stimmung beim Viertligisten Rot-Weiss Essen sein, der grössten Überraschung unter den 14 feststehenden Achtelfinalisten. Zwölf Jahre muss Essen auf einen Erfolg wie diesen warten, nun krönt der 3:2-Sieg über Düsseldorf ein bärenstarkes 2020. Kein einziges Pflichtspiel verliert der Tabellenführer der Regionalliga West in den vergangenen zwölf Monaten, in der ersten Pokal-Runde kegeln die Essener bereits Bundesligist Bielefeld aus dem Wettbewerb.
Die Freude nach dem geschafften Achtelfinal-Einzug ist riesig. «Ich habe den Jungs gesagt, sie sollen sich zu Hause schon mal abmelden. Weihnachten wird ein bisschen später gefeiert», tönt RWE-Trainer Christian Neidhart. Ein paar Unverbesserliche aus dem Essener Anhang verstanden das wohl falsch und zogen mit Bengalos zum leeren Stadion.
Mittendrin im Freudentaumel ist auch ein Schweizer. Marco Kehl-Gomez, der Essener Kapitän und Torschütze zum zwischenzeitlichen 2:1. Der gebürtige Zürcher spielte bis 2013 bei GC und Lugano in der Heimat, bevor er den Sprung nach Deutschland wagt. Seit 2019 zieht er bei Rot-Weiss im zentralen Mittelfeld die Fäden. «Wir wollten ums Verrecken gewinnen heute und das hat man dann auch gesehen», sagt Kehl-Gomez nach dem Schlusspfiff – und zeigt sich in Partystimmung: «Irgendwie muss ich noch nach Hause kommen. Natürlich wird noch was gefeiert.»