Die Schweizer Nationalmannschaft steht in der Nations League nach nur einem Punkt aus zwei Partien unter Druck. Sie muss in Madrid gegen Spanien punkten, will sie nicht den Anschluss verlieren.
Sa 10.10. 20:10 - 23:15 ∙ SRF zwei ∙ E 2020 ∙ 185 Min
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Bei der Bekanntgabe des Kaders vor einer Woche hatte Vladimir Petkovic keinen Hehl daraus gemacht. Der Fokus des Nationaltrainers liegt auf der wegen der Coronavirus-Pandemie um ein Jahr verschobenen EM-Endrunde im nächsten Juni. Spätestens dann muss seine Mannschaft in Topform sein, dann muss sich die SFV-Auswahl in bester Verfassung präsentieren, um das lang ersehnte Ziel endlich zu erreichen: den Einzug in die Viertelfinals an einem grossen Turnier.
Die Nations League in diesem Herbst sowie die beiden Testspiele gegen den WM-Finalisten Kroatien und den WM-Dritten Belgien dienen Petkovic dazu, die Mannschaft qualitativ und quantitativ weiter zu entwickeln. Die Duelle gegen die Nummer 1 der Weltrangliste (Belgien), Spanien (Nummer 7), Kroatien (8), Deutschland (12) und die Ukraine (24) sind ideale Gradmesser, auch im Hinblick auf die im Frühjahr beginnende Qualifikation für die WM 2022 in Katar.
Die Schweizer deuteten in den letzten Jahren immer wieder an, dass sie mit den Grossen des Weltfussballs mithalten können, so zuletzt auch beim 1:1 im September gegen Deutschland in Basel, als sie dem Sieg näher standen. Und trotzdem: Siege gegen Top-Teams sind auch in der Ära Petkovic rar gesät. 2016 schlug man zum Auftakt der WM-Qualifikation Europameister Portugal (ohne Cristiano Ronaldo) 2:0, vor knapp zwei Jahren besiegte die SFV-Auswahl Belgien 5:2.
Besondere Umstände
In Madrid nimmt die Mannschaft einen neuen Anlauf – unter besonderen Umständen. Am Freitag wurde in der spanischen Hauptstadt aufgrund der in den letzten Wochen wieder stark ansteigenden Infektionszahlen der Ausnahmezustand ausgerufen. Den Einfluss von Corona bekam das Team aufgrund der positiven Tests von Xherdan Shaqiri und Manuel Akanji in dieser Woche direkt zu spüren. Während Akanji nicht nach Spanien reisen durfte, erhielt Shaqiri am späten Freitagabend grünes Licht von der lokalen Gesundheitsbehörde in Madrid für einen Einsatz. Für den Mittelfeldspieler von Liverpool wäre es das erste Länderspiel seit Juni 2019.
Trotz des Wirrwarrs rund um Shaqiri blieb Petkovic gelassen: «Wir gehen mit diesem Thema locker um.» Seine Aufmerksamkeit gilt der Partie gegen Tabellenführer Spanien, das im September die Ukraine zuhause 4:0 besiegte. «Es ist ein sehr guter Gegner, der momentan nicht nur gegen uns, sondern gegen die meisten Mannschaften Favorit ist», sagte Petkovic. «Dennoch werden wir probieren, unser Spiel durchzusetzen und das Resultat auf unsere Seite zu kippen.»
Der zweifache Europameister (2008 und 2012) und Weltmeister von 2010 hat einen Umbruch hinter sich. Neben den erfahrenen Sergio Ramos und Sergio Busquets setzt Trainer Luis Enrique auf sehr viele junge Spieler, unter anderen auch auf den als «neuen Messi» gehandelten Ansu Fati vom FC Barcelona. «Sie haben eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen, hungrigen Spielern», sagte Petkovic. Ihr Spielstil sei noch immer ähnlich wie früher, aber mit etwas weniger Ballbesitz, dafür mit mehr Schnelligkeit im Spiel nach vorne und einem starken Gegenpressing.
Petkovic hat klare Vorstellungen, wie seine Mannschaft es schaffen kann, den seit 14 Partien ungeschlagenen Gegner in Nöte zu bringen. «Wir müssen im Abschluss effizienter sein», sagte der Nationaltrainer gut 24 Stunden vor der Partie. Kroatien hätte am Mittwoch aus vier Abschlüssen zwei Tore gemacht, sie aus vier Chancen nur eines. «Die Passqualität muss sehr hoch sein, über 90 Prozent. Dann können wir mit dieser Mannschaft mithalten», so Petkovic.
Die Ausgangslage ist klar. Die Schweizer müssen mindestens einen Punkt holen, wollen sie im Kampf um den Gruppensieg noch ein Wörtchen mitreden. Auch im Hinblick auf die Auslosung der Qualifikationsgruppen für die WM 2022 in Katar wäre nach drei sieglosen Spielen ein Erfolgserlebnis wichtig. Die besten zehn Mannschaften Europas werden in Topf 1 gesetzt sein, momentan ist die Schweiz die Nummer 10 Europas. Nur die Gruppensieger qualifizieren sich direkt für die WM.