Deutschland sehnt sich nach weniger Eintönigkeit im Fussball. Die Dominanz der Bayern ist für BVB-Trainer Lucien Favre ein Problem, da er vor allem am Abschneiden gegen den FCB gemessen wird.
Gegen Bayern München ist guter Rat teuer. So ist es in der Bundesliga seit Jahren, und so war es in der letzten Saison im Europacup. Die Bayern gewannen die Meisterschaft, den Cup, den deutschen Supercup und die Champions League. Kurz: Die Bayern siegten in jedem Wettbewerb, in dem sie antraten. Schwierig macht es die Dominanz des «FC Hollywood» besonders für den grössten nationalen Konkurrenten, für Borussia Dortmund. Weil sich ganz Deutschland Jahr für Jahr nach einem Meisterschaftsrennen auf Augenhöhe sehnt.
Vor dem Direktduell der beiden besten Mannschaften im deutschen Klubfussball heute Nachmittag hat man sich bei Schwarz-Gelb darum in Abwehrhaltung begeben. Fragen zur Ausgewogenheit des Duells werden kurz und bündig beantwortet. «Wir schauen auf uns», sagt Trainer Lucien Favre am Tag vor dem Gipfeltreffen mit den Münchnern. Die Mannschaft sei in einer guten Verfassung und sie habe in den letzten Spielen die richtige Herangehensweise gezeigt, meinte Dortmunds Sportchef Michael Zorc. Und schob nach: «Und natürlich wollen wir die Bayern jetzt auch mal schlagen.»
Die beste Defensive gegen die beste Offensive
Borussia Dortmund wird erstmals seit elf Jahren punktgleich in den Vergleich mit den Bayern steigen, die beste Defensive empfängt im Signal-Iduna-Park die beste Offensive der laufenden Kampagne. An der psychologischen Ausgangslage mit dem BVB als Herausforderer ändert das wenig. Ebenso wenig an der Wahrnehmung der beiden Trainer in Deutschland. Bayerns Hansi Flick hat sich dank dem Triple in der letzten Saison verdientermassen die Krone aufgesetzt. Dass in seinem Schatten Favre den BVB als unbestrittene zweite Kraft des Landes etabliert hat, wird dagegen eher selten beachtet. Und so prasseln vor dem neusten Kräftevergleich gerade wieder Tipps im Überfluss auf den Westschweizer Trainer und den BVB ein.
Für die Experten ist klar, Dortmund kann die Bayern nur mit einem mutigen Auftritt in Bedrängnis bringen. Als Blaupause sehen viele das Supercup-Duell Ende September, in dem sich der BVB beim knappen 2:3 in München widerstandsfähig zeigte. Für den Sky-Experten und regelmässigen Favre-Kritiker Lothar Matthäus könnte auch der Auftritt von Salzburg am Dienstag in der Champions League als Beispiel taugen. «Sie haben es eine Stunde vorgemacht, aber dann ist ihnen die Kraft ausgegangen», sagte der 59-Jährige. Die Bayern siegten 6:2.
An Ratschlägen mangelt es Favre und dem BVB vor dem Duell mit Bayern München nicht. Nur Guter Rat bleibt teuer.