SFV verschlief spätere Deutschland-Legende Die verrückte Geschichte von Oliver Neuville: «Ja, ich sollte für die Nati spielen»

Andreas Böni

18.11.2024

Oliver Neuville: «Ja, ich hätte für die Schweiz gespielt»

Oliver Neuville: «Ja, ich hätte für die Schweiz gespielt»

18.11.2024

Gibt es einen Bezug zwischen der Nati und Teneriffa, wo die Schweiz heute gegen Spanien spielt? Ja. 1996 spielt DFB-Legende Oliver Neuville auf der Insel, als die Nati ihn anwirbt. Bei blue Sport erinnert er sich daran – und wieso er am Ende für Deutschland spielte.

Andreas Böni

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  • 1996 wechselt Oliver Neuville von Servette zu Teneriffa und Trainer Jupp Heynckes, der Neuville schon zu Duisburg in die Bundesliga holen wollte. Im gleichen Jahr kommt auch der Schweizer Fussball-Verband auf den Stürmer zu. 
  • «Ich wurde damals gefragt, ob ich Schweizer werden will. Ich habe gesagt: Warum nicht?», erzählt Neuville im Gespräch mit blue Sport und erinnert sich: «Dann hat er mir gesagt, dass er sich in ein oder zwei Wochen melden werde.»
  • Das Verrückte: Es kam nie mehr ein Anruf. Der Schweizer Verband verschlief einen Stürmer, der weltweit Spitze werden sollte.

Oliver Neuville (51) lacht, als er mit blue Sport telefoniert. «Auf Teneriffa, ein Länderspiel? Ich glaube, beim letzten war ich sogar dabei ... Gegen die Slowakei siegte Spanien damals 4:1 – und ich war im Stadion.» Heute spielt Spanien gegen die Schweiz erstmals seit  seit 28 (!) Jahren wieder auf der kanarischen Insel. Das Stadion war innert Kürze ausverkauft.

Es ist im Jahr 1996, als Oliver Neuville von Servette auf die Insel wechselt. Zu Teneriffa, zu Trainer Jupp Heynckes und dessen Assistenten Ewald Lienen, der Neuville schon zu Duisburg in die Bundesliga holen wollte. Es ist jenes Jahr, in dem auch der Schweizer Fussball-Verband auf den Stürmer zukommt – und ihn dann verpennt.

Das Versäumnis des Schweizer Verbandes

Aber der Reihe nach: Oliver Neuville kommt 1973 als Sohn seines deutschen Vaters Jupp und seiner italienischen Mamma Carmen in Locarno zur Welt. Er wächst im Tessin auf, spielt als Kind bei Gamborogno, Locarno und dann Servette, wo er in 141 Spielen 41 Tore schiesst – bevor er eben nach Teneriffa wechselt.

«Eines Tages klingelte das Telefon und ein Verbandsvertreter war in der Leitung», so Neuville. «Ich erinnere mich noch genau daran, ich war leicht ausserhalb der Hauptstadt Teneriffas in meinem Haus.» Und weiter: «Einer der Vorstandsvorsitzenden der Nationalmannschaft in der Schweiz hat mich damals gefragt, ob ich Schweizer werden will. Ich habe gesagt: Warum nicht? Dann hat er mir gesagt, dass er sich in ein oder zwei Wochen melden werde.»

Das Verrückte: Es kam nie mehr ein Anruf. Der Schweizer Verband verschlief einen Stürmer, der weltweit Spitze werden sollte. Neuville: «Ich hätte für die Schweiz gespielt, weil ich damals ja noch in Teneriffa und eine Nationalmannschaft ein Traum war ...»

Zwei WM-Teilnahmen mit Deutschland

Nun, es soll anders kommen. 1997 geht Jupp Heynckes zu Real Madrid und Ewald Lienen zu Rostock. Neuville geht mit ihm zu Hansa – und startet durch. 

Erst bei Rostock, dann bei Leverkusen und bei Borussia Mönchengladbach. Er spielt den Champions-League-Final 2002, den WM-Final 2002 und die Heim-WM 2006 in Deutschland. 69 Mal läuft er im DFB-Dress auf, trifft zehn Mal. 

Sein Bezug zur Schweiz heute? Als Co-Trainer von Borussia Mönchengladbach begleitete er Spieler wie Yann Sommer, Granit Xhaka, Breel Embolo, Jonas Omlin oder Denis Zakaria eng. Im Tessin ist er weiter regelmässig, sein Sohn aus erster Ehe kam dort zur Welt.

Seine Erinnerungen an Teneriffa? «Das Klima ist top, gerade auch jetzt im November ist es immer noch schön warm. Und sportlich lief es gut damals: Wir erreichten in jener Saison den Halbfinal im Uefa-Cup, wo wir gegen den späteren Sieger Schalke ausschieden. Das Problem war nur, dass man zu jedem Auswärtsspiel auch in der heimischen Liga zweieinhalb Stunden fliegen muss.»

Kontakt habe er noch zu Ex-Mitspieler Pablo Paz, dem argentinischen Ex-Nationalspieler und Vater von Como-Spieler Nico Paz. Dass er für Deutschland spielte, bereut er logischerweise nicht: «Es musste so sein», sagt er.


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