Mit einer denkwürdigen Pressekonferenz kündigte die Bayern-Chefetage am Freitag Konsequenzen für «respektlose Journalisten» an. Die Verbal-Attacke ist bei den Spielern offenbar umstritten.
30 Minuten lang prügelten die Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeness und Hasan Salihamidzic verbal auf die Reporter ein, die den Klub und seine Spieler in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder harsch kritisiert hatten. Von «hämischer, herabwürdigender und respektloser Berichterstattung» war die Rede. «Das lassen wir uns nicht mehr bieten», sagte Rummenigge und berichtete von Unterlassungerklärungen, die der Verein gegen den Springer-Konzern, dem unter anderem die «Bild»-Zeitung angehört, eingereicht habe.
Ob dieser merkwürdige Rumdumschlag dem deutschen Rekordmeister nun geholfen oder geschadet hat, werden die nächsten Wochen zeigen. Zumindest sportlich fanden die Bayern am Wochenende nach vier sieglosen Spielen zum Erfolg zurück: In Wolfsburg feierten die Münchner einen 3:1-Sieg.
Das Resultat verkommt am Wochenende aber zur Randnotiz, jeder spricht über die Medienschelte der Klubbosse, die selbst bei den meisten Fans alles andere als gut ankam. Bei den Bayern-Spielern sorgte der Aufritt offenbar für geteilte Meinungen. «Untereinander haben wir darüber geredet. Jeder hat da seine individuelle Meinung, aber die bringt uns nicht immer weiter», wird Thomas Müller von der «Bild» zitiert.
Laut der Boulevardzeitung, die von Hoeness und Co. besonders hart angegriffen wurde, empfanden einige Führungsspieler die Verteidigungsrede als unnötig und zusätzlichen Druck, sie hätten lieber selbst für sich gesprochen, vor allem mit Leistung.
Bernat verzichtet auf Retourkutsche
Von einigen Profis gibt es aber auch Zustimmung. Goalie Manuel Neuer etwa spricht im «ZDF» von einem «guten Zeichen» für sich persönlich.
Auch Joshua Kimmich äussert sich nach dem Wolfsburg-Spiel positiv: «Ein super Zeichen, dass der Verein sich so vor die Spieler stellt und sie schützt. Man hat wieder mehr dieses Zusammengehörigkeitsgefühl», sagt der Rechtsverteidiger zu «Sky». «Klar merkt man, dass viele von aussen gerne über den FC Bayern reden, wenn es nicht läuft. Für unser Gefühl war es ganz gut, zu sagen, wir lassen da keinen ran und schützen uns gegenseitig.»
Ex-Bayern-Profi Juan Bernat, der von Hoeness während der Pressekonferenz paradoxerweise unter die Räder kam («Er hat Scheissdreck gespielt»), verzichtet auf einen Kommentar zur Abrechnung des Präsidenten. «Ich habe davon gehört, aber ich werde dazu nichts sagen», so der Aussenverteidiger, der seit Sommer bei PSG spielt. «Ich habe als Kind gelernt, dass man dankbar sein muss. Ich werde Bayern München und seinen Fans immer dankbar sein für die vier Jahre, die ich dort verbracht habe. Ich habe gute Erinnerungen an diese Zeit und wünsche Bayern nur das Beste.»