«Lappen weg nach Wiesn-Rausch» Die Skandal-Akte von Jens Lehmann

Syl Battistuzzi

25.9.2024

Jens Lehmann bei einem Gerichtstermin – keine Seltenheit beim Ex-DFB-Goalie.
Jens Lehmann bei einem Gerichtstermin – keine Seltenheit beim Ex-DFB-Goalie.
IMAGO/Sven Simon

Jens Lehmann stellt sich regelmässig selbst ins Abseits. Zuletzt musste der frühere DFB-Goalie seinen Führerschein abgeben, weil er zu viel getrunken hatte. Fast eine Randnotiz in der dicken Skandalakte des 54-Jährigen.

Syl Battistuzzi

Der frühere deutsche Nationaltorwart Jens Lehmann ist seit langem Stammspieler in den Boulevardzeitungen. Kein Wunder, schliesslich liefert der 54-Jährige mit seinem Verhalten auf und vor allem neben dem Platz auch genug Stoff.

Jüngstes Beispiel ist sein Besuch beim Oktoberfest. Dort schaute der 61-fache Internationale tief ins Glas, setzte sich dann aber gemäss einem Bericht der «Bild» noch ans Steuer. «Lappen weg nach Wiesn-Rausch!», lautete die Schlagzeile nach dem feuchtfröhlichen Abend, denn die Polizei stoppte Lehmann und nahm ihm humorlos den Führerschein ab.

Die Episode reiht sich nahtlos in den Lebenslauf vom Lehmann ein, der ja immerhin auch einige sportliche Glanzlichter vorzuweisen hat. So gewann er 1997 mit Schalke 04 den UEFA-Cup, blieb mit Arsenal eine ganze Saison unbesiegt (2003) oder war Torhüter Nummer 1 – vor Erzrivale Oliver Kahn – beim deutschen Sommer-Märchen, als der DFB bei der Heim-WM den dritten Platz belegte. 

Sicher länger als die Erfolge auf dem Rasen ist aber die Liste seiner Eskapaden. Hier eine (unvollständige) chronologische Aufstellung, welche «11Freunde» zusammengetragen hat.

Dauergast bei der Justiz

Bei der EM 24 lästert er in einem Interview über den deutschen Nationalspieler Robert Andrich ab, der sich die Haare pink färbte. Er beginnt mit den Worten «Heutzutage muss man ja vorsichtig sein...», gefolgt von einer 50-sekündigen Tirade, die viele Zuschauer fassungslos zurückliess. «Ich rechne damit, dass die UEFA solche Haarfarben wie die von Andrich verbietet, weil das zu Verwirrungen bei den Gegenspielern führen kann», erklärte Lehmann – und das war noch etwas vom Harmlosesten, was er dazu zu sagen hatte.

Juristisch wurde es Ende 2023. So soll Lehmann in einem Streit einen Dachbalken einer Garage angesägt haben, weil diese ihm den Blick auf den See versperrte. Um nicht ertappt zu werden, soll er sogar das Kabel der Überwachungskamera aus seiner Verankerung gerissen haben. Dummerweise lief die Kamera im Batteriebetrieb weiter, weshalb der Fussballer quasi in flagranti erwischt wurde. Gegen das Urteil – 420'000 Euro Busse – hat Lehmann Rekurs eingereicht.

Ebenfalls vor Gericht antanzen musste er wegen des «Parkticket-Gates». Einerseits soll er seinen E-Porsche aufgeladen haben, ohne den Strom zu bezahlen. Andererseits soll Lehmann sich mit seinem Auto bei der Ausfahrtschranke durchgemogelt haben, um keine Parkgebühren zu bezahlen.

Triple aus Rassismus, Corona-Schwurbelei und Homophobie

2021 verlor Lehmann seinen Posten für sportliche Belange im Aufsichtsrat von Hertha Berlin. Lehmann hatte den ehemaligen deutschen Nationalspieler Dennis Aogo in einer Whatsapp-Nachricht als «Quotenschwarzer» bezeichnet.

Auch 2016 muss Lehmann vor einem Richter auftauchen und insgesamt 42'500 Euro Strafe wegen Beihilfe zur Unfallflucht zahlen. AIs Beifahrer hatte er einem Kollegen geholfen, sich nach einem Unfall möglichst spurlos aus dem Staub zu machen.

Jens Lehmann mit skuriller Psycho-Analyse von Thomas Hitzlsperger.
Jens Lehmann mit skuriller Psycho-Analyse von Thomas Hitzlsperger.
imago/Sportfoto Rudel

Neben rassistischen Entgleisungen hatte Lehmann auch Corona-Verharmlosungen und homophobe Sprüche auf Lager. Seine Antwort auf die Frage, wie er reagiert hätte, wenn er während seiner aktiven Karriere von Thomas Hitzlspergers (früher sein Mitspieler in Stuttgart) Homosexualität gewusst hätte: «Komisch, glaube ich. Man duscht jeden Tag zusammen. (...) Niemand kann seine Gedanken kontrollieren.»

Apropos kontrollieren. Während einer Champions-League-Partie musste der damalige Stuttgart-Goalie einmal ganz dringend – und pinkelte kurzerhand hinter eine Werbebande. 

Selbst vor Mitspieler und Fans machte Jens L. nicht Halt

Oft geriet der streitbare Kicker auch mit Berufskollegen aneinander, selbst wenn sie manchmal im gleichen Team spielten: «11Freunde» beschreibt kurz und bündig über sein Sündenregister: «Für Giovane Elber gab es einen Ellenbogen, für Freiburgs Coulibaly einen Tritt, für Ulf Kirsten einen Finger mit Torwarthandschuh in der Nase, beim VfB Stuttgart für den Mainzer Aristide Bancé ein klassisches Revanchefoul und zu Dortmunder Zeiten für Mitspieler Amoroso eine kapitale Ordnungsschelle.»

Selbst vor Fans machte der streitbare Zeitgenosse keinen Halt. Einem Fan klaute er nach einem Spiel mal schnell die Brille. Ebenfalls keine Freunde machte sich der Fussballer bei seinen Nachbaren am Starnberger See unweit von München. Von dort nahm Lehmann regelmässig den Helikopter, um in Stuttgart am Training teilzunehmen.

Ärger mit der Justiz kennt der Torhüter eh bestens. 2000 wurde Lehmann mit 131 km/h geblitzt. Für die anschliessende Gerichtsverhandlung schickt er aber Bruder Jörg – getarnt mit Sonnenbrille – vor. Der Richter durchschaute das Spiel schnell.

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