«Frustnacht von Berlin» Stimmung im Stadion verärgert DFB-Stars – Matthäus kritisiert Nagelsmann

Von Luca Betschart

19.11.2023

Für Julian Nagelsmann setzt es im dritten Spiel als Bundestrainer die erste Niederlage ab.
Für Julian Nagelsmann setzt es im dritten Spiel als Bundestrainer die erste Niederlage ab.
Bild: Keystone

Im dritten Länderspiel unter Julian Nagelsmann setzt es für Deutschland gegen die Türkei einen Dämpfer ab. Während Lothar Matthäus den Bundestrainer kritisiert, stören sich die Spieler an der Atmosphäre im Berliner Olympiastadion.

Von Luca Betschart

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  • Im dritten Spiel unter Julian Nagelsmann muss die deutsche Nationalmannschaft gegen die Türkei die erste Niederlage einstecken.
  • TV-Experte Lothar Matthäus kritisiert Neo-Coach Julian Nagelsmann und merkt an: «Ich habe gedacht, die Ausprobiererei ist vorbei.»
  • Derweil bemängeln die Spieler die Stimmung im Berliner Olympiastadion. «Man muss sagen, dass wir bei uns in der Hauptstadt ein Auswärtsspiel hatten», sagt etwa Torschütze Niclas Füllkrug.

Im dritten Spiel mit Julian Nagelsmann an der Seitenlinie kann Deutschland den jüngsten Aufwärtstrend nicht bestätigen und kassiert gegen die Türkei die erste Niederlage unter dem Neo-Coach. Vor knapp 73'000 Zuschauern im Olympiastadion muss der EM-Gastgeber eine 2:3-Pleite wegstecken und erlebt dabei die «Frustnacht von Berlin», wie es die «Sportbild» formuliert. 

Allen voran Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus geht nach dem Schlusspfiff mit Trainer und Mannschaft hart ins Gericht. «Das ist natürlich ein Rückschlag, jedes Ergebnis zählt. Dieses Spiel ist ernüchternd gewesen, weil die Türkei das Spiel nicht mit Glück gewonnen hat, sondern verdient», sagt der TV-Experte bei RTL und bemängelt Nagelsmanns taktische Experimente: «Ich habe gedacht, die Ausprobiererei ist vorbei, nachdem Hansi Flick beurlaubt worden ist.»

Mit dem als sehr offensiven linken Verteidiger aufgebotenen Kai Havertz habe die Abwehr noch nie zusammengespielt. «So war es wieder eine Dreierkette, die die deutsche Mannschaft nicht beherrscht», urteilt Matthäus und ist der Meinung: «4-2-3-1, das sollte das Grundsystem der deutschen Mannschaft sein.»

«Wir können jetzt wieder anfangen, alles schwarzzumalen»

Nagelsmann dagegen will die Niederlage nicht an den taktischen Umstellungen festmachen. «Die Taktik ist zweitrangig, es ist immer erst die Emotion. Wenn du da auf 100 Prozent bist, kannst du taktisch auch deutlich schlechter sein. Wenn die Emotionen nicht so sind, musst du taktisch brillant sein, um das Spiel trotzdem positiv zu gestalten», so der 36-Jährige. 

Vielsagend fügt er an: «Wir können jetzt wieder anfangen, alles schwarzzumalen und alles schlecht zu sehen. Das können wir machen, da werden wir aber nicht weiterkommen als Fussball-Nation.» Und so unterstreicht Nagelsmann: «Ich bin weit davon weg, alles negativ zu sehen.»

Ein Auswärtsspiel in Deutschland

Auch Thomas Müller, der gegen die Türkei nicht zum Einsatz kommt, will den Rückschlag nicht überbewerten. «Wir wollen es nicht totanalysieren. Wir lassen uns jetzt nicht unterkriegen, das ist unser Job, dass wir weitermachen.»

Was den 34-Jährigen aber gewaltig wurmt, ist der Fakt, dass sich die Partie im Berliner Olympiastadion für Deutschland wie ein Auswärtsspiel anfühlt. «Das Szenario, hier zu verlieren – wir wollten eigentlich den Fans hier zeigen, dass sie für die falsche Flagge singen. Die Atmosphäre hat uns gewurmt», so Müller. 

Bereits beim Einlaufen wird die DFB-Elf von den zahlreichen Türkei-Fans ausgepfiffen. «Wir wollten eigentlich zeigen: ‹Hey, so nicht!› Aber klar, der Sport und das Leben laufen nicht immer so, wie man sich das wünscht», macht Müller klar. Torschütze Niclas Füllkrug ergänzt: «Man muss sagen, dass wir bei uns in der Hauptstadt ein Auswärtsspiel hatten. Die Türken haben sehr viel Emotionen aufgebaut. Wir kommen dann ins Schwimmen.»