Kommentar Da klatscht der Scheich: Wie City das Financial Fairplay beerdigt

Von Tobias Benz

13.7.2020

Die Chefetage in Manchester freut sich über den Entscheid des CAS und lacht sich ins Fäustchen.
Die Chefetage in Manchester freut sich über den Entscheid des CAS und lacht sich ins Fäustchen.
Bild: Getty

Der internationale Sportgerichtshof CAS hat entschieden: Die zweijährige Champions-Leauge-Sperre gegen Manchester City wird aufgehoben. Das Urteil ist die endgültige Beerdigung der Financial Fairplay Regel (FFP) und eine erneute Bestätigung, dass Superreiche im Fussball tun und lassen können, was sie wollen.

Die 2011 von der UEFA eingeführte FFP-Regel sollte verhindern, dass sich Klubs mit bodenlosen Geldreserven einen zu grossen finanziellen Vorteil verschaffen. Im Kern geht es dabei um die Break-Even-Regel. Diese besagt, dass jeder Klub nur so viel Geld ausgeben darf, wie er einnimmt. Aber was für eine Regel wäre das, wenn sie sich nicht mit ein, zwei Tricks umgehen liesse? Und wir sprechen hier von Fussball – natürlich geht das.

Bei Sponsoring-Einnahmen getrickst

Angeführt von Scheichs aus Abu Dhabi, die afghanische Getreidebauern vor laufender Kamera mit Elektroschocks foltern lassen, um sie anschliessend mit dem brandneuen SUV zu überfahren (Video von ABC-News auf YouTube), kauften sich die «Cityzens» den Weg an die Spitze der Premier League. So liessen sie sich nicht daran hindern, seit 2011 sage und schreibe 1,35 Milliarden Euro für neue Spieler auszugeben, und ihnen irrwitzige Lohnchecks auszustellen. Da fragt man sich, woher ein Verein mit vergleichsweise kleiner Fanbasis die nach FFP benötigten ebenbürtigen Einnahmen hernimmt. Aus Spielerverkäufen kommen diese definitiv nicht: In derselben Zeitspanne spülte die Gesamtheit der Abgänge den vergleichsweise mickrigen Betrag von 483 Millionen Euro in die Kassen.



Wie Dokumente aus den «Football-Leaks» 2018 belegten, trickste Manchester City vor allem bei den Sponsoring-Einnahmen. Die UEFA wurde aufmerksam und kam nach einer Untersuchung im Frühjahr 2020 zum Schluss, die Einnahmen seien überbewertet. Die ganze Fussballwelt befürchtete eine lächerliche Geldstrafe, die der Besitzerfamilie höchstens ein müdes Lächeln abringen würde. Aber die UEFA griff hart durch und setzte die Strafe dort an, wo es wehtut. Manchester City wurde wegen «grober Verstösse» gegen die FFP-Regeln zu einer zweijährigen Champions-League-Sperre verdonnert. Dazu kam eine Busse von 30 Millionen Euro. 



Natürlich legten die «Skyblues» sofort Protest ein und zogen den Fall nach Lausanne vor den CAS. Frei nach dem Motto: ‹Lieber 30 Millionen Euro in Anwälte investieren›, fuhren die arabischen Besitzer mit einer regelrechten Armee an Juristen auf.

Man City dankt Richtern für ihre «Sorgfalt» – das Netz lacht

Die Pointe folgte diesen Montag, als der internationale Sportgerichtshof das Urteil tatsächlich aufhob und City für (fast) unschuldig befand. Der aufgrund seiner bisweilen intransparenten Finanzierung durch verschiedene Verbände oft in der Kritik stehende Gerichtshof sah plötzlich keine «groben Verstösse» mehr – lediglich die Geldstrafe bleibt bestehen, wurde aber von 30 auf 10 Millionen Euro gesenkt. Es ist der erneute Beweis dafür, dass der Fussball immer noch kein Antidot gegen die bodenlosen Geldbörsen der Superreichen gefunden hat.



Und wer mag es den Richtern in Lausanne verübeln, im Angesicht der mächtigen Scheiche aus Abu Dhabi ein Auge zuzudrücken? Als der damalige UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino 2014 in einem ähnlichen Fall dafür sorgte, den Besitzern von PSG und Manchester City das Leben zu erleichtern, trat FFP-Chefermittler Brian Quinn mit sofortiger Wirkung zurück. Ob er dies aus freien Stücken, aus Frust oder aus Angst tat, wird die Welt wohl nie erfahren – Infantino hingegen wehte es kurz darauf statt der Entlassung die Beförderung ins Haus und der Walliser darf sich seither FIFA-Präsident nennen.

Manchester City freut sich natürlich über den Entscheid und bedankt sich am Montag bei den Richtern «für ihre Sorgfalt und den von ihnen durchgeführten ordnungsgemässen Ablauf». Was sich wie ein schlechter Trump-Spruch anhört, ist schwarz auf weiss bei Twitter und auf der Homepage von Manchester City zu lesen und Sinnbild für die endgültige Beerdigung des Financial Fairplay – wenn es denn überhaupt jemals existiert hat.

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