Die Nati feiert einen Prestigesieg gegen Schweden, die aktuelle Nummer 1 der Welt. Weil Italien überraschend Weltmeister Spanien schlägt, ist der Abstieg dennoch Tatsache. Die Schweizerinnen in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
- 6 – Sackstark
- 5 – Gut
- 4 – Genügend
- 3 – Schwach
- 2 – Sehr schwach
- 1 – Unterirdisch
Torhüterin
Elvira Herzog
Die 23-jährige Torhüterin von RB Leipzig erhält den Vorzug gegenüber Werder Bremens Livia Peng. Und Herzog zahlt das Vertrauen mit einer starken Leistung zurück. Bei Flankenbällen ist sie nicht immer ganz stilsicher, dennoch sind ihre Interventionen wichtig. Über fehlendes Wettkampfglück kann sie sich allerdings auch nicht beklagen, dreimal landet der Ball an der Torumrandung. In der siebten Minute der Nachspielzeit wird sie quasi mit dem Schlusspfiff ein letztes Mal geprüft und hält den Distanzschuss aus rund siebzehn Metern fest.
Rechte Aussenverteidigerin
Noelle Maritz
Die 27-Jährige findet auch unter Druck spielerische Lösungen. Aber über ihre Seite wird es in der zweiten Halbzeit oft gefährlich, weil sich Maritz weit ins Zentrum ziehen lässt und die Schwedinnen so mehrmals viel Zeit haben, um den Ball anzunehmen und zur Mitte zu flanken. Weil die Schweizerinnen über weite Strecken hinten reingedrückt werden, bietet sich Maritz kaum einmal die Chance, sich über den Flügel in die Offensive miteinzuschalten. In den Schlussminuten wirkt sie ziemlich ausgepumpt, aber sie kann sich auch wirklich nicht über mangelnde Arbeit beklagen.
Innenverteidigerin
Luana Bühler
Die Tottenham-Verteidigerin hält die Abwehr zusammen, gewinnt einige wichtige Kopfballduelle oder steht einfach am richtigen Ort und kann so eine Situation entschärfen. Bühler hält auch am frühen Schweizer Treffer Aktien, da sie mit ihrer Präsenz im gegnerischen Strafraum eine Gegenspielerin daran hindert, den Flankenball zu klären. Im Spielaufbau hat sie schon mutiger gespielt, womöglich ist dies auch den schwierigen Platzverhältnissen geschuldet.
Innenverteidigerin
Julia Stierli
Schon nach wenigen Sekunden nimmt sie den Ball nicht sauber mit und schon schiesst der Puls ein erstes Mal in die Höhe. Auch schleichen sich bei der FCZ-Verteidigerin ein paar unsaubere Zuspiele zu viel ein. Die 26-Jährige hat sicher noch Luft nach oben, hält aber defensiv insgesamt doch ziemlich gut dagegen.
Linke Aussenverteidigerin
Eseosa Aigbogun
Mit der AS Roma eilt Aigbogun von Sieg zu Sieg, das gibt Selbstvertrauen und das merkt man ihr auch an. Ihre Defensivaktionen haben Hand und Fuss, kaum einmal wird es über ihre Seite richtig gefährlich, allerdings lancieren die Schwedinnen auch mehr Angriffe über die andere Seite. Kurios ist, was sich direkt nach der Pause abspielt. Als die Partie wieder angepfiffen wird, da fehlt von Aigbogun jede Spur – zum Glück fehlt sie nur ein paar Sekunden und das Ganze bleibt eine lustige Randnotiz.
Mittelfeldspielerin
Géraldine Reuteler
Reuteler macht einen Sprint übers halbe Feld, wird mustergültig angespielt, und zieht ab – ihr Schuss wird allerdings geblockt und beim zweiten Versuch fehlt dann die Power im Abschluss – da sind gerade mal 30 Sekunden gespielt. Fünf Minuten später glänzt sie dann wie schon zuletzt gegen Spanien als Assistgeberin, ihre Flanke zur Mitte ist perfekt getimt. Stark auch, wie die Frankfurt-Söldnerin nach Schweizer Ballverlusten sofort in die Defensive umschaltet. In der 55. Minute hat die 24-Jährige dann Glück, dass die Pfeife der Schiedsrichterin nach einem vermeintlichen Foul im eigenen Sechzehner stumm bleibt. In der 70. Minute wird die in der ersten Halbzeit für ein taktisches Foul verwarnte Reuteler ausgewechselt.
Mittelfeldspielerin
Lia Wälti (C)
Es ist immer wieder beeindruckend, wie Wälti in der Lage ist, mit kleinen Körpertäuschungen aufsässige Gegnenspielerinnen abzuschütteln. Sie ist kaum vom Ball zu trennen und lässt sich nie aus der Ruhe bringen, auch unter Druck landen ihre Zuspiele fast immer bei der Mitspielerin. In der 53. Minute klärt nach einem riesen Tohuwabohu erst Coumba Sow auf der Linie, Sekundenbruchteile später tut es ihr Lia Wälti gleich. Eine solche Leistung abzuliefern, nachdem sie zwei Tage zuvor wegen Unwohlseins noch das Training sausen lassen musste, da kann man nur den Hut ziehen.
Mittelfeldspielerin
Coumba Sow
Nach 19 Sekunden leitet Sow mit einem herrlichen Aussenristpass die erste Topchance der Schweiz ein. Vor allem aber überzeugt die Spielerin des FC Basel, dem Leader der Women's Super League, kämpferisch. Schon öfters hat sie in der Vergangenheit gezeigt, dass sie in grossen Spielen in der Lage ist, das Beste aus sich herauszuholen. In der 53. Minute klärt sie, wie bereits bei Lia Wälti erwähnt, auf der Linie. Das wäre allerdings gar nicht nötig gewesen, hätte sie unmittelbar zuvor den Kopfball der Schwedin ins Aus segeln lassen, stattdessen köpft sie ihn zurück in die Gefahrenzone.
Rechte Stürmerin
Alisha Lehmann
Bei Publikumsliebling Alisha Lehmann wirkt es oft so, als sei sie mit angezogener Handbremse unterwegs. Es gibt gegen Schweden die eine oder andere Aktion, wo man sich wünschen würde, dass sie mit Tempo ins Eins-gegen-Eins geht, doch ihr fehlt derzeit der Mut zum Risiko. So vermag sie letztlich bis zu ihrer Auswechslung in der 70. Minute keinerlei Akzente zu setzen in der Offensive.
Hängende Spitze
Ramona Bachmann
Bachmann fällt ein paar Mal mit ihrer feinen Klinge auf. In der 6. Minute etwa lässt sie zwei Schwedinnen stehen, indem sie sich einmal um ihre Achse dreht, um dann auf die freistehende Reuteler zu passen, die das 1:0 vorbereitet. Ganz besonders in der zweiten Halbzeit sind dann vorwiegend andere Qualitäten gefragt, da die Schwedinnen das Zepter übernehmen. Und so setzt Bachmann in der 79. Minute am eigenen Sechzehner zu einer Grätsche an und hindert so eine Schwedin an einem potenziell gefährlichen Abschluss. Kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit wird Bachmann, die bei PSG nicht viel Spielzeit erhält, ausgewechselt. Nur ein Krampf oder doch mehr?
Linke Stürmerin
Ana-Maria Crnogorcevic
Nach wenigen Sekunden wird Crnogorcevic von Sow lanciert und spielt dann einen überlegten Pass in den Rückraum, wo Reuteler zum Abschluss kommt. Fünf Minuten später nickt sie aus fünf Metern eiskalt zum 1:0 ein. Es ist im 154. Länderspiel ihr 72. Tor. Die Schweizer Rekordtorschützin fühlt sich im Sturm definitiv wohler als auf der rechten Abwehrseite, wo sie zuletzt unter Inka Grings zwei Mal eingesetzt wurde. Defensivarbeit verrichtet sie aber auch so, Crnogorcevic spult einige Kilometer ab, um hinten auszuhelfen.
Eingewechselte Spielerinnen
Ab 70. Minute für Reuteler
Meriame Terchoun
Zu kurzer Einsatz für eine Benotung.
Ab 70. Minute für Lehmann
Alayah Pilgrim
Zu kurzer Einsatz für eine Benotung.
Ab 89. Minute für Bachmann
Seraina Piubel
Zu kurzer Einsatz für eine Benotung.
Die Highlights im Video
Telegramm
Schweiz – Schweden 1:0 (1:0)
Luzern. – 3938 Zuschauer. – SR Klarlund (DEN). – Tor: 6. Crnogorcevic (Reuteler) 1:0.
Schweiz: Herzog; Maritz, Bühler, Stierli, Aigbogun; Reuteler (70. Terchoun), Wälti, Sow; Lehmann (70. Pilgrim), Bachmann (89. Piubel), Crnogorcevic.
Schweden: Falk; Björn (62. Nilden), Sembrant, Ilestedt, Andersson (74. Sandberg); Angeldal, Asllani, Lundkvist (81. Hurtig); Rytting Kaneryd, Blackstenius (62. Anvegard), Janogy (74. Vinberg).
Bemerkungen: Schweiz ohne Riesen (krank). 55. Pfostenschuss Asllani. 65. Pfostenschuss Janogy. Verwarnungen: 28. Reuteler. 84. Pilgrim. 87. Terchoun.
Rangliste: 1. Spanien 4/12. 2. Schweden 5/7. 3. Italien 4/4. 4. Schweiz 5/3.