Knall in Dortmund BVB bestätigt Favre-Entlassung: «Als Fachmann und Mensch ist er über jeden Zweifel erhaben»

wer / sda

13.12.2020

Endet Lucien Favres Zeit in Dortmund am 13. Dezember 2020? Noch steht eine offizielle Bestätigung aus.
Endet Lucien Favres Zeit in Dortmund am 13. Dezember 2020? Noch steht eine offizielle Bestätigung aus.
Bild: Keystone

Borussia Dortmund hat die Trennung von Trainer Lucien Favre offiziell bestätigt. Bis zum Saisonende soll der bisherige Favre-Assistent Edin Terzic die Mannschaft betreuen, wie der Bundesligist mitteilt.

Favre, der eigentlich einen Vertrag bis 2021 hatte, war seit zwei Jahren im Amt. Der zweifache Vize-Meister war 896 Tage im Amt gewesen. 

Favres Bilanz bei der Borussia: 110 Spiele, 68 Siege, 17 Unentschieden, 25 Niederlagen. Die vergangenen drei Heimspiele (Bayern, Köln, Stuttgart) wurden alle verloren. Durch die Pleite gegen den VfB ist der BVB in der Liga auf Platz fünf abgerutscht.

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke lässt sich via Twitter wie folgt zitieren: «Wir alle sind Lucien Favre dankbar für seine hervorragende Arbeit in den vergangenen zweieinhalb Jahren, in denen er mit seinem Team zwei Vizemeisterschaften errungen hat. Als Fachmann und als Mensch ist Lucien Favre über jeden Zweifel erhaben.»

Bester BVB-Punkteschnitt aller Zeiten

Favre nannte das Debakel gegen Stuttgart am Samstagabend eine «Katastrophe». Bereits bei der 1:2-Niederlage vor zwei Wochen gegen Köln und beim 1:1 vor einer Woche in Frankfurt war die Mannschaft unter den eigenen Ansprüchen geblieben, der Rückstand der fünftklassierten Dortmunder auf Titelverteidiger Bayern München beträgt nach elf Runden fünf Punkte.

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Trotz der jüngsten Krise liest sich Favres Bilanz seiner gut zweijährigen Amtszeit in Dortmund positiv. Sowohl 2019 als auch 2020 führte er den BVB in der Bundesliga souverän auf Platz 2 hinter Bayern München, das derzeit beste Team Europas – mit dem besten Punkteschnitt eines Dortmund-Trainers aller Zeiten. In der Champions League erreichte der BVB unter Favre jeweils die Achtelfinals, wo er im vergangenen Frühjahr am späteren Finalisten Paris Saint-Germain knapp scheiterte. Die am Mittwoch zu Ende gegangene Gruppenphase schlossen die Dortmunder auf Platz 1 ab.

Top-Adresse für Ausnahmetalente

Unter Favre wurde die Borussia zur europäischen Top-Adresse für Ausnahmetalente. Jadon Sancho entwickelte sich zu einem der meist umworbenen Spieler, ehe der Engländer in diesem Herbst in ein Leistungsloch fiel. Der derzeit verletzte Norweger Erling Haaland gilt bereits jetzt als der Mittelstürmer der Zukunft, beim BVB erzielte er im Durchschnitt mehr als einen Treffer pro Spiel. Auch der von Favre geförderte Amerikaner Giovanni Reyna und der erst vor wenigen Wochen 16 Jahre alt gewordene Youssoufa Moukoko dürften dem BVB dereinst Millionen einbringen. Der Engländer Jude Bellingham oder der Brasilianer Reinier sind weitere vielversprechende Talente, die dem exzellenten Ruf Favres als Ausbilder gefolgt sind.

Vier von fünf Spielen gegen den Erzrivalen verloren

Trotz der guten Arbeit geriet Favre im Ruhrpott allerdings bereits früh in die mediale Kritik. Auslöser war die erste Saison unter dem Romand, als der BVB einen zwischenzeitlichen Vorsprung von neun Punkten auf Bayern München noch aus der Hand gab. Zudem zogen die Dortmunder in den Direktduellen mit dem Rekordmeister fast immer den Kürzeren; vier von fünf Partien gegen die Bayern unter Favre verlor der BVB, zwei davon sehr deutlich. Auch deswegen flachte das mediale Getöse um Favre nie ab, obwohl das Dortmunder Kader qualitativ deutlich schwächer besetzt ist als dasjenige der Bayern.

Vor seinem Wechsel nach Dortmund im Sommer 2018 trainierte Favre den Ligue-1-Klub Nice. In der Bundesliga war der ehemalige Meistertrainer des FC Zürich bereits bei Hertha Berlin und Borussia Mönchengladbach tätig.


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