Am 22. Juni 2018 trafen die Schweiz und Serbien an der WM in Russland in Kaliningrad aufeinander. Die Schweiz gewann das zweite Gruppenspiel 2:1 und legte mit dem Sieg den Grundstein für den Vorstoss in die Achtelfinals. Wegen der «Doppeladler-Affäre» rückte das Resultat jedoch in den Hintergrund.
Die Schweizer gerieten durch ein Tor von Aleksandar Mitrovic früh in Rückstand. Granit Xhaka erzielte in der 52. Minute den Ausgleich, Xherdan Shaqiri in der 90. der Siegtreffer. Ausgerechnet Xhaka und Shaqiri, die Spieler mit Wurzeln im Kosovo, schossen die Schweizer Tore. Beim Torjubel formten sie mit ihren Händen einen Doppeladler, das albanische Symbol für die Abgrenzung Kosovos von Serbien. Captain Stephan Lichtsteiner stimmte ebenfalls mit ein.
Vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Serbien und Kosovo, der Familienangehörige und Verwandte in Mitleidenschaft zog, sowie den Provokationen im Vorfeld war die Partie für Xhaka und Shaqiri eine besonders emotionale Angelegenheit. Mit ihrem Jubel lösten sie hitzige Debatten aus. Serbien fühlte sich massiv provoziert, in der Schweiz flammte die Diskussion um die Doppelbürger im Nationalteam neu auf, fühlten sich manche vor den Kopf gestossen, weil sich Schweizer Nationalspieler mit ihrem Herkunftsland verbunden fühlen.
Keine gute Falle
Auch der Schweizerische Fussballverband machte keine gute Falle. Unter anderem verschloss sich Nationalcoach Vladimir Petkovic komplett. Und der damalige Generalsekretär Alex Miescher irritierte Tage nach dem Vorfall in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» und der «Neuen Zürcher Zeitung» mit der Frage, ob man Doppelbürger wolle.
Xhaka, Shaqiri und deren Familien wurden im Nachgang mit allerhand Drohungen und Hassbotschaften eingedeckt. An der WM war die Luft nach dem Serbien-Match draussen. Mit einem 1:1 gegen Costa Rica schaffte die Mannschaft zwar den Vorstoss in die Achtelfinals, dort schied sie aber mit einem enttäuschenden 0:1 gegen Schweden aus.
«Köpferollen»
Der Doppeladler hatte im Nationalteam schon 2014 für Diskussionen gesorgt. Damals ging es um den Balkangraben innerhalb der Mannschaft. In Russland erreichte die Geste, die der Verband seinen Spielern eigentlich untersagt hatte, eine neue Dimension. Im Verband kam es zum «Köpferollen». Unter anderem mussten Generalsekretär Miescher sowie Kommunikationschef Marco von Ah gehen. Dominique Blanc wurde Nachfolger des Präsidenten Peter Gilliéron, der sich nicht mehr zur Wiederwahl stellte.
Nach intensiver Aufarbeitung, auch durch externe Gremien, wurden die Aufgabenbereiche der Führung neu definiert und der Posten des Nationalmannschafts-Direktors geschaffen. Der 61-jährige Pierluigi Tami besetzt diesen seither und bündelt in dieser Funktion den Grossteil der Kommunikationsaufgaben. Der Generalsekretär übernimmt keine öffentlichen Aufgaben mehr.
jos, sda